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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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alles.“
    „ Das ist alles?“, wiederholte Robbie. „In nicht einmal sechs
Stunden findet die Hinrichtung statt, und wir haben nur eine
geringe Chance, sie aufzuhalten. Der Staat Texas ist im Begriff,
einen Unschuldigen hinzurichten, und ich sitze hier mit dem wahren
Mörder, der für das, was er getan hat, plötzlich eine Belohnung
will.“
    „ Wer sagt, dass ich der wahre Mörder bin?“
    „ Sie“, platzte es aus Reith heraus. „Sie haben zu mir gesagt,
dass Sie sie getötet haben und wissen, wo die Leiche vergraben ist,
weil Sie sie vergraben haben. Jetzt hören Sie schon auf, uns auf
den Arm zu nehmen.“
    „ Wenn ich mich recht erinnere, hat ihr Vater einen Haufen Geld
zur Belohnung ausgesetzt, als man versucht hat, sie zu finden. So
um die zweihunderttausend Dollar. Stimmt das, Mr. Flak?“
    „ Das war vor neun Jahren. Und falls Sie glauben, dass Sie
Anspruch auf die Belohnung haben, haben Sie sich getäuscht.“ Robbie
klang beherrscht, doch es war klar, dass er gleich explodieren
würde.
    „ Warum wollen Sie Geld?“, fragte Reith. „Sie haben doch gesagt,
dass Sie in ein paar Monaten tot sind. Der Gehirntumor, schon
vergessen?“
    „ Vielen Dank, dass Sie mich daran erinnern.“
    Robbie starrte Boyette mit unverhohlenem Hass an. In diesem
Moment hätte er sein letztes Hemd für eine eidesstattliche
Erklärung gegeben, die die Wahrheit bestätigte und seinen Mandanten
vielleicht rettete. Boyette verzog das Gesicht und fing an, sich
den kahlgeschorenen Kopf zu reiben. Er legte die Handflächen auf
die Schläfen und drückte so fest zu, wie es nur ging, als ob Druck
von außen den Druck von innen lindern könnte.
    „ Haben Sie einen Anfall?“ Keith erhielt keine Antwort auf seine
Frage. „Er hat Anfälle“, sagte er zu Robbie, als wäre diese
Erklärung dienlich. „Koffein hilft.“
    Robbie stand auf und verließ das Zimmer. Vor seinem Büro sagte
er zu Aaron und Pryor: „Der Scheißkerl will Geld.“ Dann ging er in
die Rüche, schnappte sich eine Kanne mit abgestandenem Kaffee und
zwei Pappbecher und kehrte in sein Büro zurück. Er goss einen
Becher für Boyette ein, der zusammengekrümmt dasaß, die Ellbogen
auf den Knien, das Gesicht in den Händen. „Ich habe Kaffee für
Sie“, sagte Robbie.
    Reine Antwort.
    „ Mir wird schlecht. Ich muss mich hinlegen“, sagte Boyette
schließlich.
    „ Nehmen Sie das Sofa.“ Robbie zeigte auf die Couch, die auf der
anderen Seite des Büros stand.
    Mühsam stand Boyette auf und schaffte es mit Reiths
Unterstützung bis zum Sofa, wo er den Kopf in den Armen vergrub und
die Knie zur Brust zog. „Könnten Sie den Raum verdunkeln?“, fragte
er. „Es geht gleich wieder.“
    „ Für so etwas haben wir keine Zeit!“ Robbie musste an sich
halten, um nicht loszubrüllen.
    „ Bitte. Nur eine Minute“, jammerte Boyette, der wie Espenlaub
zitterte und nach Luft rang. Keith und Robbie verließen das Büro
und gingen in den Besprechungsraum. Nach kurzer Zeit kamen die
übrigen Mitarbeiter der Kanzlei hinzu, und Robbie stellte Reith
seinem Team vor. Als das Essen gebracht wurde, wurde es hastig
hinuntergeschlungen.
     

Chapter
21
     
    Sie kamen um Punkt zwölf Uhr, um Donte zu holen. Keine Minute
vorher, keine Minute nachher. Es lief alles wie am Schnürchen. An
der Metalltür hinter Donte klopfte es dreimal laut. Er sprach
gerade mit Cedric, doch als es Zeit wurde, verlangte er nach seiner
Mutter. Roberta stand hinter Cedric, Andrea und Marvin neben sich.
Alle vier hatten sich in die winzige Kammer gedrängt, alle vier
weinten, gaben sich keine Mühe mehr, die Tränen zurückzuhalten.
Seit Stunden hatten sie die Uhr im Auge behalten, und es gab nichts
mehr zu sagen. Cedric tauschte den Platz mit Roberta, die den
Telefonhörer nahm und ihre Hand auf das Plexiglas legte. Donte tat
das Gleiche von der anderen Seite. Seine drei Geschwister umarmten
sich hinter ihrer Mutter, Andrea in der Mitte und am Rande eines
Zusammenbruchs.
    „ Mom, es tut mir leid, dass es so endet“, sagte
Donte.
    „ Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast nichts
Unrechtes getan.“
    Donte wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
„Ich wäre so gern vor Dads Tod hier rausgekommen. Ich wollte, dass
er mich als freien Mann sieht. Er sollte wissen, dass ich nichts
Unrechtes getan habe.“
    „ Das wusste er. Dein Dad hat nie an dir gezweifelt. Als er
starb, hat er gewusst, dass du unschuldig bist.“ Sie wischte sich
mit einem Papiertuch über das Gesicht.

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