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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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geschlagen geben, als sie sich den letzten Rest Salz von den Fingern leckte. Ihr fiel nur ein einziges Wort ein, mit dem man das Machwerk, das sie eben heruntergeschlungen hatte, beschreiben konnte: köstlich.
    Ihr Outfit war da schon eine ganz andere Angelegenheit. Zum bestimmt tausendsten Mal sah sie auf ihren nackten Bauch hinunter.
    Wenn das Kollegium und die Schüler der Ridgeline-Grundschule sie jetzt sehen könnten …
    Vermutlich würden sie schreiend weglaufen.
    Das zerschlissene AC/DC-Top bestand aus so beschämend wenig Stoff, dass man die Spitzenträger ihres roten BHs erkennen konnte, und dazu trug sie eine hautenge, tief sitzende Guess-Jeans von Becky, die mehr Löcher als Stoff aufwies. Sie zog immer wieder am Saum ihres Shirts, um – vergeblich – zu versuchen, ihr Bauchnabelpiercing zu verbergen. Das Schmuckstück schien Becky zu gefallen, denn es war das Einzige, was Ali noch trug, das ihr selbst gehörte.
    Pfft, als ob Ali Moderatschläge bräuchte.
    Sie musterte die anderen Gäste und runzelte die Stirn. Nein, da gab es ganz andere Kandidaten. Es sei denn, es war jetzt Mode, dass sich ein Mann, der an den Weihnachtsmann erinnerte, in eine Lederhose und ein löchriges weißes T-Shirt mit der Aufschrift »Free Mustache Rides« zwängte.
    Igitt. Ihr Hotdog wollte schon den Rückweg antreten, als sie darüber nachdachte, und das ständige Dröhnen der vor- und abfahrenden Motorräder, das sogar die laute Musik übertönte, machte es auch nicht besser. Eine Gruppe von Geschäftsmännern, die Becky als »Wochenendkrieger« bezeichnet hatte, wirkte in dem heruntergekommenen Lokal völlig deplatziert. Dies wurde dadurch verstärkt, dass sie neben einer Handvoll bullig aussehender Männer in Lederjacken standen, auf deren Rücken unter dem Schriftzug »Dark Angels« das Bild eines furchterregenden Engels gestickt war, der in einer Hand eine Zigarre und in der anderen eine Pistole hielt.
    Diese Umgebung war surreal. Ach was, seit Griggs Tod war ihr ganzes Leben surreal geworden.
    Ihre schlechte Stimmung wurde auch dadurch nicht verbessert, dass die Pumps aus rotem Kunstleder mit den elend hohen Absätzen, die ihr aufgedrängt worden waren, ihre Zehen sogar im Sitzen zu zerquetschen schienen.
    Wie war das überhaupt möglich?
    Offensichtlich waren diese Schuhe von einem sadistischen Kerl entworfen worden, der Frauen gern verkrüppelte … wahrscheinlich, damit sie nicht weglaufen konnten, wenn er ihnen den Ritt auf dem Schnurrbart verpassen wollte.
    »Hör auf, an dir rumzuzupfen. Du siehst super aus«, versicherte ihr Becky, die sich gedankenverloren in der Bar umsah. Patti war auf die Toilette gegangen, und die Männer von Black Knights Inc. standen um die Jukebox in der Ecke herum und schienen sich offenbar die nächsten Musikstücke auszusuchen.
    Alles wäre besser als Metallica, dachte Ali.
    Oder auch nicht.
    Aus den Lautsprechern dröhnte Pantera, und sie stellte fest, dass sie beim nächsten Mal etwas genauer sein musste, wenn sie um ein kleines Wunder bat.
    Seltsam, dass die Knights die nächsten Stücke auszuwählen schienen, keiner von ihnen jedoch in der Hosentasche nach Kleingeld suchte. Auch schienen sie alle nicht wirklich zur Jukebox zu sehen.
    Sie mussten sie für eine völlige Idiotin halten, wenn sie glaubten, dass sie sie auf diese Weise reinlegen konnten.
    Sie standen nicht wegen der Musik da drüben. Oh nein. Sie diskutierten darüber, welche Optionen sie hinsichtlich ihrer »Situation« hatten.
    Beim Essen hatte ihr Frank erzählt, dass General Fuller den Direktor des FBI nicht hatte erreichen können. Angeblich war er den ganzen Tag in irgendwelchen Meetings und durfte nicht gestört werden, und somit mussten sie bis zum nächsten Tag warten, um eine Antwort auf die Frage zu bekommen, woran genau Agent Delaney zuletzt gearbeitet hatte.
    Frank versuchte, Ali den Eindruck zu vermitteln, dass er es dabei belassen würde, zumindest für diesen Abend. Aber nach einem Blick in sein frustriertes Gesicht ahnte sie bereits, dass er kein Mann war, der darauf wartete, dass ihm die Antworten in den Schoß fielen.
    »Ich komme mir vor wie eine Idiotin«, grummelte sie und schlüpfte aus Beckys lächerlichen Schuhen.
    Becky warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Warum denn? Du siehst fantastisch aus. Sehr geheimnisvoll. Heiß. Hör auf, an dem Shirt rumzufummeln.«
    Ali schnaubte.
    »Wirklich!«, beharrte Becky. »Hast du Ghosts Gesicht nicht gesehen, als du vorhin in die Werkstatt gekommen

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