Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
ich soll jetzt weitermachen? Also gut, ich habe nichts dagegen. Was also schlägst du vor?“
„Wie lauten die ersten Zeilen des Rätsels oder des Gebets der fünften Stufe – je nachdem, wie du es sehen möchtest.“
Darius schlug das Buch auf, er ging sehr behutsam damit um. Sein Zeigefinger glitt über die Zeilen, er schien im Geiste eine Übersetzung anzufertigen, in welcher Sprache auch immer. „Mächtiger Fürst der Finsternis, bedecke meine Seele mit deiner dunklen Macht. Ich gelobe dir Gehorsam und opfere dir die Seelen durch Qual und Verzweiflung. Nimm dieses Opfer gnädig an.“
„Ich verstehe“, meinte ich und verstand doch nicht wirklich. „Du musst jetzt also jemanden quälen und zur Verzweiflung bringen, bevor du ihn tötest. Wo ist das Problem für dich?“
„Ich glaube nicht, dass ich ein Problem habe, im Gegensatz zu dir.“ Darius stand plötzlich auf und schloss die Tür ab.
Ich lachte kurz auf. „Was soll das? Hast du Angst, jemand könne hereinkommen? Ich bitte dich, du hast bis jetzt tatsächlich so klug agiert, dass noch niemand etwas von deinem Treiben bemerkt hat. Und hier ist außer uns niemand. Ich bin schon tot, als neues Opfer also völlig ungeeignet, du kannst mich nicht quälen.“
Nun lachte er breit und wirkte tatsächlich überlegen. „Das scheint richtig, aber du bist ein Geschöpf der Hölle, und alles, was meine Studien zu Tage gefördert haben, werde ich endlich beweisen können.“
„Wovon, beim stinkenden Pferdefuß des Teufels, redest du eigentlich?“
Er antwortete nicht sofort, öffnete eine Schublade in seinem Schreibtisch und hantierte dort herum.
Ich spürte plötzlich ein seltsames Kribbeln in meinem menschlichen Körper. „Was machst du da?“, fragte ich alarmiert.
Was stimmte hier nicht? Noch war ich sicher, dass mir nichts geschehen konnte, aber das änderte sich schlagartig, als ich versuchte, mich wieder in die Hölle zu versetzen. Es ging nicht. Ich konnte auch den Körper nicht einfach aufgeben, für den Augenblick blieb ich ein Mensch. Im Laufe der Zeit hatte es immer wieder Wissenschaftler und Dämonenjäger gegeben, die versuchten Satan und seine Anhänger zu fangen oder wenigstens mit ihnen zu reden.
Die Mittel dazu waren immer moderner und wissenschaftlicher geworden. Allerdings gab es deutlich weniger Menschen, die solche Experimente unternahmen – so wie es auch immer weniger Menschen gibt, die noch an Himmel und Hölle glauben. Für einige von ihnen gibt es dann ein böses Erwachen nach dem Tod.
Aber ich schweife ab.
Übergangslos steckte ich fest und sah das selbstzufriedene Lächeln von Darius.
„Was bezweckst du damit?“, fragte ich scharf. „Hoffst du, den Teufel erpressen zu können? Das wirst du nicht schaffen, jedenfalls nicht in diesem Leben. Satan hat mehr als genug Seelen, über die er verfügen kann. Ich bin dabei nur ein unwichtiges Rädchen im Getriebe.“
Das stimmte zwar nicht ganz, aber das ging den Menschen nichts an.
„Vielleicht ist es so, wie du sagst, vielleicht aber auch nicht. Tatsache ist doch, dass du dem Teufel gehörst, und ich gedenke, dich noch einige Zeit festzuhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm das gefällt. Dabei scheint es mir egal, ob du wichtig für ihn bist oder nicht.“
„Niemand vergreift sich ungestraft an Satans Eigentum“, bestätigte ich. „Wie hast du es geschafft, meine Kräfte zu blockieren?“, erkundigte ich mich dann.
„Mit technischen Mitteln, eine Art Faraday'schen Käfig.“ Diese Antwort kam sehr bereitwillig, er war stolz darauf.
„Und was, verdammt nochmal, willst du eigentlich?“
„Ich will die Anerkennung für meine Entdeckung“, erklärte er freimütig. „Alles, was in diesem Raum passiert, wird nicht hier aufgezeichnet, sondern über kleine Kameras direkt in den Hörsaal der der psychologischen Fakultät übertragen.“
„Was? Das darfst du nicht“, rief ich entsetzt.
„Wer will es mir verbieten? Du hast mir eine Menge Fragen gestellt und mich behandelt, als wäre ich ein unwissender Dummkopf, der dem Teufel so einfach ins Netz geht. Stattdessen aber habe ich die Hölle und vor allem Satan selbst an der Nase herumgeführt. Das können wohl nur wenige Menschen von sich behaupten.“
So langsam breitete sich Panik in mir aus, überlagert allerdings von einer ungeheuren Wut. Ich wollte zurück in die Hölle, ich wollte diesen Körper wieder auflösen, und ich wollte diesen Menschen in Einzelteile zerhacken. Aber was hatte er da gerade
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