Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
Innenstadt lediglich aus ein paar hingestreuten Wohnhäusern, einer Tankstelle mit zwei Zapfsäulen und einem hin und her schaukelndem grün-weißen Schild, das horrende Preise auswies. Und es gab einen Tante-Emma-Laden, in dem die Einwohner wahrscheinlich Bier und Zigaretten kauften und über die örtliche Highschool-Footballmannschaft fachsimpelten, als seien sie die Super-Bowl-Champions. Zu dieser frühen Stunde war noch niemand unterwegs, auch kein anderes Auto. Die einzige Ampel im ganzen Ort wiegte sich sanft im Wind und blinkte gelb, als seien während des Sturms die anderen Funktionen ausgefallen.
»Fahr da rein!«
Kat riss die Augen auf, doch sie fuhr, ohne zu fragen, auf das Grundstück hinter dem Laden und parkte neben einem blauen, schneebedeckten Pathfinder aus den frühen 1990er Jahren. Pete riss die Tür des Pick-ups auf, noch ehe sie vollständig gehalten hatte.
»Warte mal, Pete! Du blu–«
Er sprang aus dem Auto, bevor sie ausreden konnte, und hörte das Knirschen der zu kleinen Stiefel beim Gehen im Schnee. Ein rascher Blick durch das Beifahrerfenster bestätigte ihm, dass kein Schlüssel steckte, es aber auch keine Alarmanlage gab.
Er lief um den Geländewagen herum und suchte auf dem Boden nach einem Stein, um die Scheibe einzuschlagen, konnte aber unter dem Schnee, der das ganze Gelände bedeckte, nichts Brauchbares entdecken. Als er die Fahrerseite erreichte, zog er am Türgriff, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass derjenige, der die Karre hier hatte stehen lassen, vergessen hatte, sie abzuschließen. Und wie es der Zufall wollte, ließ sich die Tür öffnen.
Vielleicht meinte es das Schicksal zur Abwechslung ja doch einmal gut mit ihm.
Er war gerade hinter das Steuer des Pathfinder geschlüpft und beugte sich hinunter, um einen Blick unter die Lenksäule zu werfen, als er Schritte hörte, die durch den Schnee stapften, gefolgt von Kats überraschter Stimme.
»Was machst du denn da?«
Er nahm die Abdeckung ab, fand die beiden Drähte, die er für die richtigen hielt, und zog daran. »Meinen Hintern retten«, sagte er, während er sich aufsetzte. »Deine Freunde werden nach einem verrosteten Ford suchen, nicht nach einem abgewrackten Nissan.«
Mit den Fingernägeln schälte er die Isolierung ab, verband die Drähte miteinander und lächelte, als der Motor ansprang und dessen Geräusch wie Musik in seinen Ohren klang.
»Also klaust du ihn einfach?«
»Jepp. Und jetzt geh zur Seite, sonst fahr ich dich noch um.«
Aus dem Augenwinkel konnte er ihr entsetztes Gesicht sehen, doch er ignorierte es. Sie waren nicht mehr auf der Farm. Sie hatte ihr eigenes Transportmittel. Sie brauchten einander nicht mehr.
Er salutierte mit zwei Fingern, während er vom Gelände herunterfuhr und auf die Straße bog.
Und machte dann den Fehler, in den Rückspiegel zu blicken.
Kat stand mitten auf dem verschneiten Grundstück und starrte ihm mit ausdruckslosen, resignierten Augen nach. Sie hatte damit gerechnet, dass er sie auf diese Art verlassen würde. Und gerade hatte er wieder mal jeden einzelnen ihrer Glaubenssätze über ihn bestätigt.
Am Ende des Häuserblocks trat er auf die Bremse, umfasste mit beiden Händen das Lenkrad und ließ den Kopf nach vorne fallen.
Scheiiiiiiße!
Wenn er in ihren Zügen Verletztheit oder gar Fassungslosigkeit gesehen hätte, wäre er davongebraust, ohne noch einen Gedanken an sie zu verschwenden. Aber nicht, wenn ihr Gesicht diesen Ausdruck … kalter Gleichgültigkeit trug.
Er fluchte vor sich hin, über sie, über sich, über die ganze Situation. Er fuhr einmal um den Block und trat vor dem leeren Platz neben dem Laden wütend auf die Bremse. Kat stand immer noch an derselben Stelle und beobachtete ihn ungerührt.
Er beugte sich über den Sitz und stieß die Beifahrertür auf. »Steig ein!«
Sie starrte ihn eine Weile an, dann drehte sie sich zu dem Transporter um, beugte sich hinein und kramte darin herum. Als sie Sekunden später wieder zum Vorschein kam, hielt sie einen Rucksack in den Händen, der ihm vorher nicht aufgefallen war, und einen kleinen weißen Kasten.
Sie stieg neben ihm ein und schloss wortlos die Tür.
»Wofür ist das?« Er wies mit dem Kopf auf den Verbandskasten.
»Du blutest«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
Er verrenkte sich, um einen Blick auf die Wunde zu erhaschen, zog den Rücken des abgetragenen Sweatshirts zur Seite, konnte aber nichts erkennen, als ein paar rote Flecken auf dem grauen Baumwollstoff.
Sie sah ihn
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