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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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dass Herrmann seinen Bruder nicht zu sich nimmt, vorgesehen hatte.

Die Messerdora
Manchmal steht man den Wünschen seiner Kunden etwas hilflos gegenüber. Einmal bestellte eine Frau Bommerlanden für ihren Mann: »Der Kranz muss richtig dick mit Bommerlanden besteckt sein.« Kein Mensch weiß bis heute, wie Bommerlanden aussehen und was Bommerlanden sind. »Na, wenn Sie keine haben, dann nehmen wir Nelken.« Es ist mir auch bislang nicht gelungen, Zerbenholz zu finden. Ob wir nicht auch einen Sarg in Zerbenholz hätten, wollte einmal ein Mann wissen. Er nahm dann Buche, das sehe zwar ganz anders aus, sei aber auch sehr schön.

    D iese Kundin steht in Witwenschwarz vor mir, guckt mich mit großen Augen an und fragt: »Können Sie bitte dafür sorgen, dass am Sarg das Lied von der Messerdora gespielt wird?«
    Messerdora? Das kenne ich nicht, klingt ein bisschen nach einer Figur aus der Dreigroschenoper, aber ich bin mir sicher, dass da keine Messerdora vorkommt. Jetzt will ich natürlich nicht als Kulturbanause dastehen und frage ganz vorsichtig nach: »Messerdora, ja sicher, und in welcher Version hätten Sie das gerne?«
    Ha! Ist das nicht clever von mir? So kriege ich vielleicht noch etwas Input, ohne zugeben zu müssen, dass ich nicht den blassesten Schimmer habe, wer oder was die Messerdora ist.
    Sie antwortet: »Mein Mann hat immer geweint, wenn die Messerdora gespielt wurde. Der dicke Tenor, der neulich gestorben ist, der hat das immer gesungen.«
    Sie muss Pavarotti meinen, und war der nicht bekannt für seine Interpretation von »Nessun dorma«?

Die unheimliche Besucherin
Wenn man Tag und Nacht dienstbereit ist, dann erwartet man ja auch, dass jemand mit einem Auftrag zu einem kommt, wenn es spätabends noch klopft oder klingelt. Aber manchmal kommt es eben anders.

    H eute habe ich einen dicken Kopf und rote Ränder um die Augen – aber ich schwöre: Ich habe gestern nichts getrunken! Wie es dazu gekommen ist?
    Losgegangen ist es gestern Abend um kurz vor Mitternacht. Ich war ganz allein im Haus, meine Frau ist mit den Kindern verreist. Ursprünglich wollte ich mir ja eine Flasche Wein aufmachen und bei etwas lauterer Musik den Abend ausklingen lassen.
    Ich mache das gerne in unserer Trauerhalle, da haben wir nämlich die beste Beschallungsanlage und die beste Akustik. Es war also so gegen 23.45 Uhr, ich ging mit einer Flasche Rotwein die Treppe hinunter und wollte gerade nach links abbiegen, als es gegen die Haustür hämmerte. Ich habe mir zwar nichts vorzuwerfen, aber es war so laut, dass ich unwillkürlich an Polizei, Steuerfahndung oder einen Gerichtsvollzieher im Kuckuckswahn gedacht habe. Also stellte ich die Weinflasche und das Glas unten neben der Treppe auf eine Holzsäule und ging zur großen Eingangstür. Die hat oben Buntglas, und ihr Hersteller war so freundlich, eines dieser Glasfelder aufklappbar zu machen, so dass man hinausschauen und -sprechen kann, ohne die ganze Tür öffnen zu müssen.
    Der Riegel klemmte etwas – wir brauchen ihn nicht oft, denn vom Büro aus sehen wir auf einem Monitor, wer draußen steht. Als ich das Fensterchen endlich aufbekommen hatte, polterte es schon wieder vor der Tür.
    »Was ist denn?«, fragte ich, wohl etwas unwirsch.
    Draußen stand eine Frau von etwa 30 Jahren mit klitschnassen Haaren – obwohl es gar nicht regnete.
    »Bitte lassen Sie mich doch herein, bitte!«, flehte sie mich an, und weil sie kein bisschen aussah wie ein ruppiger Finanzfahnder, öffnete ich die Tür und ließ sie herein. Sie ging mit zwei, drei großen Schritten an mir vorbei bis zur großen Palme und sagte: »Machen Sie schnell zu, machen Sie zu!«
    Was denkt ein Bestatter, wenn um diese Zeit jemand kommt? Na klar, er macht sich Hoffnung auf einen Auftrag. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass irgendjemand kommt und einfach klopft oder klingelt, um einen Sterbefall anzumelden. Doch warum um alles in der Welt hat sie nasse Haare?
    »Sind alle Türen zu?«, fragte sie mich mit weit aufgerissenen Augen, und ich nickte. »Sind wir hier sicher?« Ich nickte abermals: »Wie in Abrahams Schoß!«
    »Kommen Sie«, sagte ich, knipste das Licht im rechten Gang an und deutete auf die Tür eines unserer Beratungszimmer – sie machte jedoch keine Anstalten, ihre Position bei der großen Palme zu verlassen.
    »Was ist denn da hinter der Tür?«, wollte sie wissen.
    »Ein gemütliches Zimmer, wo wir uns bequem hinsetzen können«, sagte ich und fügte noch hinzu: »Ganz sicher, da kommt

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