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Gestern, heute - jetzt

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Titel: Gestern, heute - jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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nicht modelliert hätte. Das Gesicht war dasjenige, das sie in ihren Träumen sah – ein starkes, unverschämt attraktives Gesicht. Einst hatte sie es geliebt. Schön war es noch immer. In ihren Träumen lachten diese blauen Augen und luden sie dazu ein, den Scherz mit ihm zu teilen und den Moment zu genießen. Jetzt lachten sie nicht.
    „Deine Quittung“, sagte er ruhig und streckte ihr einen weißen Zettel entgegen. „Ich habe gerade den Rotwein für die Hochzeit geliefert, als der Champagner gebracht wurde.“
    Sie öffnete die Tür ein klein wenig mehr und nahm die Quittung entgegen. Ihre Finger berührten sich nicht. Genauso wenig wie sich Rafaels Blick erwärmte. Das hier war kein Traum, sondern die harte, unangenehme Realität. „ Merci. “
    „Du bist früh dran“, bemerkte er als Nächstes.
    „Ja.“ Was konnte sie schon sagen? Dass sie einen Tag früher gekommen war, damit weder er noch Gabrielle sie vom Flughafen abholen mussten? Dass sie sich den Extratag zugestanden hatte, um sich darauf vorzubereiten und zu wappnen, ihn wiedersehen zu müssen? „Ja. Ein bisschen früh.“
    Rafes Augen verengten sich, während er ihr Gesicht musterte. „Darf ich reinkommen?“
    „Nein!“ Zu atemlos. Viel zu hastig. „Nein“, wiederholte sie und rang um Fassung. „Das ist gerade kein günstiger Augenblick.“
    Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Tut mir leid. Mir war nicht klar, dass du Gesellschaft hast.“
    Gesellschaft? Gesellschaft? Als ob sie diese spezielle Hochzeit mit einem Liebhaber im Schlepptau besuchen würde. Sich innerlich verfluchend, trat sie von der Tür zurück und schwang sie so weit auf, dass er sich selbst davon überzeugen konnte, in welcher Gesellschaft sie sich befand. Rafes Blick flog rasch durch den Raum, ehe er sich wieder auf Simone richtete.
    „Meine Garderobe lässt im Moment etwas zu wünschen übrig.“ Ihm vollkommen ungeschminkt und nur mit einem Handtuch bekleidet gegenüberzutreten war nicht Bestandteil ihres Masterplans gewesen. „Wenn du also so freundlich wärst, jetzt zu gehen …“
    „Ich bin nicht besonders gut darin, freundlich zu sein“, erwiderte er seidenglatt und lehnte sich gegen den Türrahmen. Himmel, er wirkte so stark und männlich. Ganz langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten. „Hübsches Handtuch.“
    Es stand ihm wirklich gut, den verruchten Frauenhelden zu geben. Das hatte sie keineswegs vergessen. „Wie ich sehe, legst du es immer noch darauf an, die Welt herauszufordern. Wie … vorhersehbar.“
    „Nein, ich habe es aufgegeben, die Welt herausfordern zu wollen. Das war der falsche Ansatz.“ Er lächelte teuflisch. „Jetzt will ich die Welt einfach nur beherrschen.“
    „Hm.“ Sie warf ihm einen kühlen Blick zu – zumindest so weit das einer Frau, die nur in ein Handtuch gehüllt war, möglich war. „Ein Psychologe hätte die helle Freude an dir.“
    „Ja, wenn sie eine Frau wäre, dann ja“, konterte er. „Aber nur wenn sie nackt und gewillt wäre, ein wirklich böses Mädchen zu sein.“
    Simone stockte der Atem, und sie hätte schwören können, dass sie von den Zehenspitzen bis zu den Haarwurzeln errötete.
    „Danach könnte sie sich selbst analysieren“, fuhr er in seiner tiefen, verführerischen Stimme fort. „So wäre sie wenigstens beschäftigt, denn es wäre keine Herausforderung, mich zu analysieren. Ich bin eine ganz schlichte Seele, wirklich.“
    Nicht, so weit sie es beurteilen konnte. Simone fühlte sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen – wie eine Motte zum Licht. Bereitwillig würde sie sich die Flügel verbrennen, wenn sie dafür noch einmal Rafes kaum verhohlene Leidenschaft genießen durfte.
    Da ihr Gepäck und ihre Autoschlüssel direkt neben der Tür standen, bückte sie sich nach dem Griff ihres Koffers. Sie war fest entschlossen, ruhig zu bleiben. „Ich bin erst vor wenigen Minuten angekommen. Ich brauche weitere zehn, ehe ich bereit bin, dich zu sehen“, gestand sie und wünschte dabei, ihre Stimme würde fester klingen. Rasch steuerte sie auf das Badezimmer zu, froh darüber, dass der Koffer Rollen besaß. „Mach die Tür hinter dir zu, falls du beschließen solltest, nicht zu warten“, wies sie ihn über die Schulter hinweg an.
    „Ich bin nicht dein Diener, Prinzessin.“ Die Schärfe in seinen Worten war unüberhörbar. „Und du warst nie bereit für mich.“
    Endlich, dachte sie mit grimmiger Befriedigung. Endlich eine ehrliche Reaktion von ihm. „Tja, nun …“

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