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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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amüsiert sein bereits peinliches Schweigen, weil ihm jetzt etwas einfallen muß. „Was sagen denn der Graf dazu?“ fragt er.
    „Sie kennen ihn?“ So ehrlich kommt das, so ungeschützt, daß den Gast Mitleid befiele — in einem andern Haus.
    Sein Nicken bewirkt das Eingeständnis: „Bei uns war er noch nie!“
    Die Tür wird geöffnet und, dramaturgisch im richtigen Augenblick, tritt das Dirndl aus der Käseabteilung auf und berichtet: Der Minister sei eingetroffen. Einen besseren Ersatzgrafen hätte sie nicht melden können. Langsam folgt der Männchenmaler treppab, jetzt darf er wieder sehen, was er sieht, und das ist ein Auftritt.
    Der Minister, irgendeiner, hat Konsulin Eifrida acht Nelken überreicht. Ein wenig verlegen mit dem dürftigen Strauß lächelt sie an der Seite ihres Herrenimitators, als blende sie so viel Glanz. Vielleicht ist sie auch nur kurzsichtig.
    Im Stall wiederholt sich der Auftritt mit Tusch. Rosettenträger rotten sich um den staatstragenden Trachtler, dessen voralpenländischer Diplomatenschliff Dirndldamen alsbald Quietschtöne entlockt. Nie erwähnt er sich selbst, bei den Geschichten, die er zum besten gibt, aber immer sind andere die Dummen, gleichwohl nett und liebenswert mit ihren Schwächen, wie alle hier sich geben. Fast alle.
    Der Messnerhofbesitzer verbreitet weiter sein Pech mit den Bauern. Wenn er mit Gästen im Freien sitze, werde die Wiese zur Windseite gedüngt und im Winter häufe man den Schnee vor seiner Einfahrt. Boykottiert werde er, aber niemand sage ihm warum.
    „Und was gedenken Sie zu tun?“ Der Gesprächspartner kommt hinter dem Gewölbe vor — Detlef.
    Unschlüssig heben sich zwei schmale Schultern. „Eines Tages werde ich den Hof wohl verkaufen.“
    Leer sehen Lukas und Detlef einander an. Georgia ist es nicht, woran sie denken. Georgia bleibt heut zu Haus — hat sie am Telefon gesagt. Morgen kommt sie zum Tee in die Wohnung und bringt die neuen Vorhänge mit.
    Stimmung bricht aus. Immer mehr Männer lachen immer lauter. Irgendetwas fällt dem Männchenmaler an den Damen auf. Nicht an denen in Loden oder Leder, nur an den Dirndldamen. Aber er kommt nicht drauf, was es ist, kommt auch nicht dazu. Schnuckchens aromastarke Lisbeth hat ihn entdeckt, möchte mit ihm plaudern, nicht hier in dem Lärm und Rauch, draußen an der frischen Luft. Sie hat plötzlich Kopfweh und kommt auch nicht drauf wieso.
    Hinterm Stall schnappt bereits der Minister Luft, im Kreis von Mitschnappern. Gegen beginnendes Kopfweh, wie er verkündet. Damit stehe er nicht allein, läßt Lisbeth ihn wissen und wird, sie, die Gattin eines Politikers der Opposition, zur Leidensgefährtin, nicht zur Leidens-Genossin ernannt. Da der Minister als erster über seinen Scherz lacht, ist er als erster fertig und kann der Ursache auf den Grund gehen.
    „Es liegt am Kamin!“ belehrt er die Umstehenden. „Das offene Feuer frißt den Sauerstoff. In meinem bescheidenen Landhaus war’s genauso. Bis ich ein Absaugrohr von draußen zum Feuertisch installiert hab’. Seitdem brennt das Feuer besser und niemand bekommt mehr Kopfweh.“
    Lukas erinnert sich nicht, jemals einem Politiker interessierter gelauscht zu haben.
    Wie war das in Schottland. Dort schließen die Fenster nicht so dicht: Aber im Zu-Haus...? Zum Glück ist noch nicht verputzt. Bei Donicke ein nützliches Ministerwort — seltsame Welt...

    Auf dem Skizzenblock drängten sich adrette Männchen in dunklen Anzügen, über dem Krawattenknoten anstelle des Kopfes die Rosette des Verdienstordens. Darunter in gezeichneten Druckbuchstaben noch immer bedeutet bedeutung zu vielen zu viel .
    Kein Einfall! urteilt der Männchenmaler. Das Bild braucht den Text nicht und umgekehrt...
    Sie haben ihre Gesetzmäßigkeit, die Einfälle. Ob sie kommen, hängt bei ihm nicht allein von Ruhe und Konzentration, vielmehr wesentlich davon ab, was er gemacht hat, bevor er sich hinsetzt. Gehäufte Eindrücke, Telefon, Ärger, Höflichkeitsgeschwätz, voraussehbare Störungen gehören zu den Stammfeinden der scheuen Muse Phantasie, die Leere liebt. Je weniger sich getan hat, je weniger erwartet wird, daß sich tue, desto mehr tut sie.
    Noch bei Tageslicht vom Donickefest zurückgekehrt, hatte Lukas sich hingesetzt, um sich alsbald zu legen — mit seiner derzeitigen Lieblingslektüre über das alpenländische Bauen. Martina und Galan nahm er nachts vor allem als Motorgeräusch wahr, wie sie ihn vermutlich am Morgen bei seinem Aufbruch in die Stadt.
    Regen ist

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