Geständnis
Drumm gelenkt
zu haben.
Joey Gamble sah zu. Er war bei seiner Mutter in Slone. Sein
Vater war unterwegs, seine Mutter brauchte ihn. Er hatte ihr die
Wahrheit gesagt, und das war nicht gut angekommen. Jetzt war er
entsetzt, dass seine Verfehlungen in solch schockierender Weise in
die Welt hinausposaunt wurden. Er hatte sich darauf eingestellt,
dass es unangenehm werden würde, wenn er reinen Tisch machte, aber
dass es so schlimm werden würde, hatte er nicht
erwartet.
„ Joey Gamble hat mehrfach gelogen“, verkündete Flak mit
Donnerstimme, und Joey hätte fast zur Fernbedienung gegriffen. „Und
jetzt gibt er es zu!“
Joeys Mutter war oben in ihrem Schlafzimmer, weil sie ihn im
Augenblick nicht sehen wollte. „Du bist mitschuldig am Tod dieses
Jungen“, hatte sie mehr als einmal gesagt, obwohl Joey diese
Erinnerung wahrlich nicht brauchte.
„ Nach der von Inkompetenz geprägten Ermittlung, der Farce von
einem Prozess und dem Fehlurteil möchte ich mich jetzt dem Texas
Court of Criminal Appeals zuwenden. Dieses Gericht entschied im
Februar 2001 über Dontes Revision. Die Leiche von Nicole Yarber war
immer noch nicht gefunden. Das Gericht stellte fest, im Verfahren
seien keinerlei objektive Beweise vorgelegt worden. Das Gericht
reagierte ein wenig irritiert auf die Lügen des Mithäftlings. Es
äußerte leichte Zweifel an Dontes Geständnis, wollte aber Richterin
Grale nicht dafür kritisieren, dass sie den Geschworenen erlaubt
hatte, es zu hören. Es meinte, Spürhunde seien in einem solch
schwerwiegenden Verfahren >kein ideales Beweismittel<. Aber
insgesamt sah das Gericht kein Problem. Es entschied sich mit neun
Stimmen für die Bestätigung des Urteils, niemand sprach sich für
eine Aufhebung aus.“
Milton Prudlowe, der Vorsitzende Richter des TCCA, verfolgte
die Übertragung ebenfalls. Ein hektischer Anruf seines Büroleiters
hatte ihn auf die Pressekonferenz aufmerksam gemacht, und nun saß
er mit seiner Frau in der kleinen gemeinsamen Wohnung in Austin vor
dem Fernseher und verfolgte gebannt CNN. Falls der Staat Texas
tatsächlich einen Unschuldigen hingerichtet hatte, würde eine Welle
der Kritik über sein Gericht hereinbrechen. Mr. Flak schien bereit,
die Attacke anzuführen.
„ Letzten Donnerstag um exakt 15.35 Uhr stellten Donte Drumms
Anwälte einen Antrag auf Vollstreckungsaufschub, beigefügt war ein
von uns unmittelbar zuvor aufgezeichnetes Video, auf dem Travis
Boyette Vergewaltigung und Mord gesteht. Das war zweieinhalb
Stunden vor der Hinrichtung. Ich gehe davon aus, dass das Gericht
über die Sache beriet und weder von dem Video noch von der
eidesstattlichen Erklärung beeindruckt war, weil es eine Stunde
später den Antrag abwies und einen Aufschub der Hinrichtung
ablehnte. Wieder mit neun Stimmen, ohne Gegenstimme.“ Carlos ließ
zur Untermalung die entsprechenden Uhrzeiten und Handlungen des
Gerichts auf dem Bildschirm aufblitzen. Robbie war nicht
aufzuhalten. „Das Gericht schließt täglich um siebzehn Uhr, selbst
wenn eine Hinrichtung ansteht. Unser letzter Antrag enthielt die
von Joey Gamble in letzter Minute unterzeichnete eidesstattliche
Erklärung mit seinem Widerruf. Die Anwälte von Donte Drumm in
Austin riefen den Leiter der Geschäftsstelle, einen gewissen
Emerson Pugh, an und teilten ihm mit, dass sie mit dem Antrag
unterwegs seien. Er sagte, das Gericht schließe um siebzehn Uhr.
Und so war es. Als die Anwälte um 17.07 Uhr eintrafen, war die Tür
abgeschlossen. Der Antrag konnte nicht eingereicht
werden.“
Prudlowes Frau funkelte ihn wütend an. „Ich hoffe, das ist
eine Lüge.“
Prudlowe hätte ihr gern gesagt, natürlich lüge dieses Großmaul
von einem Anwalt, aber er zögerte. Flak war zu clever, als dass er
solche vernichtenden Äußerungen in der Öffentlichkeit wagte, wenn
sie nicht durch Tatsachen belegt waren.
„ Milton, sag mir, dass der Kerl lügt.“
„ Weißt du, Schatz, ich bin mir im Augenblick nicht ganz
sicher.“
„ Du bist dir nicht sicher? Wieso schließt das Gericht, wenn die
Anwälte einen Antrag stellen wollen?“
„ Ah, ja, also ...“
„ Du stotterst, Milton, und das heißt, dass du mir was erzählen
willst, von dem du gar nicht weißt, ob es stimmt. Hast du Boyettes
Video zwei Stunden vor der Hinrichtung gesehen?“
„ Ja, das wurde gezeigt...“
„ Du liebe Güte, Milton! Warum hast du dann keinen Aufschub
angeordnet, wenigstens für ein paar Tage? Du bist der Vorsitzende
Richter, Milton, du kannst machen, was du
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