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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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richtig zu lesen und sich darauf einzulassen. Das liegt sicher nicht daran, dass die Menschheit nicht bösartig genug wäre. Ganz im Gegenteil, manchmal bin sogar ich erstaunt, auf welch grausam absurde Ideen die Leute verfallen. Aber das Gebetbuch offenbart sich nur einigen Auserwählten, und von denen sind auch nur wenige bereit, alles auf sich zu nehmen, um ohne Umwege in der Hölle zu landen.
    Aber jetzt war es wieder einmal soweit, ein unscheinbarer, unauffälliger Mann, der nach außen hin wirkte, als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun, hatte sich offenbar dazu entschlossen. Die Nachricht verbreitete sich in der gesamten Hölle in Windeseile, und Satans selbstgefälliges Grinsen ging mir gehörig auf die Nerven.
    Wir standen gemeinsam vor den Bildschirmen, auf denen wir den Sucher verfolgen konnten.
    „Wenn er die ersten drei Rätsel schafft, habe ich Hoffnung“, verkündete mein Chef.
    „Was bringt dich dazu, so etwas zu glauben?“, widersprach ich. „Dieser Mann hat bisher nichts getan, was ihn auf unsere Seite ziehen könnte. Er ist Historiker, ein Bücherwurm, der kaum in der Lage scheint, mit einem Messer ein Stück Brot zu schneiden. Sein Leben lang war er ein Außenseiter, der nur trockenes Wissen angehäuft hat.“
    Satan ließ sich durch meine Worte nicht beirren. „Du hast etwas übersehen, Samtara“, erklärte er belehrend. „Schon als Kind wurde er verspottet und gequält, ohne sich auch nur einmal zu wehren. Er hat tatsächlich Unmengen an Wissen angehäuft, in dem verzweifelten Versuch, als Gelehrter die Anerkennung zu bekommen, die ihm seiner Meinung nach zusteht. Aber nicht einmal das hat geklappt, er steht in seinem beruflichen Bereich nicht an vorderster Stelle, nicht einmal in der zweiten Reihe. Kollegen und Vorgesetzte benutzen ihn und sein Wissen, um sich selbst mit Ruhm zu schmücken. Er weiß allerdings genau, dass er den Fund und das Wissen um dieses Buch nicht publik machen darf, außer ihm vermag es niemand auf die richtige Weise zu lesen. Für ihn ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich für all das revanchieren kann, was ihm widerfahren ist.“
    „Seit wann bist du eigentlich ein Optimist?“, erkundigte ich mich spöttisch. „Beim glühenden Fegefeuer, schau dir den Mann an. Der hat doch Angst vor seinem eigenen Schatten. Du glaubst wirklich, er wäre ein Sucher?“
    „Warte es ab“, beharrte mein Chef.
    Nun ja, Sie ahnen es sicher, er sollte Recht behalten, denn Darius begann tatsächlich damit, die Rätsel in Form von Gebeten ernst zu nehmen. Nach dem zweiten Mord, für den ihn wirklich niemand verdächtigte, rief mich Satan zu sich.
    „Von jetzt an wird Darius ständig beobachtet, und ich wünsche, dass du ihm keine Steine in den Weg legst“, befahl er.
    „Die ständige Überwachung können einige Wächter der Dunkelheit übernehmen“, schlug ich vor.
    „Nein, sie besitzen zu wenig Intelligenz. Ich denke, Arlecchino sollte das vorerst übernehmen, und, falls es so weit kommt, stehst du für die letzten drei Rätsel an der Seite des Menschen.“
    „O nein“, protestierte ich wütend. „Ich habe hier mehr als genug zu tun und werde meine Zeit nicht mit einem Menschen verschwenden, der den Weg zur Hölle als Schritt ins Paradies ansieht.“
    „Du wirst. Und du wirst ebenfalls dafür sorgen, dass er nicht aufgibt. Meinetwegen erkläre ihm im Traum, du wärest die Stimme seines Gewissens, aber gib dich nicht zu erkennen.“
    „Du hast genug andere verdammte Seelen, die Kindermädchen für einen Sucher spielen können.“
    „Du willst mir doch nicht ernsthaft widersprechen?“, fragte Satan leise und sanft, während um mich herum Schwefelgestank und Höllenfeuer zunahmen.
    Das hielt ich nicht lange aus.
    „Du bist der Boss“, gestand ich widerwillig ein.
    Er nickte und machte eine Handbewegung, für den Moment war ich entlassen.
    Arlecchino, also der Harlekin aus der klassischen schwarzen Komödie – über die wahrscheinlich nur wir hier unten lachen können –, besitzt zwei Leidenschaften: Essen und Frauen. Eine seiner Strafen besteht darin, dass er keine schönen Frauen mehr zu sehen bekommt, auch ich trat ihm in Form einer alten zahnlosen Hexe entgegen. Und alles, was er essen wollte, verwandelte sich in seinem Mund in abscheuliche Säure, die er nicht schlucken konnte. Dabei hat er allerdings ständig Hunger. Schon zu Lebzeiten war er skrupellos und ohne Gewissen, moderne Psychiater würden ihn wahrscheinlich als Soziopathen beschreiben. Er

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