Geständnis
Sie
bestritten hartnäckig, Drohungen, Versprechungen oder Mittel der
Einschüchterung eingesetzt zu haben. Sie bestritten insbesondere,
mit der Todesstrafe gedroht zu haben, um Donte zu dem Geständnis zu
zwingen. Sie bestritten, den Verdächtigen bis zum Zusammenbruch aus
Erschöpfung verbal und körperlich angegriffen zu haben. Sie
bestritten, dass Donte das Thema Anwalt angesprochen hatte und dass
er das Verhör beenden und nach Hause gehen wollte. Sie bestritten,
gewusst zu haben, dass sein Vater im Präsidium war und seinen Sohn
sehen wollte. Sie bestritten die Tatsache, dass die
Lügendetektortests klar und eindeutig seine Aufrichtigkeit
bewiesen, und sagten stattdessen aus, die Ergebnisse seien ihrer
Meinung nach „nicht schlüssig“ gewesen. Sie bestritten jeglichen
Bluff mit der angeblichen Aussage von Torrey Pickett. In Wahrheit
hatte Pickett zugunsten von Donte ausgesagt und es der Polizei
gegenüber abgelehnt, sich über eine etwaige Liebesbeziehung
zwischen Donte und Nicole zu äußern.
Die Richterin der Hauptverhandlung hatte Bedenken, was das
Geständnis betraf, allerdings nicht genug, um es als Beweismittel
auszuschließen. Sie lehnte die Anträge der Verteidigung ab, und
später wurde das Geständnis den Geschworenen als voll zulässiges
Beweismittel vorgelegt. Donte sah dabei zu, als hätte das alles
nichts mit ihm zu tun gehabt. Niemand hatte bislang ernsthaft
darüber nachgedacht, dass dieses Geständnis unweigerlich zu einem
Schuldspruch führen musste.
Bei der Berufung wurde das Geständnis erneut angezweifelt,
doch der Texas Court of Criminal Appeals, das oberste
Revisionsgericht des Staates Texas, bestätigte die Verurteilung und
die Todesstrafe einstimmig.
Als Keith mit dem Lesen fertig war, stand er auf und ging zur
Toilette. Er fühlte sich, als wäre er selbst gerade verhört worden.
Es war weit nach Mitternacht. An Schlaf war nicht zu
denken.
Chapter 8
Um sieben Uhr am Dienstagmorgen herrschte in der Kanzlei Flak
eine aufgeheizte, nervöse Stimmung, wie nicht anders zu erwarten,
wenn man in einem wenig aussichtsreichen Kampf um ein Menschenleben
ein Rennen gegen die Zeit führte. Die Anspannung war greifbar.
Niemand lächelte, keiner machte Scherze wie sonst unter Kollegen,
die sich jeden Tag sahen und einen sehr lockeren Umgang miteinander
pflegten. Die meisten waren schon dabei gewesen, als Lamar Billups
vor sechs Jahren in Huntsville die Todesspritze bekam, und die
Unwiderruflichkeit seines Todes war damals für alle ein Schock
gewesen. Dabei war Billups ein richtig böser Bube gewesen. Er hatte
sich einen Spaß daraus gemacht, Kneipengäste in Prügeleien zu
verwickeln und mit Billardqueues und Flaschen zusammenzuschlagen,
und irgendwann hatte es dem Staat gereicht. Seine letzten Worte auf
dem Totenbett waren „Wir sehen uns in der Hölle“ gewesen, dann
hatte er sein Leben ausgehaucht. Er war schuldig gewesen und hatte
das nie geleugnet. Seine Ermordung hatte in einer kleinen Stadt
neunzig Kilometer entfernt stattgefunden und war in Slone kaum zur
Kenntnis genommen worden. Er hatte keine Verwandten gehabt,
jedenfalls war der Kanzlei niemand bekannt gewesen. Robbie hatte
ihn von Herzen verachtet, und doch war er zutiefst überzeugt davon,
dass der Staat nicht das Recht gehabt hatte, ihn zu
töten.
Der Fall Texas gegen Donte Drumm war etwas ganz anderes.
Diesmal kämpften sie für einen Unschuldigen, und seine Familie war
ihre Familie.
Der lange Tisch im Besprechungsraum bildete das Auge des
Sturms. Fred Pryor, der noch in Houston war, gab per
Konferenzschaltung den neuesten Stand seiner Bemühungen um Joey
Gamble durch. Die beiden hatten am Vorabend miteinander
telefoniert, und Gamble hatte sich noch weniger kooperativ
gezeigt.
„ Er wollte andauernd wissen, was ein Meineid ist und ob das ein
schweres Verbrechen ist“, sagte Pryor aus dem aufgedrehten
Lautsprecher.
„ Koffee droht ihm“, bemerkte Robbie, als wüsste er, dass dem so
war. „Haben Sie ihn gefragt, ob er mit dem Bezirksstaatsanwalt
gesprochen hat?“
„ Nein, wobei ich daran auch schon gedacht habe“, erwiderte
Pryor. „Ich habe es nicht getan, weil er mir das sowieso nicht
verraten hätte.“
„ Koffee weiß, dass er im Prozess gelogen hat, und er hat ihm
erzählt, dass wir kurz vor knapp auf ihn zukommen würden“, sagte
Robbie. „Er hat gedroht, ihn wegen Meineids zu verklagen, wenn er
jetzt eine andere Geschichte erzählt. Wollen wir wetten,
Fred?“
„ Nein. Klingt
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