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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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letzten sechs
Jahre in Lansing eingesessen. Häftlinge haben keinen Zugang zum
Internet. Das solltest du wissen. Kannst du dir vorstellen, was das
bedeuten würde? Internet und Zeit in rauen Mengen? Keine Software
der Welt wäre mehr sicher. Er kann auch im Anchor House an keinen
Computer. Dieser Typ ist vierundvierzig Jahre alt, Matthew, und hat
den größten Teil seines erwachsenen Lebens hinter Gittern
verbracht. Vermutlich graut ihm vor Computern.“
    „ Was ist mit Drumms Geständnis? Stimmt dich das nicht
nachdenklich?“
    „ Natürlich, aber der Website zufolge ...“
    „ Ach, Keith. Die Website wird von seinen Anwälten betrieben und
ist somit tendenziös. Genau genommen ist sie so tendenziös, dass
man ihr jede Glaubwürdigkeit absprechen muss.“
    „ Was ist mit dem Ring?“
    „ Ein Klassenring, einer von einer Milliarde. Nicht wirklich
schwierig herzustellen oder zu kopieren.“
    Keith ließ die Schultern hängen. Bleierne Müdigkeit erfasste
ihn. Er hatte keine Energie mehr für weitere Argumente.
    „ Du brauchst Schlaf, mein Freund“, sagte Matthew. „Und du musst
diesen Fall vergessen.“
    „ Vielleicht hast du recht.“
    „ Ganz sicher. Und wenn die Hinrichtung am Donnerstag
stattfindet, brauchst du dir kein schlechtes Gewissen einzureden.
Die Chancen stehen gut, dass sie den Richtigen haben.“
    „ Da spricht ganz der Staatsanwalt.“
    „ Der ganz zufällig auch ein Freund ist.“

Chapter
10
     
    Am 29. Oktober 1999, zwei Wochen nach dem Urteilsspruch, kam
Donte in Ellis Unit an, dem Todestrakt des Gefängnisses von
Huntsville, einer Stadt mit fünfunddreißigtausend Einwohnern, rund
hundertdreißig Kilometer nördlich vom Zentrum Houstons gelegen.
Seine Daten wurden aufgenommen, und er erhielt die
Standardausstattung für Todeskandidaten, bestehend aus zwei weißen
Hemden und Hosen, zwei weißen Overalls, vier Boxershorts, zwei
weißen T-Shirts, einem Paar Gummisandalen, einer dünnen Decke und
einem kleinen Kissen. Dazu gab es eine Zahnbürste, eine Tube
Zahnpasta, einen Plastikkamm und eine Rolle Toilettenpapier. Ihm
wurde eine kleine Zelle mit einer Betonpritsche sowie Toilette und
Waschbecken aus Edelstahl zugeteilt. Er war jetzt einer von
vierhundertzweiundfünfzig Todeskandidaten. Zweiundzwanzig zum Tode
verurteilte weibliche Insassen waren in einem anderen Gefängnis in
der Nähe von Gatesville untergebracht.
    Da sich Donte im Gefängnis bislang unauffällig verhalten
hatte, wurde er als Level-eins-Häftling eingestuft. Als solchem
wurden ihm gewisse Privilegien gewährt. Er durfte bis zu vier
Stunden täglich in der Bekleidungsfabrik des Todestraktes arbeiten.
Er durfte seinen Hofgang in einem Außenbereich mit ein paar
Mitinsassen machen. Er durfte an Gottesdiensten, Bastelworkshops
und Bildungsangeboten teilnehmen. Er durfte maximal fünfündsiebzig
Dollar im Monat von außen erhalten. Er durfte sich einen Fernseher,
ein Radio, Schreibutensilien und ein paar Lebensmittel im
Gefängnisladen kaufen.
     
    Und er durfte zweimal die Woche Besuch empfangen. Wer gegen
die Regeln verstieß, wurde auf Level zwei herabgestuft und bekam
bestimmte Privilegien gestrichen. Für die ganz bösen Jungs gab es
Level drei ohne jegliche Hafterleichterungen.
    Obwohl er fast ein Jahr in einem County-Gefängnis verbracht
hatte, war der Umzug in den Todestrakt ein Schock für ihn. Der
nicht enden wollende Lärm war unerträglich - das Plärren der Radios
und Fernseher, das unablässige Geplänkel der anderen Insassen, die
Rufe der Wärter, das Pfeifen und Gurgeln der alten Abflussrohre und
das Schlagen der Zellentüren. In einem Brief an seine Mutter
schrieb Donte: „Der Krach hört nie auf. Nie. Ich versuche, ihn zu
ignorieren, und das funktioniert vielleicht eine Stunde lang, aber
dann schreit wieder jemand oder fängt an, schrecklich zu singen,
ein Wärter brüllt, und alle lachen. So geht das Tag und Nacht.
Radios und Fernseher werden um zehn abends ausgemacht, und dann
fangen die Schreihälse an. Es ist schlimm genug, wie ein Tier in
einem Käfig eingesperrt zu sein, aber der Lärm macht mich
wahnsinnig.“
    Bald erkannte er, dass es nicht die Beschränkungen und
schikanösen Rituale waren, die ihm das Leben zur Hölle machten. Das
Schlimmste war, dass er von Familie und Freunden getrennt war. Er
vermisste seine Geschwister und seinen Vater, und der Gedanke, von
seiner Mutter getrennt zu sein, stürzte ihn in tiefe Verzweiflung.
Er weinte stundenlang, im Dunkeln, lautlos, das Gesicht ins

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