Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
er könnte den Aufstand proben. Bisher hat es jeder bereut. Es liegt an dir.“ Ich sah ihm an, dass es doch langsam dämmerte. Ein relativ kurzes Menschenleben gegen eine Ewigkeit in der Hölle? Wie gut, dass sich die wenigsten Leute zu Lebzeiten Gedanken darüber machten. Und wer geboren wurde, hatte keine Erinnerung daran, dass er vielleicht schon mal gelebt hatte und gestorben war. Ja, stimmt schon, die Buddhisten glauben daran, doch auch unter ihnen gibt es viele, die nach dem Tod bei uns landen.
„Ich will deinen Chef sprechen“, versuchte Frank den letzten Ausweg.
„Das solltest du dir lieber nicht wünschen“, warnte ich ihn.
„Das lass meine Sorge sein“, beharrte er.
Ich grinste und rief Satan her, wobei der schon verärgert über die Störung war. Ich brauchte keine Erklärung abzugeben und betrachtete die renitente verdammte Seele wie etwas unsagbar Himmlisches.
Der Chef wusste augenblicklich Bescheid.
„Gibt es Probleme, was deine weitere Verwendung angeht?“, fragte er sanft und trügerisch.
Frank ließ sich täuschen und versuchte zu argumentieren. Satan entfesselte ohne Vorwarnung ein höllisches Inferno, in dessen Mittelpunkt die arme Seele stand. Frank wand sich, kreischte, brüllte, bettelte und wimmerte schließlich nur noch.
„Gibt es sonst noch etwas?“, fragte mein Chef ungeduldig.
„Nein, du darfst auch noch andere quälen“, empfahl ich.
Die Seele von Frank hätte sich selbst auf einer Nadelspitze verlaufen, sodass ich schon fast Mitleid empfand.
Aber nur fast.
„Gut, das haben wir geklärt. Du weißt jetzt, wo dein neuer Arbeitsplatz ist. Ich erwarte gute Arbeit, du wirst natürlich kontrolliert. Verschwinde!“
Auf der Übersichtskarte sah ich, dass er den leeren Platz in der Liste füllte. Sie finden, dass ich zu hart zu ihm war? Aber nicht doch, wir sind hier in der Hölle, und Frank war einer von denen, der anderen das Leben zur Hölle gemacht hatte, bevor er zu uns kam.
*
Er hatte sich die Lektion gemerkt, wie ich bei der Kontrolle feststellte. Das tägliche Meeting der Agentur wurde von ihm gestört, sobald sich die Strategie nicht in seinen Sinn entwickelte – was dauernd der Fall war, weil kein anderer so viel Rücksichts- und Gewissenlosigkeit besaß wie er. Vom umgeworfenen Kaffeebecher über Präsentationsprogramme, die nicht funktionierten, bis hin zu grundlos regnenden Sprinkleranlagen, entwickelte Frank den Ehrgeiz, sein eigenes Lebenswerk zu zerstören. Rechner und Server spielten verrückt, Notizen verschwanden spurlos, und Telefone klingelten permanent oder funktionierten gar nicht mehr.
Ich machte mir Gedanken darüber, als nach rund sechs Wochen die neue Firmenleitung erwog, mit der Agentur umzuziehen. Natürlich war es möglich, Frank auch an einem anderen Standort einzusetzen, aber ich hatte das Gefühl, dass er einen bestimmten Plan verfolgte, den ich noch nicht durchschaut hatte. Ich beschloss, noch einige Zeit abzuwarten, allerdings nahm ich mir vor, Frank etwas zu bremsen. Er brauchte nicht zu glauben, dass er eine Erleichterung bekäme, wenn er diese Aufgabe scheinbar zu einem Abschluss gebracht hatte.
Sie ahnen es sicher, ich hatte zu lange gewartet.
Unser Computernetzwerk, das mehrere hundert Rechner und einen Datenstamm, sowie mehrere Server umfasste, wurde überraschend gestört. Alle Bildschirme wurden schwarz, dann bildete sich eine trostlose Landschaft heraus, so wie sie bei uns in manchen Abteilungen zu sehen ist. Anschwellendes Trommeln erklang und formte einen dumpfen, nachhaltigen Rhythmus.
„Leidet auch ihr unter Demütigungen, Folter, Qual und der Gewalt durch den Teufel? Bereut ihr zu wenige böse Taten zu Lebzeiten und wünscht euch nichts sehnlicher, als ebenso oder noch viel schlimmer weitermachen zu können? Fühlt ihr euch fehl am Platz und würdet lieber kreative Gemeinheiten ausüben? Ist euch das Dasein als nutzloser Geist langweilig geworden? Dann solltet ihr euch bei mir melden. Gemeinsam organisieren wir eine Petition, die dem Teufel deutlich macht, dass er unser Potenzial verschenkt. Da könnte er uns auch gleich in den Himmel schicken. Lasst uns die Hölle zu einem wirklich bösartigen Ort machen, errichten wir die Hölle 2.0.“
Schlagartig kehrte der Normalzustand zurück, und ich tobte vor Wut. „Kain, Abel, holt mir diesen Idioten her, auf der Stelle!“
Satan war dieses Intermezzo natürlich nicht entgangen, er verbreitete seinen Unmut so heftig, dass das halbe Universum erzitterte. Wo
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