Geständnis
fünf
Minuten wieder da.“ Keith ließ den Motor laufen und eilte ins
Haus.
Dana war in der Küche, wo sie Sandwiches zubereitete und
Kartoffelchips, Obst und alles, was sie an Essbarem finden konnte,
zusammenpackte. „Wo ist er?“, wollte sie wissen, als Keith zur Tür
hereinkam.
„ Im Wagen. Er wird nicht reinkommen.“
„ Keith, das ist nicht dein Ernst.“
„ Ich habe keine andere Wahl.“ Er hatte seine Entscheidung
getroffen, so beunruhigend sie auch war. „Wir können nicht einfach
hier rumhocken und nichts tun, obwohl wir wissen, wer der Mörder
ist. Er sitzt da draußen im Wagen.“
Sie wickelte ein Sandwich ein und legte es in eine kleine
Frischhaltedose. Keith holte eine zusammengefaltete Plastiktüte aus
der Speisekammer und ging ins Schlafzimmer. Er packte eine alte
Baumwollhose, zwei T-Shirts, Socken, Unterwäsche und ein noch
ungetragenes Sweatshirt mit dem Schriftzug der Green Bay Packers
für seinen neuen Freund ein. Nachdem er einige Sachen für sich
selbst in einer Sporttasche verstaut hatte, wechselte er das Hemd,
legte seinen Priesterkragen an und zog einen marineblauen Blouson
über. Nach ein paar Minuten war er wieder in der Küche, wo Dana an
die Spüle gelehnt stand, die Arme trotzig vor der Brust
verschränkt.
„ Du machst einen Riesenfehler“, fing sie an. „Vielleicht. Aber
ich habe mich nicht darum gerissen. Boyette ist zu uns
gekommen.“
„ Uns?“
„ Okay, er ist zu mir gekommen. Er hat sonst niemanden, der ihn
nach Texas fahren kann. Jedenfalls hat er das gesagt. Und ich
glaube ihm.“
Sie verdrehte die Augen. Reiths Blick ging zu der Uhr an der
Mikrowelle. Er wollte möglichst schnell aufbrechen, aber ihm war
auch klar, dass seine Frau mit ihm sprechen wollte, bevor er
ging.
„ Wie kannst du ihm auch nur ein Wort glauben?“, wollte sie
wissen.
„ Dana, darüber haben wir doch schon gesprochen.“
„ Und wenn man dich in Texas verhaftet?“
„ Weshalb? Weil ich versuche, eine Hinrichtung zu verhindern?
Das ist doch kein Verbrechen, nicht einmal in Texas.“
„ Du hilfst einem Mann, gegen seine Bewährungsauflagen zu
verstoßen. Richtig?“
„ Richtig. In Kansas. In Texas können Sie mich dafür nicht
verhaften.“
„ Aber du bist dir nicht sicher.“
„ Dana, hör zu, man wird mich in Texas nicht verhaften. Das
verspreche ich dir. Ich werde vielleicht erschossen, aber mit
Sicherheit nicht verhaftet.“
„ Versuchst du etwa, witzig zu sein?“
„ Nein. Das ist nicht witzig. Dana, jetzt überleg doch mal, was
auf dem Spiel steht. Ich glaube, dass Boyette dieses Mädchen 1998
getötet hat. Ich glaube, er hat ihre Leiche versteckt und weiß, wo
sie ist. Und ich glaube auch, dass es eine Chance auf ein Wunder
gibt, wenn wir es bis nach Texas schaffen.“
„ Du bist verrückt.“
„ Vielleicht, aber ich muss es versuchen.“
„ Keith, denk doch an das Risiko!“
Er ging zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie
war stocksteif, hielt die Arme immer noch verschränkt. „Dana, ich
habe noch nie in meinem Leben etwas riskiert.“
„ Ich weiß. Dann ist das jetzt dein großer Moment, nicht
wahr?“
„ Nein. Es geht nicht um mich. Wenn wir in Texas sind, bleibe
ich im Hintergrund. Ich werde mich bedeckt halten ...“
„ Du wirst den Kugeln ausweichen.“
„ Was auch immer. Ich werde im Hintergrund bleiben. Im
Rampenlicht steht Travis Boyette. Ich bin nur sein
Fahrer.“
„ Sein Fahrer? Du bist Pfarrer und hast eine
Familie.“
„ Und am Samstag bin ich wieder da. Am Sonntag halte ich meine
Predigt, und am Nachmittag machen wir alle zusammen ein Picknick.
Ich verspreche es.“
Dana ließ die Schultern hängen. Er zog sie an sich und küsste
sie. „Bitte versuch, es zu verstehen“, sagte er.
Sie nickte. „Okay.“
„ Ich liebe dich.“
„ Ich liebe dich auch. Sei vorsichtig.“
Robbie wurde um 0.30 Uhr geweckt. Er lag noch nicht einmal
eine Stunde neben DeDe im Bett, als das Telefon klingelte. DeDe,
die ohne Hilfe von Alkohol eingeschlafen war, reagierte als Erste
und meldete sich mit „Hallo?“. Dann drückte sie das Telefon Robbie
in die Hand, der völlig benommen war und versuchte, die Augen
aufzumachen. „Wer ist da?“, knurrte er.
„ Wachen Sie auf, Robbie. Ich bin's, Fred. Ich hab was
Interessantes erlebt.“
Robbie gelang es, zumindest teilweise wach zu werden. „Was
denn?“ DeDe drehte sich wieder auf die Seite. Robbie musste
grinsen, als er ihre wohlgeformte Kehrseite unter dem Bettlaken
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