Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
suchst im neunten Kreis der Hölle um Asyl nach.“
Ohne Gruß verschwand ich aus der Zwischenzone und fragte mich fluchend, ob er mich über den Tisch gezogen hatte. Trotzdem hielt ich mich an mein Versprechen und gestattete Ethel eine Anfrage.
Schon drei Monate später kam die Antwort, ausgerechnet ein frommer Mönch übernahm die Bürgschaft. Welch ein Hohn, von einem Priester verbrannt, von einem Mönch geschützt. Nun gut, ja, Sie haben Recht. Es macht viel zu viel Arbeit, sich noch länger mit diesem Fall zu beschäftigen, dafür ist die Hexe einfach nicht wichtig genug. Ich brachte es über mich, die Abschiedsaudienz beim Teufel anzumelden, und er schickte sie ohne lange Überredung davon, sollte sie doch im Fegefeuer noch ein paar Jahrhunderte brennen, um dann in den Himmel aufzusteigen.
Satan schaute mich nachdenklich an und grinste dann breit. „Ich soll dir von Michael seinen Dank ausrichten. Seit wann hast du so enge Kontakte zum oberen Stockwerk, dass ein Erzengel dir dankt?“
Ich verwünschte meinen Erzfeind mal wieder in sämtliche himmlischen Sphären, aus denen er hoffentlich nie wieder zurückkehrte, bemühte mich aber, einen gelangweilten Eindruck zu machen.
„Michael würde mir schon danken, wenn ich ihm einmal einen Guten Tag wünsche“, erklärte ich widerwillig.
„Ist das so?“, fragte Satan teuflisch lachend. „Oder muss ich mir Gedanken über deine Loyalität machen? Sag die Wahrheit, Samtara, nichts als die Wahrheit.“
Ich warf ihm ein Stück glühender Kohle an den Kopf und tobte vor Wut. Ich hasse ihn und Michael, das ist die Wahrheit.
Kapitel 11 – Das Gebetbuch des Teufels
Selbst bei uns in der Hölle gibt es Helden, obwohl dieser Ehrentitel nur schwer zu erlangen ist. Es gibt Menschen, die sagen, Helden würden gemacht, nicht geboren. Da ist etwas Wahres dran. Ich habe jedenfalls noch niemanden erlebt, der bereits bei der Geburt zum Helden bestimmt war. Es braucht ungewöhnliche Umstände, eine Menge Dummheit und einen außergewöhnlichen Willen, um das menschliche Mittelmaß zu verlassen. Alle paar hundert Jahre gibt es einzelne Menschen, die es reizt, sich den Rätseln des Teufels zu stellen, die kann man durchaus als Helden bezeichnen.
Schon seit Anbeginn der Zeiten hat Satan für besondere Musterschüler einen Weg der Rätsel angelegt, an dessen Ende die ehrenvolle Aufnahme in die Hölle der Bösartigkeit steht.
Alles beginnt mit dem Gebetbuch des Teufels, ein speziell gebundenes Exemplar, das nur einem wahren Jünger des Bösen erkenntlich ist. Dieses Buch erscheint einem normalen Menschen als einfacher Einband mit einem relativ langweiligen Inhalt. Nur die Berufenen sehen auf den ersten Blick, um was es sich handelt. In sieben Kapiteln werden sieben Aufgaben gestellt, und mit jedem gelösten Rätsel kommt der Proband eine Stufe weiter, oder eine Hölle tiefer, ganz wie Sie es ausdrücken möchten. Die letzte Aufgabe ist die schwierigste und leichteste zugleich, doch nur wenige Menschen kommen soweit. Sie scheitern häufig schon daran, jemanden zu belügen, zu verraten, zu quälen oder zu töten. Aber jede Auflösung der sieben Rätsel kann nur mit Blut sichtbar gemacht werden – es ist einfach lächerlich, wie viele Hemmschwellen die Menschen in dieser Richtung besitzen.
Die berühmtesten Sucher bilden unsere eigene Commedia dell ‘Arte , also die Mitglieder der komischen Kunst – etwas überspitzt ausgedrückt. Jeder kann nach seinem Wissen und Können ein Mitglied werden, sobald er begonnen hat, sich dem Gebetbuch des Teufels zu verschreiben. Die Anfänge gehen weit in die Geschichte zurück, aber die ursprünglichen Mitglieder sind noch immer dabei, so muss der Dottore weiter Leute mit Gift umbringen, der Tartaglia stottert noch immer herum, ohne seine tiefschürfenden Weisheiten verbreiten zu können, und der Pantalone in seinem maßlosen Geiz muss sich selbst verzehren. Nur der Harlekin, dass gewissenlose selbstsüchtige Geschöpf, ist auch jetzt noch in der Lage, im Diesseits und Jenseits aufzutauchen. Deshalb wird er gelegentlich als Bote eingesetzt.
Keiner von ihnen hat es geschafft, alle sieben Aufgaben zu erfüllen, das allein ist ein guter Grund für unsere eigene Komödiantentruppe. Satan fand es damals höchst amüsant, die Schauspieler, die schwarzen Humor als Fröhlichkeit verkauften, in der Hölle mit den gleichen Aufgaben zu betrauen.
Es ist lange her, dass jemand zum letzten Mal den Versuch gemacht hat, das Gebetbuch des Teufels
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