Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
ich in der Zwischenzone zu einem dringlichen Gespräch angefordert wurde.
Mein Erzfeind Michael erwartete mich. Er wirkte ernst, und seine sonst übliche Freundlichkeit war weggewischt.
„Samtara, du verstößt gegen geltende Gesetze“, mahnte er.
„Ach wirklich, inwiefern?“, fragte ich kalt.
„Du verweigerst Ethel den Zugang zur himmlischen Herrlichkeit.“
„Quatsch. Wie kommst du auf diese Idee? Ich achte nur peinlich darauf, dass alle Vorschriften eingehalten werden, bei uns zumindest. Wie das bei euch da oben ist, kann ich nicht beurteilen, und das will ich auch gar nicht. Bei uns werden Gesetze und Regelungen genau befolgt. Ich habe keine Lust, von Satan bestraft zu werden, weil ich auch nur die geringste Kleinigkeit vergessen habe.“
„Jetzt verbiegst du auch noch die Wahrheit.“ Er seufzte.
„O bitte, Michael, was ist denn Wahrheit? Das hat doch etwas mit einer sehr persönlichen Sichtweise zu tun.“
„Du verstehst es nicht, oder du willst es nicht verstehen. Das ist sehr schade. Aber so bin ich gezwungen, dich auf Paragraph 1 des Stillstandsabkommens hinzuweisen.“
Ich runzelte die Stirn. „Himmel und Hölle sind verpflichtet, sich gegenseitig zu unterstützen und alle nachfolgenden Gesetze und Abkommen einzuhalten, wenn es dem beiderseitigen Bestehen dient. Es ist nicht erlaubt, mit zusätzlichen Behinderungen jedweder Art die Zuweisungen der klassifizierten Seelen zu verzögern“, zitierte ich und schüttelte den Kopf. „Ich sehe keine Verletzung dieser Bestimmung. Denn in Paragraph 2 heißt es auch: Jede Sphäre ist autonom in der Aufstellung und Anwendung der internen Bestimmungen. Verstöße werden entsprechend der jeweils geltenden Anordnungen und Rechtsverständnisse geahndet. Einmischungen der jeweils anderen Partei sind nicht erwünscht und können nur in besonderen Fällen geduldet werden. – So wie ich das sehe, verstößt du gerade gegen das Abkommen. Wir regeln unsere Angelegenheiten selbst.“
„Solange sie nicht den Himmel betreffen“, widersprach er ruhig.
„Was, bei Satans glühender Schwanzspitze, willst du, Michael?“, fragte ich leicht genervt.
„Nur, dass du den Vorgang für die arme Seele Ethel verkürzt, statt ihn fast unmöglich zu machen. Du weißt so gut wie ich, dass sie keinen Bürgen benennen kann, solange sie nicht eine offizielle Anfrage stellt. Die aber kann sie nicht stellen, weil sie keine Erlaubnis hat, die Pforte der Hölle zu verlassen, um in der Zwischenwelt den Himmlischen Petitionsausschuss anzurufen. Das ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt.“
Mir wäre ein Engel lieber, der sich in die Flügel beißt, aber das sagte ich natürlich nicht. „Das ist nicht mein Problem, ich habe die Gesetze nicht gemacht“, erklärte ich wegwerfend.
„Einige schon, und an vielen hast du mitgearbeitet“, führte er mir vor Augen. „Ich weiß auch genau, dass es in deiner Macht liegt, die Bestimmung über den Bürgen aufzuheben oder wenigstens zu lockern. Leider darf ich nicht die Bürgschaft übernehmen, da ich zum Himmlischen Management gehöre und mich nicht in den laufenden Prozess einmischen darf. Aber du könntest etwas tun.“
„Und warum sollte ich das?“, wollte ich wissen. „Was interessiert es dich überhaupt? Ich kümmere mich doch auch nicht um Seelen, die gegen eure Regeln verstoßen.“
„Wirklich nicht?“, fragte er lächelnd, und ich versuchte plötzlich, schnell das Thema zu wechseln. He, drohen Sie mir nicht mit dem Finger; ich darf lügen, er nicht.
„Michael, ich habe noch viel zu tun, aber ich verspreche dir, dass ich mir den Fall noch einmal ansehen werde.“
Stumm schaute er mich an, und ich gab ein Stückchen nach.
„Also gut, ich gestatte Ethel, eine Anfrage nach einem Bürgen an den Himmlischen Petitionsausschuss zu stellen. Aber das bleibt eine Ausnahme. Wo kommen wir denn hin, wenn wir über jede wechselwillige Seele solche Debatten führen? Und du bist mir etwas schuldig“, beharrte ich.
Michael nickte lächelnd. „Ich könnte dir im Gegenzug einige himmlische Gesänge beibringen. Sie wirken sehr beruhigend.“
Ich verzog entsetzt das Gesicht. „Nein, danke, mir ist der Highway to hell als Musik ausreichend beruhigend genug. Und falls nicht, gibt es ja auch noch das Bayreuther Gebell.“
„Wie bitte?“, fragte er irritiert.
„Oh, George Bernhard Shaw nennt die Wagner-Opern so. Wenn du sie einige Tage lang ununterbrochen gehörst hast, bist du entweder überzeugter Wagnerianer oder
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