Geständnis
sind wir da.“
„ Beeilen Sie sich.“ Robbie schaltete die Freisprecheinrichtung
ab und sah sein Team an. Seine Mitarbeiter saßen am Tisch und
beobachteten ihn. „Wenn Boyette hier reinkommt und zehn Leute ihn
anstarren, könnte ihn das einschüchtern“, sagte Robbie. „Am besten
tun wir so, als wäre es was ganz Normales. Ich werde ihn mit in
mein Büro nehmen und ihm dort die ersten Fragen
stellen.“
Die Akte über Boyette wurde immer dicker. Sie hatten
Unterlagen über seine Verurteilungen in vier Bundesstaaten und
einige Details über seine Haftstrafen im Internet gefunden,
außerdem den Anwalt aufgetrieben, der ihn nach seiner Verhaftung in
Slone kurze Zeit vertreten hatte. Der Anwalt konnte sich vage an
ihn erinnern und hatte die Akte in die Kanzlei bringen lassen. Sie
hatten eine eidesstattliche Erklärung von der Besitzerin des Rebel
Motor Inn, einer gewissen Inez Gaffney, die sich nicht mehr an
Boyette erinnern konnte, seinen Namen aber in einem alten Gästebuch
von 1998 gefunden hatte. Sie hatten die Baugenehmigung und die
Baupläne für die Lagerhalle in Monsanto, bei deren Errichtung
Boyette angeblich im Spätherbst des fraglichen Jahres mitgearbeitet
hatte.
Carlos räumte den Konferenztisch auf. Dann warteten
sie.
Als Keith vor dem Bahnhof parkte und die Autotür öffnete,
hörte er in einiger Entfernung Sirenen und nahm den Geruch von
Rauch wahr. Ihm war klar, dass es Ärger gegeben hatte.
„ Gestern Abend ist die First-Baptist-Kirche abgebrannt“,
erklärte Aaron, während sie die Treppe zur alten Laderampe
hochgingen. „Und jetzt steht da drüben eine Kirche der Schwarzen in
Flammen.“ Er wies mit dem Kopf nach rechts, als würde er davon
ausgehen, dass Keith sich in der Stadt auskannte.
„ Sie brennen Kirchen nieder?“, fragte Keith. „Sie haben's
erfasst.“
Boyette kämpfte sich, auf seinen Stock gestützt, die Treppe
hoch, dann betraten sie die Kanzlei. Fanta tat so, als wäre sie mit
ihrem Computer beschäftigt, und hob kaum den Blick.
„ Wo ist Robbie?“, fragte Fred Pryor. Sie wies mit dem Kopf nach
hinten.
Robbie wartete im Besprechungsraum auf sie. Etwas unbeholfen
stellten sie sich einander vor. Boyette sträubte sich, zu sprechen
oder Hände zu schütteln. Plötzlich sagte er zu Robbie: „Ich kann
mich an Sie erinnern. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen, nach der
Verhaftung des Jungen. Sie waren wütend und haben fast in die
Kamera gebrüllt.“
„ Stimmt. Und wo waren Sie?“
„ Hier, Mr. Flak. Ich habe mir alles angesehen und konnte nicht
glauben, dass sie den Falschen verhaftet hatten.“
„ Sie sagen es - es war der Falsche.“ Robbie Flak, der nervös
und schnell erregbar war, gelang es nur mit Mühe, sich zu
beherrschen. Er wollte Boyette ohrfeigen, wollte sich den Stock
schnappen und ihn bewusstlos prügeln, ihn für eine lange Liste von
Übergriffen ohrfeigen. Er wollte ihn mit bloßen Händen töten.
Stattdessen gab er sich ruhig und gelassen. Mit barschen Worten
würde er Donte jetzt nicht helfen.
Sie verließen den Besprechungsraum und gingen in Robbies Büro.
Aaron und Fred Pryor blieben draußen und warteten auf das, was als
Nächstes kam. Robbie wies auf einen kleinen Tisch in der Ecke. Sie
setzten sich. „Darf ich Ihnen einen Kaffee oder etwas anderes zu
trinken anbieten?“, fragte er fast freundlich. Er starrte Boyette
an, der seinen Blick, ohne zu blinzeln, erwiderte.
Keith räusperte sich. „Ich bitte Sie ja nicht gern um einen
Gefallen, aber wir haben schon seit einer Ewigkeit nichts mehr
gegessen. Wir sind am Verhungern.“
Robbie griff zum Telefon, rief Carlos an und bestellte
Sandwiches und Mineralwasser.
„ Mr. Boyette, es bringt nichts, wenn wir um den heißen Brei
herumreden. Lassen Sie uns hören, was Sie zu sagen
haben.“
Das nervöse Zucken, die Pause. Boyette rutschte unruhig auf
seinem Stuhl herum und konnte Robbie plötzlich nicht mehr in die
Augen sehen. „Zuerst möchte ich wissen, ob es eine Belohnung
gibt.“
Keith ließ den Kopf hängen. „Um Himmels willen.“
„ Das meinen Sie nicht im Ernst, oder?“, fragte
Robbie.
„ Ich glaube, im Moment ist alles Ernst, Mr. Flak“, erwiderte
Boyette. „Oder sind Sie da anderer Meinung?“
„ Das ist das erste Mal, dass von einer Belohnung die Rede ist.“
Keith war völlig aus der Fassung geraten.
„ Ich habe schließlich Bedürfnisse“, sagte Boyette. „Ich habe
keinen Cent, und meine Verdienstaussichten sind gleich null. Ich
will es nur wissen, das ist
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