Geständnis
ergibt, dass er zum Zeitpunkt des
Mordes hier war. Der Mann saß bei Ihnen im Gefängnis, als Donte
Drumm eingesperrt wurde. Außerdem enthält jeder Ordner eine Kopie
von Boyettes langem Vorstrafenregister und eine Liste seiner
Gefängnisaufenthalte. Seine eidesstattliche Erklärung ist auch
dabei, doch die müssen Sie nicht unbedingt lesen. Es handelt sich
um eine detaillierte Schilderung von Entführung, sexueller
Nötigung, Mord und Vergraben der Leiche, aber die Geschichte haben
Sie mittlerweile bestimmt schon ein Dutzend Mal im Fernsehen
gesehen. Weiterhin finden Sie in Ihrem Ordner eine von Joey Gamble
gestern unterzeichnete eidesstattliche Erklärung, mit der dieser
bestätigt, vor Gericht gelogen zu haben. Noch Fragen?“
Schweigen.
„ Ich habe mich aus Respekt gegenüber Nicoles Familie für diese
Vorgehensweise entschieden“, führ Robbie fort. „Ich bezweifle, dass
irgendwer von Ihnen den Mumm hat, Reeva Pike heute Abend
gegenüberzutreten und ihr die Wahrheit zu sagen, aber zumindest
haben Sie Gelegenheit dazu. Es wäre eine Schande, wenn sie von
Dritten davon erfahren müsste. Jemand sollte sie heute noch
informieren. Irgendwelche Kommentare? Hat keiner was zu
sagen?“
Schweigen.
Der Bürgermeister räusperte sich und fragte leise: „Wann wird
die Öffentlichkeit informiert?“
„ Ich habe die Behörden in Missouri gebeten, damit bis morgen zu
warten. Um neun Uhr morgens gebe ich eine
Pressekonferenz.“
„ Du lieber Gott, Robbie, ist das wirklich nötig?“, platzte der
Bürgermeister heraus.
„ Für Sie immer noch Mr. Flak, Bürgermeister, und ja, das ist
absolut notwendig. Die Wahrheit muss ans Licht. Nachdem Polizei und
Staatsanwaltschaft neun Jahre lang alles getan haben, um sie zu
unterdrücken, ist jetzt endlich die Zeit der Wahrheit gekommen.
Endlich werden die Lügner überführt werden. Nach neun Jahren und
der Hinrichtung eines Unschuldigen soll die Welt wissen, dass
Dontes Geständnis Humbug war, und ich werde erklären, mit welcher
Brutalität Detective Rerber es erzwungen hat. Besonders ausführlich
werde ich mich mit den Lügen vor Gericht befassen - mit Joey Gamble
und dem Mithäftling, der als Zeuge ausgesagt hat, weil Rerber und
Roffee ihm dafür Strafminderung versprochen hatten. Und ich werde
die ganze schmutzige Prozesstaktik in allen Einzelheiten schildern.
Vermutlich wird sich die Gelegenheit ergeben, alle daran zu
erinnern, dass Mr. Roffee während des Verfahrens eine Affäre mit
der Richterin hatte - nur für den Fall, dass das in Vergessenheit
geraten sein sollte. Schade, dass der Spürhund nicht mehr lebt -
wie hieß er noch?“
„ Yogi“, soufflierte Carlos.
„ Wie konnte ich das vergessen? Schade, dass Yogi nicht mehr
lebt, sonst hätte ich ihn noch einmal in aller Öffentlichkeit
>blödes Arschloch< nennen können. Es könnte eine lange
Pressekonferenz werden. Sie sind selbstverständlich eingeladen.
Haben Sie noch Fragen? Möchten Sie sich irgendwie
äußern?“
Paul Roffees Mund öffnete sich leicht, als wollte er etwas
sagen, aber offenbar fehlten ihm die Worte.
Robbie war noch lange nicht fertig. „Und nur damit Sie wissen,
was in den nächsten Tagen auf Sie zukommt: Montagmorgen reiche ich
mindestens zwei Klagen ein, eine hier bei einem texanischen Gericht
gegen Sie, die Stadt, das County und den halben Staat Texas. Eine
zweite Klage wird beim Bundesgericht eingereicht, und zwar wegen
Verletzung der Bürgerrechte mit einer langen Liste von Vorwürfen.
Da sind Sie natürlich ebenfalls Beklagte. Wenn ich einen weiteren
Klagegrund finde, reiche ich vielleicht noch ein oder zwei Klagen
mehr ein. Außerdem habe ich vor, mich an das Justizministerium zu
wenden und eine Untersuchung zu verlangen. In Ihrem Fall, Koffee,
plane ich eine Beschwerde wegen Fehlverhaltens bei der
Juristenvereinigung von Texas. Nicht dass ich dort auf großes
Interesse stoßen werde, aber das Verfahren an sich wird Ihnen das
Genick brechen. Vielleicht denken Sie mal über einen Rücktritt
nach. Und Sie, Kerber, sollten ganz dringend überlegen, ob Sie
nicht vorzeitig in Rente gehen wollen. Eigentlich gehören Sie
rausgeworfen, aber ich bezweifle, dass Bürgermeister und Stadtrat
die Courage aufbringen. Radford, Sie waren stellvertretender
Polizeichef, als die Ermüdungen aus dem Ruder liefen. Sie verklage
ich auch. Aber nehmen Sie es nicht persönlich, ich verklage
alle.“
Der Polizeichef erhob sich bedächtig und ging zur
Tür.
„ Sie verlassen uns, Mr. Radford?“, fragte
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