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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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überraschte ihn, dass er sich tatsächlich vorstellen konnte, nach Isheimur zurückzukehren. Und wenn die Sonnen schienen, wirkte der Planet auch gar nicht einmal so schrecklich fremdartig und abstoßend.
    »Nur ganz flach atmen«, schärfte ihm Bera ein, als sie sich dem See näherten. »Ja?«
    »Ja.«
    Sie ritten vorsichtig weiter, bis sie nur noch wenige Meter von der schimmernden grünen Wasseroberfläche entfernt waren. »Jetzt ein letzter tiefer Atemzug«, sagte Bera. »Und dann hältst du die Luft so lange an, wie du kannst.«
    Sie stieß Teitur die Fersen in die Weichen, und Karl folgte ihrem Beispiel mit Grainur.
    Hinterher fragte er sich immer wieder, ob sie vielleicht zu spät eingeatmet und deshalb zu viel von dem Gas inhaliert hatte, oder ob sie die Luft ganz einfach nicht lange genug hatte anhalten können.
    Was auch immer der Grund sein mochte, jedenfalls begann sie zu schwanken, während sie an dem See vorbeipreschten, hielt sich aber weiter im Sattel. Doch gerade als er sich schon entspannen wollte, bemerkte er eine Reihe kleinerer Tümpel hinter dem eigentlichen See – vielleicht schwappte bei Unwettern Wasser aus dem Sofavatn in sie hinein –, aus denen er ebenfalls Dampfschwaden aufsteigen zu sehen glaubte.
    Bera schwankte erneut, dann kippte sie plötzlich aus dem Sattel und stürzte in einen der Teiche. Karl sprang vom Pferd, schlug beiden Tieren mit der flachen Hand auf die Hinterteile, worauf sie davongaloppierten, und hechtete ins Wasser.
    Die schweren Stiefel zogen ihn nach unten, und er hielt die Hände in die Höhe, um die Tiefe des Tümpels abschätzen zu können, die stellenweise wohl bis zu drei Metern betrug. Das Wasser war trübe, und eine furchtbare Zeitspanne lang konnte er Bera nicht finden. Er fragte sich, wie lange er wohl die Luft würde anhalten müssen – sein Rekord lag bei neun Minuten, aber den hatte er unter kontrollierten Bedingungen und nicht in einer solchen Stresssituation aufgestellt, in der es um Leben und Tod ging.
    Endlich berührte er sie, packte sie unter den Armen und zog sie mit wild hämmerndem Herzen, teils aus Anstrengung, teils aus Angst, es könnte bereits zu spät für sie sein, in die Höhe.
    Es gelang es ihm gerade noch, nicht spontan Luft zu holen, als er die Wasseroberfläche mit dem Kopf durchbrach. Während der Tage, die er eingehüllt im Lebenserhaltungsgel zugebracht hatte, hatte er gelernt, seine automatischen Reflexe zu kontrollieren.
    Er stieg über etwas, das sich wie eine natürliche Steintreppe anfühlte, ans Ufer, wo er einen Moment lang unschlüssig verharrte. Was sollte er tun? Sollte er versuchen, Bera gleich hier wiederzubeleben? Nein, es war besser, wenn er sie zuerst etwas weiter von den Teichen fortschaffte.
    Schon nach wenigen Schritten stolperte er, und diesmal atmete er allen guten Vorsätzen zum Trotz unwillkürlich ein. Selbst dieser eine Atemzug war schon genug, um seine Gedanken einen Augenblick lang fahrig werden zu lassen. Er warf sich Bera über die Schulter und lief hangaufwärts zu ihren Pferden, die dort seelenruhig grasten, als wäre überhaupt nichts geschehen. Dort angekommen, entschied er, dass er sich weit genug von den Teichen entfernt hatte. Hier konnte eigentlich keine Gefahr mehr für Bera bestehen.
    Er stieß die Luft aus, um seine Lungen vollständig von eventuellen toxischen Gasresten zu befreien, bevor er einige Male schnell hintereinander ein- und ausatmete, bis ihm schwindlig wurde, und verpasste Bera dann eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Zuerst passierte nichts, und so versuchte er es ein zweites Mal. Diesmal spannte sich ihr Körper an. Sie riss ihren Mund von seinen Lippen fort, hustete und spuckte und begann, wie wild um sich zu schlagen
    Karl zog sich hastig von ihr zurück. »Das war nur eine Wiederbelebung durch Mund-zu-Mund-Beatmung!«, stieß er hervor. »Nicht das, was du denkst!« Er musterte sie aus schmalen Augen und versuchte herauszufinden, ob sie irgendwelche Anzeichen für einen Rauschzustand zeigte, wie sie ihn ihm kurz vor Erreichen des Sees beschrieben hatte.
    Nach einigen Sekunden klärte sich ihr Blick, aber sie sagte kein Wort.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    Sie runzelte die Stirn. »Was?«
    »Wie heißt du?«, wiederholte er. »Ich muss mich vergewissern, dass du keine bleibenden Schäden davongetragen hast, ob nun von den Dämpfen oder durch einen Sauerstoffmangel.«
    »Bera Sigurdsdottir«, sagte sie. »Es geht mir gut.«
    »Welche Farbe hat der Busch dort drüben?« Er deutete

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