Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
zu der Frage, ob ich ihn nicht doch eines Tages auf Michael hetzen sollte und den lästigen Erzengel für einige Zeit ins Nichts schicken, um die eigene Seele zu suchen. Nun, lassen wir dieses Thema erst mal, bleiben wir bei den Werbefachleuten.
Eine Grundvoraussetzung für solche Leute ist es, entweder zutiefst oder gar nicht von dem Produkt überzeugt zu sein. In den meisten Fällen trifft das zweite zu, es handelt sich um Menschen, die ihr Talent einsetzen, um für sich und ihre Aktionäre viel Geld zu scheffeln, solange sie selbst guten Profit dabei machen. Je größer die Lüge, um so eher wird sie geglaubt, das gilt in der gesamten Branche.
Einer der besten von dieser Sorte war der Leiter der Werbeabteilung eines großen Süßwarenkonzerns. Ihm ist es gelungen, den Geschmack der Kunden so zu manipulieren, dass alle dieses Zeug für eine kulinarische Offenbarung halten. Die Zutatenliste liest sich aber wie der Vorratsschrank in einem Chemielabor, und die Rohstoffe werden auf Kosten zahlloser Menschen – Männer, Frauen und Kinder – bei Hungerlöhnen und Schwerarbeit erzeugt. Nun ja, er leistete gute Arbeit, kann man gar nicht anders sagen, der Typ hat ein wirklich schwarzes Herz, und seinem Beispiel werden noch viele folgen. Damit hat Satan wieder eines seiner Ziele erreicht.
Doch nun ist der Mann gestorben, und der Chef hat nach langer Zeit mal wieder angeordnet, einen Geist spuken zu lassen. So wie ich das sehe, kann das zum Problem werden, denn diese verdammte Seele hat ganz andere Vorstellungen vom Leben nach dem Tode.
„Das hier ist aber nicht das Fegefeuer“, stellte er nur wenig verwundert fest, als er in meinem Büro stand.
„Nein, ist es nicht“, erwiderte ich knapp. „Warte, bis du an der Reihe bist, ich habe noch mehr zu tun.“
„Sie wissen sicher nicht, wer ich bin.“ Er lächelte. „Mein Name ist Frank ...“
„Ich weiß genau, wer du bist, deine Akte liegt hier bereits. Und nun warte.“ Ich spürte, dass er vor Wut fast platzte. Prima, die besten Voraussetzungen für seinen neuen Arbeitsplatz. Ich hingegen musste Dateien mit den aktuellen Einsätzen der Spukgestalten auf den neuesten Stand bringen. Ja, lachen Sie ruhig, aber hier wird streng Buch geführt.
Angus of Hereshwin, Schottland, gestorben 1546, Mord und Verrat in besonders schweren Fällen, Einsatz als Poltergeist mit Eisenkette und Kugel. Erlösung nicht vorgesehen bis zum endgültigen Verfall des Wehrturms.
So in etwa sieht eine Bestandskarte aus, die mittlerweile zum Glück im Computer geführt wird. Und da muss täglich, beziehungsweise entsprechend der satanischen Anordnung, eingetragen werden, ob der Geist seinen Pflichten nachgekommen ist. Eine langweilige und nervtötende Arbeit, das dürfen Sie mir glauben. Trotzdem bin ich da immer sehr korrekt, obwohl ich es schrecklich finde, aber die Hölle ist nun mal kein Wunschkonzert, auch ich kann mich nicht vor meinen Aufgaben drücken.
Frank starrte ungläubig auf mich, dann auf den Computer und blickte sich schließlich in meinem kleinen Büro um. Na ja, ich gebe zu, es sieht für einen Menschen, der gerade gestorben ist, nicht sehr einladend aus. Ich habe einen großen, mehrfach geteilten, Bildschirm, auf dem die Übertragungen der verschiedenen Abteilungen zu sehen sind. Davon abgesehen sind hier mein schwarzer Schreibtisch, der feuerrote Computer und mein nicht sehr bequemer Stuhl. Die Wände bestehen aus Felsen, der einige Spalten besitzt, durch die gelegentlich das Höllenfeuer zu Besuch kommt. Im Normalfall gibt es keine Tür, doch ich kann jederzeit eine entstehen lassen, die mich direkt mit den Abteilungen verbindet.
Frank hatte gerade meine Diener entdeckt, Kain und Abel. Die tumben Knochengestelle hatten im Augenblick keinen Auftrag, also standen sie nutzlos in der Gegend herum. Die verdammte Seele trat näher an die Skelette heran, ich machte eine flüchtige Handbewegung, die beiden reagierten sofort. Kain zappelte herum und grinste breit mit dem Totenschädel, Abel hielt plötzlich eine Gitarre in der Hand, und seine Lieder spielten einen der nervigen Werbespots nach, mit denen Frank die Menschheit seit Jahren gequält hatte.
„Nein, das nicht“, flüsterte er entsetzt.
Ach, er konnte es selbst nicht hören? Na fein, noch eine Möglichkeit für weitere Höllenstrafen.
„Das ist die Belohnung für deine Neugier“, murmelte ich. Sofort stand er wieder an dem Platz, wo er aufgetaucht war. Immer wieder warf er argwöhnische Blicke auf die beiden
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