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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Er musste wieder daran denken, wie viel Hitze der Drache abgestrahlt hatte. »Sind es Warmblüter?«
    Bera nickte. Karl konnte ihre Hilflosigkeit spüren. Er vermutete, dass sie zwar durchaus mit ihm sprechen wollte, aber nicht über Drachen. Doch er war sich nicht ganz sicher, ob er recht hatte, was ihr Trauma betraf. Und selbst wenn er mit seinen Vermutungen ins Schwarze getroffen hatte, wusste er nicht, wie er sich dem heiklen Thema nähern sollte. Das musste er ihr überlassen. Ihm wurde zum ersten Mal schmerzlich bewusst, wie wenig Erfahrung er im Umgang mit deutlich jüngeren Frauen besaß. Gewöhn dich lieber daran, dachte er. Sollte dein Kind eine Tochter werden, wird sie in rund zwei Jahrzehnten ungefähr so wie Bera sein. Es verblüffte ihn, wie sehr ihm der Gedanke zu schaffen machte.
    »Im Gegensatz zu Echsen sind sie Warmblüter«, fuhr Bera im selben verdrießlichen Tonfall fort. »Offenbar erwartest du von mir einen Vortrag, dass ich in die Rolle deiner Gefährtin schlüpfe.« Sie errötete. »Ich meine, die menschliche Variante dieses Gefährten in dir, von dem du mir erzählt hast.«
    Ist es wirklich das, was du gerade sagen wolltest?, fragte sich Karl.
    »Es belastet mich, dass ich überhaupt nichts über diese Dinge weiß«, sagte er. »Betrachte es mal von meinem Standpunkt aus. Ich bin von allem Möglichen umgeben, von dem ich keine Ahnung habe.«
    »Und das ist eine Situation, die neu für dich ist«, stellte Bera fest. »Es muss eine furchtbare Vorstellung für dich sein, dass es Dinge gibt, die du erst noch lernen musst, und dass es mehr als nur ein paar Sekundenbruchteile dauern könnte … Nein, du musst natürlich alles sofort wissen.« Karl wollte widersprechen, aber sie wischte seinen Protest mit einer Handbewegung beiseite und holte tief Luft. »Die Drachen haben sehr viele Nachkommen, aber die meisten davon werden von den Älteren aufge fressen. Sobald sie ungefähr halb ausgewachsen sind, wer den sie selbst zu Jägern ihrer jüngeren Artgenossen. Erst wenn sie ihre volle Größe erreicht haben, ernähren sie sich ausschließlich von Snawks, Felsfressern und anderen einheimischen Tieren. Zum Glück für sie – und für uns – fressen sie keine Schafe.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Bera schnitt eine Grimasse. »Wie soll man beweisen, dass irgendetwas nicht so ist?«
    »Indem man seine Schafe zählt, wie sonst? Wenn sie die Begegnung mit einem Drachen überleben – einmal davon abgesehen, dass sie vielleicht in Panik über eine Klippe stürzen oder so etwas –, kann man daraus schließen, dass sie in der Regel nicht von ihnen gefressen werden.«
    »Man kann es annehmen … völlig richtig. Und was ist, wenn eine ganze Herde verschwunden ist? Und sich gerade ein Drache in der Nähe herumgetrieben hat? Oder bei anderen Gelegenheiten? Wir haben nicht die Muße, gründliche Nachforschungen zu betreiben. Im Gegensatz zu deinen Leuten. Wir müssen uns nun mal damit abfinden, Vermutungen anzustellen.«
    »Also behandeln die Siedler die Drachen nicht wie Schädlinge.«
    »Nein, wir haben so schon genug Ungeziefer, mit dem wir uns herumschlagen müssen. Und im Grunde genommen sind die Drachen ja auch ganz hübsche Kreaturen.«
    »Hmm …«, machte Karl nachdenklich. »Davon müsste man mich erst noch überzeugen.«
    »Wer einmal zwischen einem Drachen und einem Schwarm Havalifugils in der Klemme gesessen hat, sollte das eigentlich wissen.« Einen Moment lang glitt ein Lächeln über Beras Gesicht, doch dann fiel ihr offenbar wieder ein, dass sie eigentlich wütend auf ihn sein wollte, und ihre Miene wurde wieder verschlossen.
    »Danke, Bera«, sagte er sanft. »Es muss dir manchmal so vorkommen, als würde ich dich wie ein wandelndes Orakel behandeln.«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Aber es ist nicht nur Ungeduld. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als dir mit meiner ewigen Fragerei auf die Nerven zu gehen, nur für den Fall, dass uns irgendwas zustößt. Je mehr ich weiß, desto besser kann ich reagieren, falls wir getrennt werden sollten.«
    »Ich weiß«, räumte Bera ein. Ihre Augen glänzten feucht, und da begriff Karl, wo das Problem lag.
    »Aber natürlich macht es dir keinen Spaß, ständig meine Fragen beantworten zu müssen.«
    Bera zuckte erneut die Achseln, doch diesmal zitterte ihre Unterlippe.
    »Gibt es irgendetwas, das du mich gern fragen würdest?«, erkundigte sich Karl vorsichtig. »Irgendetwas, ganz egal, was?« Er streckte einen Arm nach ihr aus, und als sie nicht

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