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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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bist?«
    Doch, sie hatte es gesehen, und sie hatte auch wieder einmal geglaubt, etwas Heißes in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Doch dann, als sie alle ihre Harleys anließen – das Geräusch und das Gefühl würde Ali nie im Leben vergessen –, hatte sie sich hinter Nate setzen wollen, doch er schickte sie mit einer Handbewegung weg und murmelte: »Du fährst mit Ozzie.«
    Okay
, dachte sie.
Ich
kenne
Ozzie zwar nicht mal richtig, aber … wie du meinst.
    Vermutlich hätte sie nicht überrascht sein sollen. Nate tat immer alles, was er konnte, um sie ja nicht berühren zu müssen. Das machte er nicht bei jedem, nur bei ihr.
    »Hör auf, an deinem Shirt rumzuziehen!«, verlangte Becky gerade und sah sie böse an. Die Wirkung ihres Blicks wurde noch dadurch verstärkt, dass sie ihre Augen mit einem dicken schwarzen Lidstrich umrahmt hatte. Alice Cooper saß bestimmt hier irgendwo, applaudierte ihr und biss einem Huhn den Kopf ab. »Du wirst es noch ausleiern, und dann muss ich wieder den Saum abschneiden.«
    Den Saum abschneiden? Wenn Becky noch mehr abschnitt, hatte sie nichts weiter als einen Baumwollkragen mit sehr vielen Löchern.
    »Ich hätte einfach meine eigene Kleidung tragen sollen«, meinte Ali und seufzte resigniert, als sie einsah, dass der Saum des Tops nun mal nicht länger werden würde.
    »Ja, klar, weil ein leuchtendes pinkfarbenes T-Shirt hier auch so gut reingepasst hätte«, erwiderte Becky trocken.
    Gut, da hatte sie natürlich recht.
    Im
Red Delilah’s
war mehr Leder zu sehen, als man an einer ganzen Herde Texasrinder finden konnte. Schwarz, besetzt mit silbernen Nieten. Sie war davon sehr eingeschüchtert gewesen – und da hatte sie noch nicht einmal die Sprüche auf den T-Shirts gelesen.
    Und dann war da noch Delilah, die Besitzerin der Bar.
    Neben ihr sah jeder der Gäste aus, als würde er noch viel zu wenig Leder tragen. Ali konnte nicht mal annähernd schätzen, wie alt die Frau wohl sein mochte. Sie wirkte irgendwie alterslos. Wie ein in die Jahre gekommener Filmstar. Genau wie bei diesen Filmstars hätte ihre Figur eine Sanduhr neidisch gemacht. Natürlich trug dazu bei, dass all ihre Kurven in dem schwarzen Catsuit aus Leder gut zur Geltung kamen, dessen Oberteil aussah, als hätte sie es aus einem Spezialkatalog bestellt.
    Manchen hat’s der Herr halt gegeben, und dann gibt er ihnen noch viel mehr.
    Ali sah zu der Frau hinüber, die gerade hinter der Bar hervorstolzierte, anders ließen sich die dramatischen Bewegungen ihrer in Leder gekleideten Hüften nicht beschreiben, und zu den Männer an der Jukebox hinüberging.
    Wären die Knights Hunde gewesen, dann hätten sie jetzt gehechelt.
    In diesem Moment beschloss sie, dass sie Delilah – falls die Frau überhaupt wirklich so hieß – nicht mochte. Nicht, weil sie so gut aussah. Nein, nein. Ali hatte etwas gegen sie, weil ihr das Unmögliche gelang.
    Delilah legte ihre langen Arme um Nates Hals, küsste ihn auf den Mund und beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    Da geschah es, das Unmögliche.
    Denn da tat Nathan Weller, der ehemalige Sergeant des Marine Corps, momentaner freier Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums und ein eiskalter Typ, dessen Herz ebenfalls aus Eis war, etwas, das er nie tat: Er lachte.
    Und das war kein höfliches Lachen, um sie zufriedenzustellen.
    Oh nein.
    Er lachte so laut, dass er damit sogar die donnernde Musik übertönte. Sein ganzer Körper wurde in Mitleidenschaft gezogen. Er warf den Kopf in den Nacken, sein dicker Hals pumpte und seine breiten Schultern bebten.
    Das war das Erstaunlichste … Bizarrste, was Ali je gesehen hatte.
    Und das sollte schon was heißen, wenn man bedachte, was sie im
Red Delilah’s
so alles vor Augen hatte.
    Aus irgendeinem Grund, über den sie nicht genauer nachdenken wollte, nagte das an ihr. Sie kannte den Mann seit zwölf Jahren, und sie hatte ihn noch nie so lachen sehen, was nur wieder bewies, dass sie ihn überhaupt nicht kannte. Das hatte sich ja schon früher bewiesen: Sie hatte immer geglaubt, er wäre in seiner Wortwahl sehr eingeschränkt, und plötzlich warf er mit Fremdwörtern wie »Juxtaposition« um sich. Dabei wusste sie selbst nicht mal, was das eigentlich bedeutete.
    Es war erschreckend, dass sie sich so sehr in ihm geirrt hatte …
    »Habt ihr noch Platz für mich?«, fragte eine tiefe, raue Stimme, die sie zwang, ihren Blick von der Jukebox abzuwenden.
    Oh, großer Gott.
    Sie war sich nicht sicher, ob der Typ, der sich ihr

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