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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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kennen, sie seit Jahren nicht gesehen zu haben. Er fand die
Idee, dass Donte mit dem Mädchen ausgegangen sein sollte, absurd.
Nach dreißig Minuten Befragung verließ Needham den Raum. Torrey
blieb sitzen und wartete.
    In der Zwischenzeit bekam Donte im „Chorzimmer“ einen neuen
Tiefschlag versetzt. Kerber erzählte ihm, sie hätten einen Zeugen,
der gesehen habe, wie Donte und Torrey das Mädchen gepackt, im Fond
des grünen Van vergewaltigt und ihre Leiche von einer Brücke in den
Red River geworfen hätten. Donte lachte über diesen ausgemachten
Unsinn, und sein Lachen erregte Detective Kerbers Zorn. Donte
erklärte, dass er nicht wegen des toten Mädchens lache, sondern
über das Märchen, das Kerber da zusammenfantasiert habe. Wenn
Kerber wirklich einen Zeugen habe, dann sei er selbst schuld, wenn
er ihm glaube. Die beiden Männer nannten sich gegenseitig Lügner
und warfen sich Beleidigungen an den Kopf. Die ohnehin heikle Lage
verschlimmerte sich immer mehr.
    Plötzlich öffnete Needham die Tür und informierte Kerber und
Morrissey, dass sie Torrey „in Gewahrsam genommen“ hätten. Kerber
fand diese Nachricht so spannend, dass er sofort aufsprang und
erneut den Raum verließ.
    Nur Augenblicke später war er zurück. Er nahm die gleichen
Fragen wieder auf und beschuldigte Donte des Mordes. Als Donte
alles abstritt, beschuldigte ihn Kerber erneut der Lüge. Er
behauptete, sicher zu wissen, dass Donte und Torrey Pickett das
Mädchen entführt und vergewaltigt hätten, und wenn Donte seine
Unschuld beweisen wolle, müsse er einen Lügendetektortest machen.
Ein solcher Test sei idiotensicher, eindeutig und vor Gericht
zulässig. Donte war misstrauisch, aber zugleich hielt er den Test
für eine gute Idee, eine schnelle Möglichkeit, diesem Irrsinn ein
Ende zu bereiten. Er wusste, dass er unschuldig war. Er wusste,
dass er den Test bestehen würde, und wenn er ihn bestanden hatte,
wäre er Kerber los, ehe alles noch schlimmer wurde. Er erklärte
sich einverstanden.
    Unter dem Druck einer polizeilichen Befragung neigen
Unschuldige wesentlich häufiger dazu, einem Lügendetektortest
zuzustimmen. Sie haben nichts zu verbergen, und das wollen sie
unbedingt beweisen. Schuldige Verdächtige machen selten mit, aus
ganz offensichtlichen Gründen.
    Donte wurde in einen anderen Raum geführt und Detective
Ferguson vorgestellt, den Needham mit seinem Anruf aus dem Bett
geholt hatte. Ferguson war im Präsidium der Spezialist für
Polygraphen. Er bestand darauf, dass Kerber, Morrissey und Needham
den Raum verließen. Ferguson war äußerst freundlich und
zuvorkommend und entschuldigte sich bei Donte sogar für die
Umstände. Er erklärte alles ausführlich, füllte die Formulare aus,
fuhr das Gerät hoch und begann Donte über seine Beteiligung am Fall
Nicole Yarber zu befragen. Das nahm etwa eine Stunde in
Anspruch.
    Als Ferguson fertig war, erklärte er, dass es noch ein paar
Minuten dauern werde, ehe er die Ergebnisse habe. Donte wurde in
das „Chorzimmer“ zurückgebracht.
    Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass Donte die Wahrheit
sagte.
    Allerdings ist es der Polizei durch ein vom Supreme Court
gebilligtes Gesetz erlaubt, bei Befragungen eine breite Palette
betrügerischer Mittel einzusetzen. Anders ausgedrückt: Sie dürfen
so viel lügen, wie sie wollen.
    Als Kerber in das „Chorzimmer“ zurückkam, hielt er den
Ausdruck des Polygraphen in der Hand. Er schleuderte ihn Donte
entgegen, schlug ihm ins Gesicht und nannte ihn einen „verdammten
Lügner“. Jetzt hätten sie den Beweis dafür, dass er lüge! Sie
hätten den klaren Beweis, dass er seine Exfreundin gepackt,
vergewaltigt, in rasender Wut getötet und sie von einer Brücke
geworfen habe. Kerber hob das Papier auf, wedelte damit vor Dontes
Gesicht und drohte ihm, wenn die Geschworenen das sehen würden,
würden sie ihn schuldigsprechen und zum Tode verurteilen. Die Nadel
wartet schon auf dich, sagte Kerber immer wieder.
    Abermals gelogen. Lügendetektoren sind bekanntermaßen so
unzuverlässig, dass ihre Ergebnisse vor Gericht nicht zulässig
sind.
    Donte war fassungslos. Er hatte das Gefühl, den Boden unter
den Füßen zu verlieren. Er war ganz und gar verwirrt und wusste
nicht, was er sagen sollte. Kerber entspannte sich und nahm
gegenüber am Tisch Platz. Er sagte, dass bei vielen grausamen
Verbrechen, insbesondere bei solchen, die von guten, anständigen
Menschen - Nichtkriminellen - begangen würden, der Mörder die Tat
unbewusst aus dem Gedächtnis

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