Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Antrags, mit dem du mich darum bittest, dass ich über deinen Vorschlag nachdenke – immer vorausgesetzt, ich finde die Zeit dazu, auch nur eine Zeile davon zu bearbeiten.“
Achtlos ließ er den Stapel fallen. „Du tust mir leid“, sagte er und verschwand.
Ich grinste. Michael versuchte schon seit langer Zeit, mich aus der Hölle zu „befreien“, dabei übersah er bewusst, dass ich mein Schicksal selbst herausgefordert hatte. Mein Wort und ein Vertrag banden mich auf ewig. Und mal ganz offen unter uns, hätten Sie wirklich Spaß daran, in Paradies und Himmel zu hocken und immer brav zu sein, während alle interessanten Seelen bei uns in der Hölle sind? Langeweile ist tödlich, auch wenn mein Erzfeind Michael anderer Auffassung ist.
Während wir unser übliches Geplänkel führten, hatte Harlekin einen ersten Erfolg zu verzeichnen. Darius sprach gerade die Abschlussworte eines Rätsels und hielt dabei die blutverschmierten Hände erhoben. Nun ja, dann musste ich mich jetzt wohl um ihn kümmern. Aber ich wollte es nicht als körperloses Wesen tun, für kurze Zeit konnte ich immer wieder körperlich sichtbar in der Menschenwelt auftauchen.
*
Darius arbeitete in einem kleinen Büro in einem Museum in München. Ich benahm mich zu Anfang wie eine einfache Studentin, die Hilfe suchte. Der Mann schaute unwillig auf, als ich nach kurzem Anklopfen einfach eintrat.
„Was gibt es?“, fragte er unwirsch.
„Ich wollte fragen, ob Sie meine Arbeit begutachten können, bevor ich sie abgebe.“ Meine Blicke schweiften durch den Raum, er hatte das Gebetbuch nicht hier, natürlich nicht. Aber ich sorgte dafür, dass sich diese Tatsache augenblicklich änderte und freute mich diebisch, wie überrumpelt er sein würde.
„He, das ist ja ein tolles Buch“, rief ich scheinbar überrascht und deutete auf das schwere, in Leder gebundene Exemplar, das aus dem Nichts auf dem Schreibtisch aufgetaucht war. Das Gesicht des Mannes wurde bleich wie der Tod. Aber seine Gedanken gingen in die richtige Richtung.
„Wer oder was sind Sie?“, fragte er schroff.
„Das wirst du noch früh genug erfahren“, wehrte ich die Neugier ab und gab das Versteckspiel auf. „Du hast vier Rätsel gelöst, und ich denke, du könntest etwas Hilfe gebrauchen, um den Rest auch noch zu schaffen.“
Wieso wurde er plötzlich so zurückhaltend, schon fast verlegen?
„Wer auch immer Sie sind – woher wissen Sie etwas davon? Ich habe zu niemandem darüber gesprochen.“
„Glaubst du wirklich, Luzifer bemerkt es nicht, wenn jemand ihn anruft?“
„Ja, genau das glaube ich“, rief er überraschend heftig. „Weißt du, wie lange ich versucht habe, Kontakt zu Himmel oder Hölle aufzunehmen? Weißt du, was es heißt, sein ganzes Leben lang gequält und unterdrückt zu werden? Ich habe gebetet und geflucht, aber ich habe nie eine Antwort erhalten. Als ich dieses Buch entdeckte, wusste ich, dass ich die einzige Möglichkeit gefunden hatte, mir selbst zu helfen.“
Ich lachte geringschätzig. „Ist dir auch klar, wie hoch der Preis ist? Es handelt sich nicht um einen Spaß, mit dem du mal eben einen Blick in die Hölle werfen kannst. Du hast bis jetzt schon so viel Bösartiges getan und dabei eine Menge neues Selbstbewusstsein entwickelt, dass es eine Schande wäre, nicht bis zum Ende weiterzumachen. Mal abgesehen davon, dass du dich mit deinen bisherigen Taten schon selbst verdammt hast. Wenn du also Kontakt haben willst, bete weiter, und Satan wird dich mit offenen Armen empfangen.“
„Glaubst du, ich hätte Angst davor, in der Hölle zu landen? Ganz und gar nicht.“
„In Ordnung. Du zeigst interessante Anlagen, wir werden sehen, wo wir dich einsetzen. Aber nun ist es an der Zeit weiterzumachen.“
„Wer bist du eigentlich?“, fragte er mich. „Eine augenscheinlich hübsche Frau, die aber nicht viel Menschliches an sich hat, die sich in der Hölle auskennt, so wie ich in meinem Büro. Eine Frau, die Luzifer persönlich kennt und alles über mich zu wissen scheint, keine Skrupel besitzt und mich weiter ins Verderben ziehen will – bist du der Teufel persönlich? Es wäre sicher nicht das erste Mal, dass Mephistopheles in weiblicher Gestalt auftaucht.“
„Darüber wirst du den Chef schon selbst befragen müssen, ich jedenfalls bin nicht Satan persönlich.“
Er zuckte die Schultern. Irgendetwas irritierte mich an ihm. Er machte den Eindruck, als sei er mir überlegen oder wüsste etwas, was mir verborgen blieb.
„Du sagst,
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