Geständnisse eines graumelierten Herren
Augen beruhigen und beflügeln ihn, das Tablett mit dem Essen herüberzuholen und Wein, und sich ebenso subjektiv zu äußern, wie sie’s getan hat.
„Du hast recht. Die Feuerstelle hab ich natürlich für mich gemacht, ganz egoistisch und sie mit dem Ausbau kachiert. Ich wußte ja, daß ich einige Zeit da bin. Aber es ist das erste Mal, daß hier ein Feuer brennt. Mit dir davorsitzen und hineinschauen, wie wir’s jetzt tun — das wollte ich. Schau hinein, dann verstehst du mich. Feuer ist für mich das Symbol schlechthin: die ständig verändernde Kraft.“
Lukas ist von lateraler Aufmerksamkeit.
Das Feuer hat letzte Bedenken weggefressen, ohne den Sauerstoff aus dem Raum zu ziehen. Den holt es sich von draußen durch das eingebaute Rohr; die Flamme züngelt deutlich jünger, dank dieser Sauerstofftherapie.
Georgia schaut ins Feuer. „Mit dir könnte ich auf dem Land leben.“
„Laß dich von dieser Leihidylle nicht mit Sentimentalität belullen!“ warnt er und hält den Ton heiter. „Ich besitze nichts auf dem Land.“
Seine Parade zwingt sie, auf ihren Mann zurückzugreifen. Mit Detlef könnte sie sich ein harmonisches Landleben nicht vorstellen. Das sei ihr auf dem Messnerhof klargeworden. Auch Lukas kann sich das nicht vorstellen, doch sagt er nichts, will ihren Gedankengang nicht beeinflussen, wo es sich so unbeschwert redet mit dem Blick ins Feuer.
„Detlef will einen Hof, um Renate zu zeigen, daß er auch so leben möchte, wie sie.“
Und Georgia will ihm zeigen, daß sie so leben möchte, wie ich! Mit mir natürlich, folgert er stumm.
Der Gedanke, in fremder Ehe als Versatzstück zu dienen, vermittelt keinen Reiz. Offenbar wird ihr das beim Weitersprechen klar, sie schwächt ab, führt andere Frauen an, mit denen Detlef befreundet ist und schließt konventionell: es sei für sie nicht immer ganz leicht. Obwohl, in der Familie sei er sehr großzügig, erfülle ihr jeden Wunsch, wähle von allem nur das Beste aus, ohne den Sohn unnötig zu verwöhnen. Tüchtig sei er ja, eminent tüchtig. Ein erfolgreicher Anwalt wie er, brauche die Familie, die Frau, mit der er repräsentieren kann.
Jetzt reicht es Lukas. „Ja und? Das gefällt dir doch.“
Seine Frage irritiert die Frau, die mit ihm auf dem Land leben könnte und mit Detlef in der Stadt repräsentieren.
„Georgia“, sagt er väterlich, „du willst nichts aufgeben, sondern noch etwas dazu. Nach Art eures Hauses stelle ich mir das so vor: Deine letzte Romanze ist verblaßt, du mußtest dich neu umsehen. Bei eurem großen Bekanntenkreis kein Problem und doch wieder eins. Einige Herren kamen in die engere Auswahl und waren vermutlich auf eurem Herbstfest. Doch du hattest dich schon anders entschieden. Ein Glück, daß ich nicht dort war. Als ob ich’s gerochen hätte! Wenn du mich willst, muß ich dich enttäuschen. Ich bin nicht wohlhabend, und will nicht tüchtig sein müssen, um es zu werden. Ich habe andere Interessen. Nur Geld verdienen, ist mir zu vulgär.“
Sie stutzt, er wird noch intensiver: „Zudem kennen wir uns nicht lang genug. Und du willst mich gar nicht. Außer als Liebhaber. Du willst nur wissen, daß du mich haben könntest. Sonst hättest du gesagt: Ich möchte mit dir auf dem Land leben! Nicht ich könnte ...“
Sie schaut ins Feuer. „Das klingt sehr kalt“, sagt sie. Zweifel an ihren Gefühlen beweisen nach ihrer Logik Gefühllosigkeit.
„Möglich“, räumt er ein. „Kälte kommt von Mangel an Wärme. Vor zwanzig Jahren habe ich deswegen das Land verlassen. Damit will ich nur sagen, ich bin vorsichtig und lasse mir viel Zeit.“
„Hast du mich mitgenommen, um mir das zu sagen?“ wird sie jetzt denken, denkt er, und da sie ihn nicht enttäuscht, bleibt er bei seinem ruhigen Ton.
„Georgia, du spielst. Weil du alles hast, außer einer vernünftigen Arbeit. Tu’ etwas! Hast du nicht einmal gesagt, du hättest früher Kunstgeschichte studiert? Mach eine Galerie auf oder adoptiere ein Kind. Aber spiel nicht gnädige Frau! Laß den behängten Leerlauf, — die Zeiten sind vorbei.
„Ich bin nicht emanzipiert“, entgegnet sie.
„Du sollst nur etwas aus deinen Eigenschaften machen. Jeder Mensch muß das oder sollte es. Anders ausgedrückt: Georgia, du bist faul. — Und sag jetzt bitte nicht: Du liebst mich eben nicht.“
Da dreht sie ihm den Kopf zu, ihr Blick nimmt ihre Worte vorweg. „Nein, Lukas! Im Gegenteil. Ich freue mich ja, wie du dich mit mir beschäftigst, dir Gedanken um mich machst . Wer
Weitere Kostenlose Bücher