Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
auf.
    Bera leerte den Rest des Pferdefutters in einen Beutel und brachte ihn Teitur. »Eine letzte Mahlzeit«, sagte sie. »Es ist ja nicht so, als könnten wir noch etwas damit anfangen, nicht wahr?«
    Karl hielt es für falsch, sie darauf hinzuweisen, dass er in einem Notfalls tatsächlich dazu in der Lage sein würde, Pferdefutter zu verdauen. Besser, er ließ ihr wenigstens diesen Trost.
    Als Teitur auch die letzten Reste vertilgt hatte, lud Bera ihr Gewehr, legte ihm einen Arm um den Hals und küsste ihn auf die Nüstern. »Lebwohl, mein Lieber«, krächzte sie. Sie hielt ihm den Lauf mit der freien Hand zwischen die Augen und drückte ab.
    Der Rückstoß riss ihr die Hand zur Seite. Teiturs Körper zuckte einmal, dann brach er wie in Zeitlupe zusammen.
    Bera überprüfte seinen Puls, obwohl Karl sich fragte, wie das Pferd den Kopfschuss hätte überleben sollen. Aber wahrscheinlich fand sie Trost darin, auch in dieser Situation der Routine zu folgen.
    Sie zog ihr Messer und schickte Karl, der ihr helfen wollte, mit einem Winken fort. »Könntest du noch einmal ein Feuer machen, so wie du es vor einigen Tagen getan hast?«
    Er wusste nicht, ob er es sich wirklich leisten konnte, weitere Nanophyten zu erübrigen. Die noch in seinem Körper verbliebenen winzigen Gebilde hätten dringend einer Regeneration bedurft, aber er verzichtete auf eine entsprechende Bemerkung. »Ich werde ein bisschen Brennmaterial sammeln«, sagte er und gab Coeo ein Zeichen. Sie suchten die nähere Umgebung in zwei großen Halbkreisen ab.
    Eine gute halbe Stunde später ließ er seine kümmerliche Ausbeute neben den Pferdekadaver fallen.
    Bera hatte in der Zwischenzeit die Felle ausgebreitet und darauf Platz genommen. Eine ihrer Hände ruhte auf einem Stapel Pferdesteaks, die sie in Streifen aus Teiturs Fell gewickelt hatte, als müsste sie sie bewachen. Das Pferd lag ein Stück entfernt an derselben Stelle, wo es zusammengebrochen war.
    »Ich habe sein Blut in die leeren Wasserflaschen abgefüllt«, sagte sie. Ihre Augen waren gerötet, und ihre Zähne schlugen vor Kälte aufeinander. »Ich habe in letzter Zeit so viel Pferdeblut getrunken, dass ich mir beinahe wie ein Vampir vorkomme.« Sie stand auf. »Warte, ich helfe dir.«
    »Nicht nötig«, wehrte Karl ab. »Bleib du sitzen, während ich …«
    »Nein!«, unterbrach sie ihn scharf und fügte dann ruhiger hinzu: »Ich muss einfach irgendwas tun.«
    Was passiert denn, wenn du nichts tust?, hätte Karl sie am liebsten gefragt. Früher oder später würde sie zwangsläufig in eine Situation geraten, in der sie sich nicht durch irgendeine Tätigkeit ablenken konnte. Er verdrängte den Gedanken und reichte ihr ein paar Fellstücke, die er schon früher zurechtgeschnitten hatte. »Benutz die als Handschuhe. Das Gestrüpp ist voller Dornen.« Wie zum Beweis saugte er an einem Daumen, in den er sich gestochen hatte.
    »Wir können so eine Art Scheiterhaufen aus den Pflanzen und Teiturs Körper machen und die Steaks darüber garen«, schlug Bera vor.
    Sie verteilten das Gestrüpp über dem Pferdekadaver. »Ich habe fast das Gefühl, ein Sakrileg zu begehen, wenn ich meinen Darm auf ihm entleere«, murmelte Karl, »aber wir benötigen nun mal die Nanophyten, um das Feuer in Gang zu bringen.«
    »Mach es so, dass das Zeug nicht direkt auf ihm, sondern auf den Pflanzen landet«, schlug Bera vor. Sie wandte demonstrativ den Blick ab und gab Coeo eine mit Teiturs Blut gefüllte Flasche. Als Karl sein Geschäft erledigt hatte, reichte sie ihm eine weitere Flasche und hob die ihre. »Auf Teitur, der uns bis zum Schluss treue Dienste geleistet hat.« Karl wiederholte den Trinkspruch, und selbst Coeo brachte ein verständliches »Teitur« zustande.
    Anschließend legte Bera die Steaks in das Feuer, und als sie gar waren, verzehrten sie ihr Trauermahl. Der kleine Scheiterhaufen brannte viel zu schnell nieder. Bevor das Feuer vollständig erlosch, schlüpften sie unter die Felle, Coeo unter einen Haufen, Bera und Karl wie immer gemeinsam unter den anderen.
    Karl schlang ihr die Arme von hinten um den Körper und verschränkte seine Hände vor ihrem Bauch. Er hätte gern ihren nackten Körper liebkost, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, sich einer verletzlichen jungen Frau zu nähern. Was, zum Teufel, heißt hier überhaupt Frau?, dachte er. Sie ist ein junges Mädchen, fast noch ein Kind.
    Er lockerte seinen Griff, als er spürte, wie sie ein Zittern durchlief. Ihr Oberkörper zuckte so

Weitere Kostenlose Bücher