Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
vor geschlossenen Räumen gefürchtet, aber ohne irgendwelche Spalten oder Risse im Fels, durch die frische Luft hereindringen konnte, war es so warm und feucht im Tunnel, dass ihm der Schweiß nicht nur unter der dicken Kleidung über Brust und Rücken, sondern sogar über das Gesicht lief. Von irgendwoher wehten Schwefeldämpfe herüber, die sich mit anderen mineralischen Gerüchen unbekannter Herkunft vermischten.
    Die Dunkelheit erstickte jedes Gespräch. Karl verschluckte etliche Fragen, die ihm auf der Zunge lagen, und summte höchstens hin und wieder die ersten Töne irgendeiner Melodie. Seinen Begleitern schien es ähnlich zu ergehen. Bis auf das Klappern von Teiturs Hufen und Coeos Sonarechos herrschte völlige Stille. Karl vertrieb sich die Zeit damit, dass er seine Schritte im Kopf mitzählte, und jedes Mal, wenn er bei 1000 angelangt war, sagte: »Bin immer noch da.«
    »Ich auch«, erwiderte Bera dann, und selbst Coeo grunzte irgendetwas Unverständliches auf Kasachisch.
    Erst als er den schwachen Lichtschimmer vor ihnen bemerkte, wurde Karl bewusst, dass der Tunnel die ganze Zeit über langsam und unmerklich angestiegen war. »Tageslicht«, seufzte er. »Vor uns.«
    »Gut«, erwiderte Bera erleichtert und schaltete die Taschenlampe wieder an. »Beeilen wir uns. Es gefällt mir hier ganz und gar nicht.«
    »Nein«, widersprach Karl mit Nachdruck. »Überlass Coeo die Führung. Es wäre dumm, über ein Echosonar zu verfügen und es nicht einzusetzen. Sollte du aus bloßer Ungeduld in irgendeine Bodenspalte fallen, würdest du dir hinterher Vorwürfe machen, oder?«
    »Wahrscheinlich«, gab Bera nach längerem Zögern zurück, was sie jedoch nicht davon abhielt, mit Coeo auf gleicher Höhe zu bleiben.
    Das Licht wurde immer heller, bis sie schließlich in einer schmalen Schlucht herauskamen und im wässrigen Licht von Gamasol und Deltasol blinzelten. Nach der langen Dunkelheit ließ die ungewohnte Helligkeit Karls Augen tränen, und als er die Tränen fortwischte, sah er, dass es Bera nicht anders erging. Nur Coeo schien das Wechselbad von Hell und Dunkel nichts auszumachen.
    »Ich hatte zwar gehofft, eine Abkürzung zu finden, aber ich hätte nie auch nur zu träumen gewagt, dass wir einfach so mitten durch die Berge hindurchlaufen könnten!« Bera lachte fröhlich. »So haben wir uns eine anstrengende Kletterpartie erspart und die Reise gleich in zweifacher Hinsicht abgekürzt!« Sie warf Karl die Arme um den Hals, führte einen kleinen Tanz auf und tätschelte im Überschwang der Gefühle sogar Coeos Arm. Der Humanoide zuckte kurz zurück, doch dann entspannte er sich und erwiderte die Geste sogar unbeholfen.
    Vor ihnen erstreckte sich eine zerklüftete, mit Felsbrocken und abgerundeten Kieselsteinen übersäte Landschaft, die sich deutlich von dem mit feinem Staub und scharfkantigem Kies bedeckten Gelände auf der anderen Seite der Berge unterschied. Karl bemerkte, dass die Vegetation wieder üppiger wurde, auch wenn sie größtenteils aus trockenen Sträuchern und dürrem Gestrüpp bestand. Er zeigte auf ein blaues Kakteengewächs mit rosafarbenen Blüten. »Das bedeutet, dass es hier Wasser gibt.«
    Sie zogen den ganzen Nachmittag über an Geysiren und brodelnden Schlammtümpeln vorbei, die immer wieder orangefarbene breiige Fontänen mehrere Meter weit spuckten. Bera ritt auf Teitur, Karl und Coeo gingen zu Fuß.
    »Gibt es hier unterirdische Sandurlundbauten?«, erkundigte sich Karl. Er hatte keine Ahnung, wie das kasachische Wort für die kleinen Tiere lautete. Doch wegen des Sprachennetzes war es besser, gar nicht bewusst darüber nachzudenken, die Übersetzung stattdessen dem Linguistikprogramm zu überlassen und das Original erst nachträglich mit dem merkwürdigen Endergebnis zu vergleichen.
    »Ein paar«, erwiderte Coeo. »Manchmal sie graben zu nah an heißen Quellen, oder sie haben Pech und Wasser wechselt Richtung unter Erde. Dann kann man gekochte Sandurlunds finden, von Geysir ausgespuckt. Deshalb hier so viele Dauskalas.« Er deutete auf die fledermausförmigen Tiere, die in den Aufwinden kreisten und deren schrille Schreie von den Bergen widerhallten.
    »Redet er von diesen verdammten Dauskalas?«, fragte Bera, den Blick in den Himmel gerichtet.
    »Die Biester machen sie nervös«, erklärte Karl Coeo. Es fiel ihm nicht immer leicht, alles zu verstehen, was Coeo sagte. Trotz der Optimierung seines Gehörs durch die Nanophyten lagen die höchsten Töne, die die Sprache der Humanoiden

Weitere Kostenlose Bücher