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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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hätte sagen können, ohne als
Volksverhetzer dazustehen. Es würden ohnehin genügend Aufrührer
kommen.
    Carlos, der den Auftrag hatte, die Website mit ihren
Kommentaren und Blogs im Auge zu behalten, berichtete von
sprunghaft angestiegenen Besucherzahlen. Für Donnerstag waren
Proteste in Austin, Huntsville und Slone sowie an zwei der
schwarzen Universitäten geplant.
    Macht ihnen die Hölle heiß, dachte Robbie und führ
davon.

Chapter
13
     
    Keith kam etwas früher ins Krankenhaus und machte seine Runde.
Zurzeit waren dort ein halbes Dutzend Mitglieder seiner Gemeinde in
verschiedenen Stadien der Behandlung oder Rekonvaleszenz. Er
besuchte alle sechs, spendete Worte des Trostes und hielt Hände zum
Gebet, dann wollte er Boyette abholen. Es versprach ein
ereignisreicher Tag zu werden.
    Allerdings verlief er anders, als Keith das geplant hatte.
Boyette war schon weg. Eine Krankenschwester berichtete, dass sie
um sechs Uhr nach ihm habe sehen wollen, aber sein Bett leer und
ordentlich gemacht vorgefunden habe, das Krankenhaushemd penibel
gefaltet neben dem Kissen liegend, den Schlauch der Infusion
säuberlich um den Rollständer am Bett gewickelt. Eine Stunde später
habe jemand vom Anchor House angerufen und mitgeteilt, Travis
Boyette sei zurück und wolle seinen Arzt wissenlassen, dass alles
in Ordnung sei. Keith führ zum Anchor House, doch Boyette war nicht
da. Einer der Aufseher sagte, Boyette sei mittwochs nicht zur
Arbeit eingeteilt. Niemand wusste, wo er war oder wann er
zurückkommen würde. Als Keith wieder in die Pfarrei führ, sagte er
sich, dass er nicht in Panik geraten dürfe, dass er sich keine
Sorgen zu machen brauche - Boyette würde schon wieder auftauchen.
Dann machte er sich Vorwürfe, weil er einem Mann geglaubt hatte,
der ein geständiger Mörder, ein Serienvergewaltiger und ein
gewohnheitsmäßiger Lügner war. Und weil er immer versuchte, das
Gute in den Menschen zu sehen, mit denen er zu tun hatte, wurde ihm
plötzlich klar, dass er Boyette gegenüber viel zu verständnisvoll
gewesen war, viel zu mitfühlend. Panik stieg in ihm auf. Himmel,
der Mann hatte ein siebzehnjähriges Mädchen ermordet, nur um seinen
Trieb zu befriedigen, und sah jetzt in aller Seelenruhe zu, wie ein
anderer Mann für dieses Verbrechen hingerichtet wurde. Niemand
wusste, wie viele Frauen Boyette noch vergewaltigt
hatte.
    Wütend betrat Keith das Pfarrbüro. Charlotte Junger, die von
der Grippe genesen war, begrüßte ihn mit einem fröhlichen „Guten
Morgen“, was er nicht einmal zur Kenntnis nahm.
    „ Ich bin in meinem Büro. Keine Anrufe, es sei denn, es ist ein
Mann namens Travis Boyette.“
    „ In Ordnung, Reverend.“
    Er machte die Tür hinter sich zu, riss sich den Mantel
herunter und rief Dana an, um ihr alles zu erzählen. „Und Boyette
läuft jetzt frei herum?“, fragte sie.
    „ Im Grunde genommen, ja, schließlich wurde er auf Bewährung
entlassen. Er hat seine Strafe abgesessen, und es wird nicht mehr
lange dauern, bis er auch offiziell ein freier Mann ist. Man könnte
also durchaus sagen, dass er frei herumläuft.“
    „ Gott sei Dank wird er bald sterben.“
    „ Ich kann nicht glauben, dass du das gerade gesagt
hast.“
    „ Ich auch nicht, tut mir leid. Was hast du vor?“
    „ Außer warten kann ich nichts tun. Vielleicht taucht er ja
wieder auf.“
    „ Halt mich auf dem Laufenden.“
    Keith rief Matthew Burns im Büro des Staatsanwalts an und
sagte, dass es eine Verzögerung gebe. Matthew war nicht gerade
begeistert davon gewesen, sich mit Boyette zu treffen und dessen
Aussage auf Video aufzunehmen, hatte sich dann aber überreden
lassen. Er war einverstanden gewesen, ein oder zwei Anrufe in Texas
zu machen, nachdem er sich angehört hatte, was Boyette zu sagen
hatte, allerdings nur, wenn er es glaubte. Als er hörte, dass der
Mann verschwunden war, war er enttäuscht.
    Keith klickte sich auf die Website von Donte Drumm, um
nachzusehen, ob es etwas Neues gab, wie er es seit Montagmorgen
fast in jeder wachen Stunde getan hatte. Er ging zu seinen
Aktenschränken und holte einige Ordner heraus, in denen er alte
Predigten abgeheftet hatte. Dann rief er Dana noch einmal an, doch
sie war mit Freundinnen unterwegs.
    Um Punkt 10.30 Uhr rief er die Kanzlei von Robbie Flak an. Die
junge Dame, die seinen Anruf entgegennahm, erklärte, Mr. Flak sei
nicht zu sprechen. Keith erwiderte, dass er vollstes Verständnis
dafür habe und dass er gestern, Dienstag, schon einmal angerufen
und seine

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