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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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verstanden und mit Stolz
getragen wurde.
    „ Und wenn er Tätowierungen mag?“ Travis machte keine Anstalten,
nach seinem Hemdkragen zu greifen.
    Der Polizist kam vorsichtig näher, eine große Taschenlampe in
der Hand. Als er sich vergewissert hatte, dass er nicht in einen
Hinterhalt lief, gab er ein schroffes „Guten Morgen“ von
sich.
    „ Guten Morgen“, sagte Keith, der zu ihm hochsah. Er hielt
seinen Führerschein, die Zulassung und die Versicherungskarte aus
dem Fenster.
    „ Sie sind Priester?“ Es klang wie ein Vorwurf. Keith
bezweifelte, dass es im Süden Oklahomas viele Katholiken
gab.
    „ Ich bin lutherischer Pfarrer“, sagte er mit einem warmen
Lächeln. Ein Musterbeispiel für einen höflichen, zuvorkommenden
Bürger.
    „ Lutheraner?“, knurrte der Streifenbeamte, als wäre das noch
etwas Schlimmeres als ein Katholik.
    „ Ja.“
    Er richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe auf den
Führerschein. „Reverend Schroeder, Sie sind hundertfünfdreißig
Kilometer pro Stunde gefahren.“
    „ Ja. Tut mir leid.“
    „ Die Höchstgeschwindigkeit hier ist hundertzwanzig Kilometer
pro Stunde. Warum haben Sie es denn so eilig?“
    „ Ich habe es nicht eilig. Ich habe nur nicht
aufgepasst.“
    „ Wo fahren Sie hin?“
    Was geht Sie das an?, wollte Keith antworten. Doch stattdessen
sagte er schnell: „Dallas.“
    „ Mein Sohn wohnt in Dallas“, sagte der Polizist, als wäre das
von Bedeutung. Er ging zu seinem Streifenwagen, stieg ein, knallte
die Tür hinter sich zu und machte sich an den Schreibkram. Das
Blaulicht zuckte durch die nachlassende Dunkelheit.
    Als sein Adrenalinspiegel wieder etwas gesunken war und Reith
die Warterei langweilig wurde, beschloss er, die Zeit sinnvoll zu
nutzen. Er rief Matthew Burns an, der sein Mobiltelefon anscheinend
in der Hand hielt. Reith berichtete, wo er war und was gerade
passierte, hatte aber Mühe, Matthew davon zu überzeugen, dass es
lediglich um einen Strafzettel für zu schnelles Fahren ging.
Nachdem Matthew sich beruhigt hatte, vereinbarten sie, sofort in
Robbie Flaks Ranzlei anzurufen.
    Schließlich kam der Polizist zurück. Reith unterschrieb den
Strafzettel, nahm seine Dokumente an sich, entschuldigte sich noch
einmal und war nach achtundzwanzig Minuten wieder auf der Straße.
Dass Boyette im Wagen saß, war nie ein Thema gewesen.
     

Chapter
18
     
    Irgendwann in seiner Vergangenheit, an die er sich nur noch
verschwommen erinnern konnte, hatte Donte genau gewusst, wie viele
Tage er schon in Zelle 22F im Todestrakt von Polunsky saß. Die
meisten Inhaftierten führten solche Strichlisten. Doch irgendwann
hatte Donte nicht mehr mitgezählt, aus dem gleichen Grund, weshalb
ihn lesen, schreiben, essen, Zähne putzen, rasieren, duschen, mit
anderen Häftlingen reden und den Wärtern gehorchen nicht mehr
interessierte. Wenn es notwendig war, konnte er schlafen und
träumen und die Toilette benutzen, doch darüber hinaus gab es nicht
viel, was er tun wollte.
    „ Heute ist der große Tag, Donte“, sagte der Wärter, als er das
Tablett mit dem Frühstück in die Zelle schob. Schon wieder
Pfannkuchen mit Apfelmus. „Wie geht's Ihnen?“
    „ Geht so“, murmelte Donte. Sie sprachen durch einen schmalen
Schlitz in der Metalltür miteinander. Heute hatte Mouse Dienst, ein
winziger Schwarzer, einer von den netteren. Mouse ging weiter, und
Donte starrte auf das Essen. Er rührte es nicht an.
    Eine Stunde später war Mouse wieder da. „Donte, Sie müssen
etwas essen.“
    „ Kein Hunger.“
    „ Und was ist mit Ihrer letzten Mahlzeit? Haben Sie schon
überlegt, was Sie haben möchten? Sie müssen in ein paar Stunden was
bestellen.“
    „ Was ist denn gut?“
    „ Ich glaube nicht, dass es was Gutes für die letzte Mahlzeit im
Leben gibt, aber ich habe gehört, dass die meisten von den Jungs
wie ein Scheunendrescher futtern. Steak, Kartoffeln, Welsfilet,
Garnelen, Pizza, alles, was Sie wollen.“
    „ Wie wäre es mit kalten Nudeln und gekochten Schuhsohlen, so
wie jeden Tag?“
    „ Alles, was Sie wollen.“ Mouse beugte sich vor und sagte leise:
„Ich werde an Sie denken, Donte.“
    „ Danke, Mouse.“
    „ Ich werde Sie vermissen. Sie sind ein netter Kerl.“
    Donte amüsierte der Gedanke, dass ihn jemand aus dem
Todestrakt vermissen würde. Als er nicht antwortete, ging Mouse
weiter.
    Donte saß lange auf dem Bettrand und starrte den Pappkarton
an, der ihm am Vortag in die Zelle gestellt worden war. In den
Karton hatte er seine Sachen gepackt - ein

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