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Gestern, heute - jetzt

Gestern, heute - jetzt

Titel: Gestern, heute - jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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dabei zu helfen, sich in das Leben in Maracey einzufinden. Dennoch hegte sie die Befürchtung, dass es nicht genug war.
    Wenn er ihr doch nur ein wenig mehr vertrauen und ihr seine Gedanken und Gefühle offenbaren würde.
    Doch das tat er nicht.
    Tränen brannten in ihren Augen, die sie rasch fortblinzelte. Diese verdammten Schwangerschaftshormone sorgten dafür, dass ihre Emotionen ständig in Aufruhr waren. Im einen Augenblick heiter und fröhlich, im nächsten zu Tode betrübt. Gab es davor gar kein Entrinnen? Nein, der Verzweiflung konnte sie nicht entkommen – die Verzweiflung, die sie immer dann übermannte, wenn sie an ihre Liebe für Rafael dachte und daran, dass er immer noch Distanz zu ihr wahrte. Nicht körperlich, das nicht mehr, aber geistig und emotional, was sich an hundert kleinen Dingen festmachen ließ. Eine andere Frau wäre vielleicht begeistert gewesen über das, was er ihr gab, aber Simone wusste ganz genau, dass er so viel mehr geben konnte. Sie wusste, was er ihr vor all den Jahren angeboten hatte, und das hier ließ sich nicht mal annähernd damit vergleichen.
    Vielleicht würde sich die Situation verbessern, wenn das Baby da war. Vielleicht würde ein Teil von Rafaels Liebe für das Kind auf sie überfließen.
    Aber das wäre nicht genug.
    „Verschwinde, Verzweiflung“, flüsterte sie hilflos.
    Doch genau wie Simone hatte auch die Verzweiflung keinen Ort, an den sie entweichen konnte.
    Simone blickte gen Himmel, schaute direkt in die Sonne. Ein derart unbarmherziges, endloses Feuer. Die Gartenschere entglitt ihren Fingern, während die Erde unter ihren Füßen zu beben schien. Auch Ruby bewegte sich und schnappte nach der Schere. Diesmal ließ der Hund sie wirklich in die Schubkarre fallen.
    „Braves Mädchen“, wisperte Simone und bückte sich, um sie zu streicheln. Merkwürdigerweise drehte sich die Erde noch mehr. Irgendwie fühlte sich das ganz und gar nicht richtig an. Der kleine Welpe wedelte heftig mit dem Schwanz, legte den Kopf leicht schief und betrachtete Simone neugierig. Im nächsten Moment wurde ihr schwarz vor Augen.

11. KAPITEL
    Rafael beobachtete mit gelangweilter Neugier, wie Etiennes Sekretär so unbemerkt wie möglich in den Konferenzsaal schlüpfte. Angesichts der delikaten Natur der aktuellen Verhandlungen war das keine besonders gute Idee. Die Diskussion verstummte. Der Sekretär zog eine Grimasse. Etienne blickte ihn vorwurfsvoll an.
    Was auch immer es ist, dachte Rafael, es sollte besser wichtig sein.
    Doch der Sekretär trat nicht an Etiennes Seite.
    Er ging direkt auf Rafael zu.
    „ Señor “, wisperte der Mann, während er sich zu Rafes Ohr hinunterbeugte. „Es geht um Ihre … es geht um Señorita Simone. Einer der Wachleute hat sie im Weinberg gefunden. Sie hat dort gearbeitet. Señor, wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber sie ist bewusstlos.“
    Rafael stand abrupt auf. Der Sekretär wich zurück. Alle Blicke richteten sich auf Rafe. Manche vorwurfsvoll, andere neugierig. Während des Morgens hatte er erkannt, dass Diplomatie eine Geduld erforderte, die er nicht besaß. „Gentlemen“, erklärte er mit einem knappen Nicken. „Entschuldigen Sie mich bitte.“
    Etienne würde diesen Deal zum Abschluss bringen, nicht er.
    Rafael Alexander gehörte an einen anderen Ort.
    Er ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Etienne beorderte Carlos, seinen Sekretär, mit einem Blick zu sich. Die Verhandlungen gestalteten sich schon den ganzen Morgen zäh und schwierig. Zwei der drei Parteien am Tisch waren nicht offen für eine wirkliche Diskussion; sie spielten einfach auf Zeit und raubten ihm damit seine Geduld. „Probleme?“, murmelte er. In Wahrheit bedeutete seine Frage: Sag mir, was du meinem misstrauischen und unnahbaren Sohn mitgeteilt hast, dass er plötzlich ganz blass wurde und sein Blick voller Schmerz war.
    „Señorita Simone ist im Weinberg in Ohmacht gefallen“, flüsterte Carlos. „ El doctor ist jetzt bei ihr.“
    „Und das Baby?“
    „Das weiß ich nicht.“
    Es war schon Jahre her, dass Etiennes verstorbene Frau das letzte ihrer Kinder verloren hatte, doch ein Mann vergaß den unerträglichen Schmerz nicht, wenn eine neuerliche Fehlgeburt einem den Glauben an das Gute im Leben raubte. Ob Rafael ihn an seiner Seite haben wollte, falls Simone das Baby verloren hatte? Würde dieser Sohn, der ihn immer wieder so erstaunte, wünschen, dass er ihm bei seiner Nachtwache an Simones Bett zur Seite stand?
    Es gab nur eine Möglichkeit, es

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