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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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suche eher etwas Neutrales. Eierschalenfarben.« Susanne pflegte sich immer sehr klar auszudrücken, ohne übertriebene Rücksichtnahme auf die Gefühle ihres Gegenübers.
    Die Lux-Zahl in Frau Eulers Lächeln ging gegen null. Es war auch kein Lächeln mehr, nur noch hochgezogene Mundwinkel.
    »Wenn Sie sich dann bitte aus der Schnäppchenecke herausbemühen wollen? Selbstverständlich haben wir drüben im hochpreisigen Segment eine große Auswahl an unifarbenen Stoffservietten aus erlesenen Materialien. Es ist natürlich eine Frage des Geldes.« Frau Euler musterte Susanne anzüglich.
    Das war jetzt eine äußerst respektlose Bemerkung und so im Einzelhändlerhandbuch Wie vermittle ich meiner Kundin das Gefühl, eine Königin zu sein? sicher nicht vorgesehen.
    »Geld spielt keine Rolle«, erklärte Irmgard. »Er zahlt.«
    Mit er war Seifferheld gemeint.
    In der Nacht hatte es offenbar stundenlange Verhandlungen am runden Tisch gegeben. Susanne hatte Irmgard bei ihrem Weiberessen in der Riva Lounge angetroffen und sich mit ihr ausgesprochen.
    Der mühsam errungene Kompromiss: Es gab eine standesamtliche und eine kirchliche Trauung. Keinen Hölderlein als Traupfarrer, dafür auch keine Kutsche. Kein opulentes Essen im Hotel, sondern Selbstgekochtes im Seifferheld-Haus. Nur die allerengste Familie. Dazu eventuell die Schmüllers, Susanne hatte ihre diesbezüglichen Überlegungen noch nicht abgeschlossen.
    Und jetzt standen die Einkäufe an.
    Stoffservietten führten die Liste der zu kaufenden Notwendigkeiten an. Nur Stoff hatte Stil.
    Fand auch Marianne, die ebenfalls dabei war.
    »Kennen wir uns nicht von irgendwoher?« Irmgard inspizierte Frau Euler, wie die kleinen Bürger von Paris die Adeligen kurz vor der Französischen Revolution inspiziert haben mochten.
    »Ich wüsste wirklich nicht, woher.« Frau Euler breitete einige edle Stoffservietten auf einem Demonstrationstisch aus, auf dem unter einem dreiarmigen Kerzenleuchter unter anderem auch ein bestickter Tischläufer lag. Ein mangelhaft bestickter Tischläufer, wie Experte Seifferheld fand.
    »Hier, bitte, unser Angebot: Leinen mit Baumwolle, Damast, mit und ohne Atlaskante, eierschalenfarben, creme und hauchzartlila.«
    »Die hier sind doch nett.« Marianne hob etwas Cremefarbenes mit eingewebtem Blumenmuster hoch.
    »Nein, nein, nein. Gefällt mir alles nicht«, befand Susanne. »Ich will etwas Klassisches ohne floralen Schnickschnack.«
    Die Mundwinkel von Frau Euler sackten noch weiter ab, und ihre Lippen bildeten von da an eine in der Natur äußerst selten vorkommende absolute Gerade.
    »Doch, doch, ich erinnere mich.« Irmgard ließ nicht locker und nickte ununterbrochen. »Sie sind auch Mitglied im Freundeskreis der Freilichtspiele Schwäbisch Hall.«
    »Jeder, der in unserer schönen Stadt etwas auf sich hält, ist dort Mitglied«, erklärte Frau Euler und faltete eine der Servietten mit versierten Handgriffen zu einer Lotusblüte. »Vielleicht können Sie sich leichter entscheiden, wenn Sie die Servietten gefaltet sehen. Das wirkt dann gleich ganz anders. Und mit einer stilvoll gefalteten Serviette geben Sie einem perfekt dekorierten Tisch noch den letzten Feinschliff.«
    Seifferheld fürchtete, vor Langeweile gleich im Stehen einzuschlafen. Er hätte den Frauen einfach seine Kreditkarte mitgeben sollen.
    »Sie hatten sich für das Theaterfrühstück in der Haalhalle als Helferin angemeldet, sind dann aber nicht gekommen«, fuhr Irmi vorwurfsvoll fort.
    Frau Euler presste alles Blut aus ihren Lippen. »Ach ja? Je nun, mir wird etwas dazwischengekommen sein.«
    »Ich musste ganz allein das Besteck spülen.« Auf der Liste der Grausamkeiten, die ein Mensch einem anderen antun konnte, mochte das nicht ganz oben stehen, aber dennoch.
    Irmgard verzieh, aber sie vergaß nicht.
    »Das tut mir leid.« Frau Euler wandte sich an Susanne. »Haben Sie sich denn nun entscheiden können?«
    Seifferheld wusste die Antwort, sie war bei seiner Tochter immer dieselbe. »Ja, ich nehme die hier«, würde sie sagen und auf das mit Abstand teuerste Modell zeigen.
    »Ja, ich nehme die hier«, sagte Susanne und zeigte auf die mit Abstand teuersten Servietten. »Die scheinen mir allerdings sehr fest zu sein. Haben Sie einen Vorschlag, wie ich sie falten könnte? Und kein aufwendiger Origami-Firlefanz.«
    »Ich weiß schon: unkompliziert und klassisch«, antwortete Frau Euler.
    Seifferheld lehnte sich schwer auf seinen Stock. Wie lange noch, o Herr, wie lange?
    Onis saß brav

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