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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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beinhaltete, jenseits des Frequenzbereichs, den er noch wahrnehmen konnte.
    »Coeo sagt, dass du dir ihretwegen keine Sorgen machen musst«, übersetzte er die Antwort ihres Führers. »Die Dauskalas sind nicht stark genug, um einen Menschen davonzutragen.«
    »Das war aber ein ziemlich langes Gespräch für eine so kurze Aussage«, stellte Bera fest. »Es könnte natürlich auch daran liegen, dass die Begriffe, die Coeo benutzt, sehr ausufernd sind.« Sie lächelte, aber in ihrer Stimme klang eine gewisse Schärfe mit. »Oder übernimmt er jetzt die Rolle des Orakels?«
    »Warum nicht?«, fragte Karl. »Du beschwerst dich doch ständig darüber, dass ich dich mit zu vielen Fragen löchere.«
    »Ich beschwere mich nicht«, korrigierte Bera. »Ich stelle nur fest, dass du mich mit Fragen bombardierst.«
    Karl sah aus schmalen Augen zu ihr auf. »Wie wäre es dann statt einer Frage damit?« Er blies ihr eine Kusshand zu.
    Bera schnaubte abfällig.
    Ihm lag die Bemerkung auf der Zunge, dass eine Dreierkiste von Haus aus eine instabile Beziehung war. Genau aus diesem Grund hatten seine Frauen und er auch Jarl geheiratet – und weil sein schlanker samthäutiger Ehemann attraktiv genug gewesen war, um ihm trotz seiner eindeutig heterosexuellen Veranlagung zu ge fallen.
    Doch er befürchtete, mit einer solchen Bemerkung nur eine heftige Reaktion Beras zu provozieren. Er runzelte die Stirn. War sie vielleicht deshalb so gereizt? Sie war doch bestimmt nicht eifersüchtig auf Coeo, oder? Er beschloss, in Zukunft aufmerksamer zu sein.
    »Die Dauskalas verfügen offenbar über eine Art organischen Wärmetauscher«, sagte er, den Kopf beim Gehen in den Nacken gelegt, um die Tiere im Infrarotbereich beobachten zu können. »Dieser Mechanismus entzieht dem Blut die Temperatur, bevor es in ihre Schwingen strömt, und heizt es dann vor dem Rückfluss in ihre Körper wieder auf. Deshalb sind ihre Schwingen kalt, während ihre Körper warm bleiben, selbst nach langen Flügen.«
    »Faszinierend«, murmelte Bera trocken.
    »Nicht wahr?« Er ignorierte ihren Sarkasmus. »Ob eure Redenswendung ›kalt wie die Berührung eines Dauskalas‹ wohl daher stammt?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Okay, ich hab’s verstanden. Ich langweile dich zu Tode.« Er beschleunigte seine Schritte.
    Doch das schnellere Tempo war nicht von langer Dauer. Zu Beginn ihrer Reise hatten sie täglich mehr als 100 Kilometer ohne größere Anstrengungen zurücklegen können. Seit drei Tagen schafften sie kaum noch die Hälfte der Strecke.
    Anfangs humpelte Teitur lediglich ein bisschen, doch zum Abend hin wurde sein Hinken immer stärker, bis Bera schließlich abstieg und ihn am Zügel führte. Trotzdem kam er immer langsamer voran.
    Schweigend zogen sie dahin. Karl spürte, dass sich der Zeitpunkt näherte, an dem sie gezwungen sein würden, das treue kleine Pferd zu töten. Ein schneller und schmerzloser Tod ist wenigstens gnädiger, als ihn allein in der Wüste zurückzulassen, wo er langsam verdursten oder Raubtieren zum Opfer fallen würde, dachte er traurig. Bera wird wissen, wenn es so weit ist.
    Als die Schatten länger wurden, am Himmel keine kreisenden Dauskalas mehr zu sehen waren und die zunehmende Kälte ihn zwang, sein Hemd wieder anzuziehen, sah er, dass Bera lautlos weinte, und da wusste er, dass der Moment unmittelbar bevorstand.
    »Bera«, sagte er sanft und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Möchtest du, dass ich es tue?« Er war sich nicht sicher, ob er es überhaupt konnte, aber ihr zuliebe wollte er es zumindest versuchen.
    Sie wischte sich mit einer trotzigen Bewegung über die Augen. »Nein, ich mache das schon. Normalerweise zögern wir nicht damit, alle Tiere auszusortieren, die irgendein Anzeichen von Schwäche oder anderen unerwünschten Eigenschaften zeigen, um zu verhindern, dass sie sie an ihre Nachkommen weitervererben. Aber das hier ist etwas anderes. Teitur hat mir immer treu gedient, schon seit ich ein Kind war, und er hätte mindestens noch zehn Jahre älter werden sollen. Wir wissen zwar, dass wir unsere Pferde überleben werden, aber zusehen zu müssen, wie er derart zugrunde geht …«
    Karl nickte. Die Rippen zeichneten sich einzeln unter der dünnen Haut des Ponys ab, sein Kopf pendelte bei jedem Schritt müde hin und her. Zum ersten Mal seit langer Zeit dachte Karl wieder an sein Schiff. Sie geben ihr Leben für uns her, dachte er, und wir nehmen es als selbstverständlich hin.
    Kurz darauf schlugen sie ihr Nachtlager

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