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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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sie dir vielleicht
eher zuhören.“
    „ Bist du noch in Kansas?“
    „ Ja. Interstate 35.“
    „ Fahr nicht über die Grenze, Keith. Bitte.“
    „ Na ja, dann dürfte es ziemlich schwierig werden, nach Texas zu
kommen, denkst du nicht?“
    „ Fahr nicht über die Grenze!“
    „ Schlaf noch ein bisschen. Ich rufe dich um sechs nochmal an,
dann machen wir uns an die Arbeit.“
    Keith klappte das Telefon zu, schaltete auf die Mailbox um und
wartete. Zehn Sekunden später brummte es. Matthew hatte
angerufen.
    Sie hatten Emporia hinter sich und näherten sich gerade
Wichita.
     
    Es gab keinen bestimmten Grund für Boyettes Redefluss.
Vielleicht wurde auch er langsam müde, oder ihm war nur langweilig.
Doch je mehr er redete, desto klarer wurde Reith, dass er der
verdrehten Autobiografie eines Mannes zuhörte, der bald sterben
würde und wusste, dass sein Leben keinen Sinn ergab, aber trotzdem
noch etwas daraus machen wollte.
    „ Darrells Bruder - wir nannten ihn Onkel Chett - nahm mich
immer mit zum >Angeln<, jedenfalls sagte er das zu meinen
Eltern. In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen Fisch gefangen.
Wir führen immer zu seinem kleinen Haus auf dem Land, hinter dem
ein Teich lag, und dort sollten dann auch die Fische sein. Bis
dahin bin ich nie gekommen. Er gab mir eine Zigarette und ließ mich
einen Schluck von seinem Bier trinken. Zuerst habe ich gar nicht
verstanden, was er da mit mir macht. Ich hatte keine Ahnung. Ich
war erst acht und hatte viel zu viel Angst, um mich zu wehren. Ich
weiß noch, dass es furchtbar wehgetan hat. Er hatte eine Menge
Kinderpornografie, Magazine und Filme, ekelhaftes Zeug, das ich mir
auch ansehen musste. Wenn man einem Achtjährigen diesen Müll in den
Kopf stopft, dauert es nicht lange, bis er das irgendwie
akzeptiert. Ich dachte, vielleicht ist es etwas, was Kinder eben
tun. Was Erwachsene mit Kindern tun. Für mich war es nichts Böses,
es war irgendwie ganz normal. Er war nicht gemein zu mir, er hat
mir sogar Eis und Pizza gekauft - alles, was ich wollte. Nach jedem
unserer >Angelausflüge< brachte er mich heim, und kurz vor
unserem Haus wurde er dann immer sehr ernst, irgendwie fies und
bedrohlich. Er sagte, es sei sehr wichtig, dass ich unser kleines
Geheimnis für mich behielte. Manche Dinge seien eben privat. Er
hatte eine Waffe in seinem Pick-up, eine glänzende Pistole. Später
hat er mir gezeigt, wie man damit umgeht. Aber am Anfang hat er sie
neben sich auf den Sitz gelegt und mir erklärt, dass er seine
Geheimnisse hütete, und wenn jemand sie verriet, wäre er gezwungen,
demjenigen wehzutun. Auch mir. Wenn ich jemandem davon erzählte,
würde er mich töten müssen, und dann würde er auch noch die töten
müssen, denen ich es erzählt hatte, und Darreil und meine Mutter
auch. Es funktionierte. Ich habe es nie jemandem
erzählt.
    Wir gingen oft >angeln<. Ich glaube, meine Mutter wusste
es, aber sie hatte ihre eigenen Probleme, vor allem mit der
Flasche. Die meiste Zeit über war sie betrunken. Sie hat erst viel
später mit dem Alkohol aufgehört, aber da war es für mich zu spät.
Als ich etwa zehn war, gab mir mein Onkel Gras, und wir fingen an,
zusammen zu kiffen. Dann kamen die Tabletten. Es war gar nicht so
schlecht. Ich hielt mich für ziemlich cool. Ein junger Punker, der
Zigaretten und Gras raucht, Bier trinkt, Pornos guckt. Das andere
war nicht schön, aber es hat nie lange gedauert. Zu der Zeit
wohnten wir in Springfield, und irgendwann sagte meine Mutter, wir
müssten jetzt umziehen. Mein Dad - ihr Mann, was auch immer - hatte
einen Job in der Nähe von Joplin, Missouri, gefunden, wo ich
geboren worden bin. Wir packten in aller Eile unsere Sachen, luden
alles auf einen Anhänger und führen mitten in der Nacht los. Ich
bin mir sicher, dass es um Mietschulden ging. Vermutlich noch um
viel mehr als das - Rechnungen, Prozesse, Haftbefehle, Anklagen,
wer weiß. Jedenfalls bin ich am nächsten Morgen in einem riesigen
Trailer aufgewacht, einem sehr schönen Trailer. Onkel Chett war
nicht mitgekommen. Ich wette, es brach ihm das Herz. Etwa einen
Monat später hatte er uns gefunden. Er kam vorbei und fragte, ob
ich mit ihm angeln gehe. Ich sagte Nein. Er hatte keine Wohnung, wo
er mit mir hingehen konnte, daher hing er bei uns rum und starrte
mich die ganze Zeit an. Die Erwachsenen tranken ununterbrochen, und
es dauerte nicht lange, bis sie anfingen, sich um Geld zu streiten.
Onkel Chett fluchte und ging. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Aber
es war zu

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