Gestohlene Leidenschaft
doch spürte er, dass sie ihren Verstand ausgeschaltet hatte und nicht mit dem Herzen dabei war.
„Sieh mich an, Grace!“
Sie schlug die Augen auf und sah ihn mit vor Lust verschleiertem Blick an. „Was …“
Khalis stützte sich auf die Ellbogen und wartete.
„Bitte …“, flehte sie.
Natürlich wusste er genau, was sie wollte. Er konnte es ja selbst kaum erwarten. Mit einer Bewegung könnte er tief in sie eindringen und ihnen beiden Erfüllung schenken. Doch er tat es nicht. „Sag meinen Namen!“
Verwirrt sah sie ihn an. „Warum?“
„Sag meinen Namen!“
Es war nicht viel, aber wenigstens ein Anfang. Grace sollte sich bewusst sein, dass er bei ihr war. Sie sollte zugeben, dass eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen bestand. Wenn sie mit ihm zusammen war, durften keine Ängste oder unliebsamen Erinnerungen zwischen ihnen stehen. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Lange konnte er sich nicht mehr zurückhalten.
„Bitte, Grace“, bat er, als sie immer noch schwieg.
Zärtlich schaute sie ihn an. Und plötzlich schimmerten Tränen in ihren Augen. „Khalis“, wisperte sie schließlich.
Von einer Urgewalt getrieben, drang er endlich in sie ein und wurde von ihrer Wärme umfangen.
„Khalis“, flüsterte Grace wieder. Sie grub die Finger in seinen Rücken und bäumte sich lustvoll auf. Ein tiefes Triumphgefühl durchzuckte Khalis, als er fühlte, dass auch sie so weit war und sie den ersten Höhepunkt gemeinsam erlebten. „Khalis!“, rief sie auf dem Gipfel der Lust, warf ekstatisch den Kopf zurück und hielt Khalis fest umklammert.
Als die Wogen der Lust schließlich verebbt waren, lächelte sie zärtlich und sah ihm glücklich in die Augen. „Khalis.“
8. KAPITEL
Grace lag eng an Khalis gekuschelt und weinte vor Glück. Noch nie war sie einem Mann so nahe gewesen – und gleichzeitig so unendlich weit entfernt. Bis zuletzt hatte sie Angst gehabt, sich mit Herz, Verstand und Seele hinzugeben, weil ihre Gefühle für ihn so überwältigend waren. Doch dann war ihr Widerstand gebrochen.
Vielleicht musste dies gar nicht das Ende sein. Vielleicht stand sie am Anfang eines neuen Lebens ohne Angst, voller Hoffnung und mit diesem wundervollen Mann.
Hatte sie wirklich eine Chance? Wahrscheinlich nicht.
Die Freudentränen wandelten sich zu Tränen des Bedauerns. Khalis hatte natürlich bemerkt, dass Grace weinte. Er trocknete ihr zärtlich die Tränen. Es dauerte noch einen Moment, bis die Tränen versiegten.
Liebevoll küsste er sie auf die nackte Schulter. „Erzähl mir, was dich bewegt“, bat er leise.
Verzweifelt schloss sie die Augen. Sie wollte ihm alles über ihre schreckliche Ehe, ihre eigene Dummheit, die schmerzvolle Scheidung und die Folgen erzählen. Bisher hatte sie nur Andeutungen gemacht und Khalis’ Mitgefühl geweckt. Er betrachtete sie als Opfer. Das würde sich ändern, wenn er die ganze Wahrheit erfuhr. Eigentlich könnte ihr das egal sein, denn sie beabsichtigte ja, ihn nie wiederzusehen. Doch es war ihr alles andere als gleichgültig.
Ihr Entschluss war gefasst. Grace drehte sich auf den Rücken und rang sich ein Lächeln ab. „Ich habe so etwas schon lange nicht mehr erlebt. Wahrscheinlich reagiere ich deshalb so emotional.“
Aufmerksam betrachtete Khalis ihr verweintes Gesicht. „Du bist traurig.“
„Und glücklich.“ Zärtlich drückte sie einen Kuss auf seine Hand, die schwer auf ihrem Busen lag. „Sehr glücklich.“
Sehr überzeugt wirkte er nicht, doch er ließ die Sache auf sich beruhen und zog Grace enger an sich. Geborgen lag sie in seinen Armen und starrte in die dunkle Nacht, bis ihr vor Müdigkeit schließlich die Augen zufielen.
Als Grace erwachte, schien die Sonne ins Zelt, und Khalis war fort. Weit konnte er auf dieser winzigen Insel nicht sein. Entspannt ließ Grace die Ereignisse der Nacht noch einmal Revue passieren. Sie war so glücklich gewesen! Sie stand auf und wickelte die Kaschmirstola um sich. Die anderen Sachen lagen noch draußen im feuchten Sand.
Erfrischt und voller Tatendrang kehrte Khalis, nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, von einem morgendlichen Bad im Mittelmeer zurück und lächelte ihr so übermütig zu, dass Grace dahinschmolz.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen. Du warst schon schwimmen?“
„Ja, das Wasser ist herrlich. Hast du gut geschlafen?“
„Ja.“
„Es hat eine Weile gedauert, bis du eingeschlafen bist.“
Überrascht ließ sie die Stola los, die ihr
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