Gestern fängt das Leben an
verheerenden Folgen abwenden, die diese Fehlgeburt anrichten würde.
Kurz nachdem ich bei ihr bin, kommen auch schon die Sanitäter hereingestürmt. Megan fleht sie an, ihr Baby nicht sterben zu lassen. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Sie wird in den Notarztwagen gehoben, und ichhalte ihre klamme Hand. Die Fahrt zum Krankenhaus geht an mir vorbei. Keine Ahnung, wie wir hergekommen sind.
Jetzt sitzen wir in ihrem Krankenzimmer und warten darauf, dass die Ärzte noch einmal kommen und uns erklären, was Megans Körper veranlasst hat, sein eigen Fleisch und Blut abzustoßen.
«Es war nicht deine Schuld», sage ich sanft in die Stille hinein, die nur von dem monotonen Piepen des Herzfrequenzmessers hinter uns unterbrochen wird, genau wie ich es vor sieben Jahren zu ihr gesagt habe.
«Woher willst du das wissen?», fragt sie. Dicke Tränen rollen über ihre Wangen.
«Weil es einfach so ist. An Fehlgeburten ist überhaupt niemand schuld. Es passiert einfach.»
Meg wendet den Kopf ab und starrt zum Fenster hinaus. «Ich habe es mir so sehr gewünscht», sagt sie schließlich, und ihre Stimme bricht wieder. «Tyler und ich haben es über ein Jahr lang versucht.»
«Es tut mir so leid, Meg.» Ich strecke die Hand aus, um ihren freien Arm zu berühren, der, in dem keine Infusionsnadel steckt.
Ein robust wirkender, afroamerikanischer Arzt mit freundlichen grünen Augen betritt den Raum und unterbricht unser Schluchzen.
«Die gute Nachricht», sagt er mit einem Blick auf sein Klemmbrett. «Wir konnten die Blutung stoppen. Außerdem gibt es keinerlei Anzeichen für eine Infektion.»
«Oh, Gott sei Dank!», stoße ich laut aus.
Ich bin rechtzeitig da gewesen! ,
denke ich
. Letztes Mal war ich zu spät. Vielleicht habe ich es diesmal geschafft.
Meg sieht mich erstaunt an, aber ich lächle nur. LetztesMal hat er etwas von der Möglichkeit innerer Narben gemurmelt, von schwerwiegendem Blutverlust, von einer unklaren Prognose hinsichtlich künftiger Schwangerschaften.
«Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht», fährt er fort, und ich spüre, wie mir die Gesichtszüge entgleisen, denn das, was jetzt kommt, habe ich in der Tat schon mal gehört. «Wir wissen nicht, was die Blutungen ausgelöst hat. Eine normale Fehlgeburt geht nicht annähernd mit einem derartigen Blutverlust einher, aber da Sie sich in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft befunden haben, ist es sehr schwierig, den Embryo zu untersuchen und eindeutig zu beurteilen, was geschehen ist.»
Bei dem Wort Embryo verzieht Megan das Gesicht und fängt wieder an zu weinen.
«Und was jetzt?», bringt sie schließlich heraus.
«Nun, die Beschwerden werden noch ein paar Wochen anhalten, aber sobald Ihr Gynäkologe Ihnen grünes Licht gibt, können Sie es ganz bestimmt wieder versuchen.»
Megan bringt ein schwaches Lächeln zustande. Der Arzt räuspert sich und ist bereits wieder auf dem Sprung.
«Aber das, was heute passiert ist –», rufe ich schrill, obwohl ich weiß, dass Megan die Antwort bekommen hat, die sie hören wollte. «Lässt sich denn daraus überhaupt keine Antwort ablesen? Ich meine, so etwas darf doch nicht noch einmal passieren!»
Beide runzeln erstaunt die Stirn und sehen mich irritiert an, wie ich aufgebracht aus dem roten Kunstledersessel aufspringe.
«Es ist okay, Jill», sagt Megan. «Er hat doch gesagt, wir können es bald wieder versuchen.»
«Ja», meldet der Arzt sich zu Wort. «Es gibt keinen Grund, weswegen sie noch einmal eine Fehlgeburt haben sollte.»
Meg seufzt, und ich nicke. Aber was ich eigentlich sagen will, ist, dass es sehr wohl Anzeichen geben könnte. Dass es sich hier um eine genetische Anomalie handelt. Zumindest ist es beim letzten Mal so gewesen, als ich in diesem Krankenhaus saß und ihre Hand hielt. Nur dass man das eben nicht erkannt hat. Megans Körper würde diese winzigen Wesen immer und immer wieder abstoßen. Aber vielleicht wären die Dinge ganz anders gelaufen, hätte man nur genauer hingesehen.
Aber diesmal bin ich schneller da gewesen
, sage ich mir erneut. Und auch wenn die Prognose des Arztes unterm Strich dieselbe ist, ich war diesmal trotzdem schneller da. Und vielleicht, nur vielleicht, hat das gereicht, um die Zukunft umzuschreiben.
6
Es ist Samstag, halb zwei Uhr nachmittags, und ich habe mich verspätet. Hoffnungslos und verzweifelt verspätet. Was an sich schon schlimm genug wäre. Aber jetzt muss ich mich auch noch durch die Grand Central Station kämpfen, die
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