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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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sitzen und die Straße
vor uns ansehen und an nichts denken.“
    „ Klingt gut. Haben Sie Hunger?“
    „ Nein.“
     
    Um fünf Uhr verließ Robbie Flak das Haus und führ auf Umwegen
in die Kanzlei. Er hatte das Fenster geöffnet, damit er den Rauch
riechen konnte. Das Feuer war längst gelöscht, doch der Gestank
nach verkohltem Holz lag wie eine dicke Wölke über Slone. Es war
windstill. Im Stadtzentrum sperrten nervöse Polizeibeamte Straßen
ab und lenkten den Verkehr von der First-Baptist-Kirche weg. Robbie
erhaschte einen flüchtigen Blick auf die rauchenden Trümmer, die
vom Blaulicht der Feuerwehrautos und Rettungsfahrzeuge beleuchtet
wurden. Er führ über Seitenstraßen, und als er vor dem alten
Bahnhof parkte und ausstieg, hatte er den stechenden Geruch immer
noch in der Nase. Ganz Slone würde beim Aufstehen von den
stinkenden Rauchschwaden einer Brandstiftung begrüßt werden. Und
natürlich würde sich jeder fragen, ob das alles gewesen
war.
    Seine Mitarbeiter trafen ein. Sie hatten ohne Ausnahme zu
wenig geschlafen und warteten gespannt darauf, ob der Tag anders
verlaufen würde als erwartet. Im großen Besprechungsraum setzten
sie sich an den langen Tisch, auf dem noch die Reste des Essens von
gestern Abend lagen. Carlos sammelte leere Pizzakartons und
Bierflaschen ein, Sammie Thomas servierte Kaffee und Bagels.
Robbie, der sich Mühe gab, Optimismus zu verbreiten, erzählte
seinen Mitarbeitern von den Aufnahmen, die Fred Pryor heimlich in
dem Striplokal gemacht hatte. Pryor selbst war noch nicht
eingetroffen.
    Das Telefon klingelte. Niemand wollte rangehen. Die
Rezeptionistin war noch nicht da. „Könnte mal jemand den
Anrufbeantworter einschalten?“, bellte Robbie. Das Telefon
verstummte.
    Aaron Rey ging von einem Raum zum anderen und spähte aus den
Fenstern. Der Fernseher war eingeschaltet, lief aber ohne
Ton.
    Bonnie kam herein und sagte: „Robbie, ich habe gerade den
Anrufbeantworter abgehört. In den letzten sechs Stunden ist nichts
Wichtiges reingekommen. Nur ein paar Morddrohungen, und ein paar
Idioten, die sich darüber freuen, dass der große Tag endlich
gekommen ist.“
    „ Kein Anruf vom Gouverneur?“, fragte Robbie.
    „ Bis jetzt noch nicht.“
    „ Das überrascht mich nicht. Im Gegensatz zu uns hat er sich die
Nacht wohl nicht um die Ohren geschlagen.“
    Keith rahmte sich den Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens
später ein, und daher wusste er für den Rest seines Lebens, was er
am Donnerstag, dem 8. November 2007, um 5.50 Uhr gemacht hatte. Der
Ort war nicht eindeutig zu bestimmen, da keine Stadt in Sichtweite
lag. Es war auf einem langen, leeren Abschnitt der 1-35, irgendwo
nördlich von Ardmore, Oklahoma.
    Der Streifenwagen stand versteckt zwischen ein paar Bäumen,
und sobald Keith ihn bemerkte und einen Blick auf den Tacho warf,
wusste er, dass er Ärger bekommen würde. Er trat auf die Bremse,
wurde erheblich langsamer und wartete einige Sekunden. Als das
Blaulicht hinter ihm auftauchte, sagte Boyette:
„Scheiße.“
    „ Passen Sie auf, was Sie sagen.“ Keith bremste scharf und führ
auf den Seitenstreifen.
    „ Meine Ausdrucksweise dürfte Ihr geringstes Problem sein. Was
werden Sie ihm sagen?“
    „ Dass es mir leidtut.“
    „ Und wenn er fragt, was wir hier machen?“
    „ Wir fahren auf dem Highway, vielleicht ein bisschen zu
schnell, aber es ist alles in Ordnung.“
    „ Ich glaube, ich werde ihm sagen, dass ich gegen meine
Bewährungsauflagen verstoße und Sie mein Fluchthelfer
sind.“
    „ Travis, hören Sie auf damit.“
    Allerdings sah Travis tatsächlich so aus wie jemand, der gegen
seine Bewährungsauflagen verstoßen würde, als hätte ihn jemand für
diese Rolle besetzt. Keith brachte den Wagen zum Stehen und stellte
den Motor ab. Dann rückte er seinen Priesterkragen zurecht, sorgte
dafür, dass er möglichst gut zu sehen war, und sagte: „Sie halten
den Mund. Das Reden übernehme ich.“
    Während sie auf den Polizisten warteten, brachte es Keith
tatsächlich fertig, sich darüber zu amüsieren, dass er auf dem
Seitenstreifen eines Highways stand, im Begriff war, nicht nur ein,
sondern gleich zwei Verbrechen zu begehen, und sich aus irgendeinem
unfassbaren Grund einen Serienvergewaltiger und Mörder als
Komplizen dafür ausgesucht hatte. Er warf einen Blick auf Travis
und sagte: „Könnten Sie die Tätowierung da verdecken?“ Die
Tätowierung war auf seiner linken Halsseite, ein spiralförmiges
Motiv, das wohl nur in kriminellen Kreisen

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