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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ein Wink, dir nicht so viele Fragen zu stellen.«
    Ein dünner Schrei zerschnitt die Stille, fast zu hoch, um noch hörbar zu sein, und so leise, dass er ihnen entgangen wäre, wenn sie nicht gerade geschwiegen hätten.
    »Ein Snawk«, sagte Bera und spähte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, wobei sie ihre Augen mit der flachen Hand vor den Strahlen der Zwillings sonne abschirmte. »Keine Gefahr für uns. Wir sind zu groß für einen Snawk.«
    Der Raubvogel stieß als weißer verwaschener Schemen auf den Boden herab und schwang sich gleich dar auf wieder in den Himmel empor. Irgendetwas wand sich zwischen seinen Krallen.
    »Das hätte unser Mittagessen sein können«, stellte Karl fest.
    »Der Snawk? Oder das, was er gerade erbeutet hat?«
    »Beides.«
    »An einem Snawk hättest du kaum Fleisch«, sagte Bera. »Und was auch immer er gefangen hat, wäre nicht genießbar … Obwohl du ja anscheinend alles vertragen kannst.«
    Karl lachte. »Nicht alles. Und Felsfresserfleisch allein würde mich wahrscheinlich irgendwann umbringen. Die Nanophyten zögern die Auswirkungen der Gifte nur sehr lange hinaus.«
    Sie ritten weiter.
    Bera räusperte sich. »Wegen vorher …«
    »Vergiss es«, sagte Karl. »Das hat sich erledigt.«
    »Nein. Ich wollte nur sagen … Wenn ich dir davon erzählen könnte, würde ich es tun. Aber ich kann mit niemandem darüber sprechen, ohne die Beherrschung zu verlieren. Nicht einmal mit dir. Wenn überhaupt jemand für mich infrage käme, dann du. Weil ich glaube, dass du ein wunderbarer Mann bist, Weltraumfahrer.« Sie lachte nervös. »So, jetzt ist es raus.«
    Karl schwieg lange, bevor er schließlich antwortete. »Danke.«
    Im Verlauf des weiteren Rittes sahen sie den Snawk immer wieder. Als sie die Vorberge fast durchquert hatten, entdeckte Karl in einiger Entfernung ein wild flatterndes Flügelpaar. Er richtete sich im Sattel auf und sah zu Bera hinüber, doch sie schien tief in Gedanken versunken zu sein, und so beschloss er, sie nicht darauf anzusprechen.
    Sie folgten einer Biegung des Weges, und plötzlich saß der Snawk direkt vor ihnen auf einem Felsen. Neben ihm hockte ein klein gewachsenes, mit schmutzig grauem Fell bedecktes menschenähnliches Geschöpf. Der Snawk schwang sich von seinem Felsensitz in die Höhe und flog davon.
    Das menschenähnliche Wesen stieß eine Mischung aus Jaulen und Kreischen aus.
    »Troll!«, keuchte Bera. Sie fluchte und grub Grainur die Fersen in die Flanken. Das kleine graue Pferd machte einen Satz.
    Der Troll sprang von dem Felsen auf den Weg, aber er war ziemlich langsam, und sie konnten problemlos um ihn herumreiten. Irgendetwas flog knapp an ihnen vorbei.
    »Das verdammte Biest wirft mit Steinen nach uns!«, rief Bera empört. »Ich sollte es erschießen, aber dann müsste ich eine Patrone verschwenden.«
    Aus einem breiten Felsspalt vor ihnen ertönten weitere jaulende Laute.
    »Noch mehr Trolle?«, fragte Karl.
    »Klingt, als wäre es der Rest seiner Meute«, sagte Bera. »Es sei denn, er ist ein Einzelgänger und die anderen halten sich nur zufällig in seiner Nähe auf. Wenn man bedenkt, dass wir uns diese Welt mit ihnen teilen, wissen wir wirklich kaum etwas über sie.«
    Karl musste daran denken, wie oft sich verschiedene Völker in der Vergangenheit wegen knapper Ressourcen bekämpft hatten, besonders dann, wenn die Neuankömm linge stärker als die Einheimischen gewesen waren, und es überraschte ihn nicht, hier die gleiche Situation zu erleben. Wenn sich die Geschichte wiederholte, würden die Siedler nur daran interessiert sein, die Trolle auszurotten, statt etwas über sie zu lernen.
    »Was sollen wir tun?«, fragte er, als sie sich der Schlucht näherten. Um sie zu umgehen, hätten sie etliche Kilometer zurückreiten müssen; der Pfad war immer schmaler geworden und wurde zu beiden Seiten von steilen Böschungen gesäumt, die sich mit den Pferden nicht erklimmen ließen.
    »Das!« Bera duckte sich auf Grainurs Hals und trieb die Stute zum Galopp an. Karl schloss sich ihr an.
    Ein halbes Dutzend der behaarten Humanoiden wuselten kreischend in der Schlucht herum. Karl und Bera preschten mit einem derartigen Tempo zwischen ihnen hindurch, dass die Trolle gar nicht die Zeit fanden, irgendwie zu reagieren.
    Nachdem sie den Engpass hinter sich gebracht hatten, ließ Bera Grainur in einen gemächlichen Trab fallen und richtete sich gerade in den Steigbügeln auf. Karl lenkte sein Pferd neben sie und sah Grainurs Flanken in der

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