Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
wie er lautlos betete, richtigen Reihenfolge betätigte. »Und da bootet auch der Hauptrechner neu. Ha! «, stieß er hervor und schob den Stecker in die Anschlussbuchse. »Aahh! Das ist immer noch grauenhaft!«
»Immer noch?«, fragte Bera. »Steckt ihr euch denn stän dig Kabel in den Kopf?«
»Nicht ständig«, erwiderte Karl. »Nur wenn irgendetwas furchtbar aus dem Ruder läuft oder bei einer Antiquität wie der hier.« Ihr schockierter Gesichtsausdruck entlockte ihm ein Grinsen. »Zu seiner Zeit war es wahrscheinlich das fortschrittlichste Modell, aber selbst damals muss es verdammt unangenehm für seinen Benutzer gewesen sein.«
»Muss … werde ich mich auch irgendwo so einstöpseln müssen, wenn ich mit dir komme?«
Karl schüttelte den Kopf. »Heute funktioniert bei uns alles über Spracheingabe, meine Hübsche.«
Er blinzelte mehrmals, wobei sich seine Augen immer mehr weiteten. »Ich werde für eine Weile in Trance fallen, aber das gehört alles zu dieser Prozedur. Schau nicht so besorgt drein.« Er tätschelte Beras Hand. »Das ist alles Teil des Plans«, fügte er hinzu. Sie konnte nicht ahnen, dass sein sogenannter Plan gerade erst Schritt für Schritt entstand.
Im Hintergrund seines Bewusstsein nahm ein Bild Gestalt an: Loki, der sich aufrichtete und schnuppernd die Luft einsog … Download aktiviert …
»Wir sind drin«, sagtest du zu Karl, während du in der Reinheit der herrlichen kristallinen Welt aus Datenströmen und eisbergförmigen Datenspeichern schwelgtest. Da! Die Geschichte des Versuchs der kasachischen Regierung, ein interstellares Reich zu errichten, aufgrund der Relativität und der gewaltigen Entfernungen von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Da! Der Meteorit, die älteste und klischeebeladenste aller interstellaren Gefahrenquellen, der sich durch seine bloße Größe einen Weg durch den Eisschirm bahnte, mit dem sich das Raumschiff während des Fluges hatte schützen wollen. Da! Die von dir benötigten Routinen. Loki fühlte die wunderbaren Weiten innerhalb des Datenreichs, seine neue Zuflucht in einem System, das lange geschlafen hatte.
Karls Kopf ruckte zurück. Seine Augen öffnete sich. »Na bitte!« Er grinste übers ganze Gesicht. »Wir haben Energie.« Doch dann erlosch sein Grinsen zusammen mit dem Energiefluss wieder.
Verdammt!, meldete sich Loki zu Wort. Es fehlen ein paar Verbindungen. Ich muss sie durch eine Umleitung überbrücken – oder kannst du in den Maschinenraum gehen und die defekten Leitungen reparieren?
Du hast wohl … setzte Karl zu einer lautlosen Antwort an, verstummte aber wieder, als er vor seinem inneren Auge das uralte Abbild der Grinsekatze aus dem Wunderland in der Luft schweben sah. Loki hatte tatsächlich einen Witz gemacht.
Ich überprüfe die Leitungsbahnen … Ich glaube, wir haben jetzt wieder Durchfluss – das Schiff hat sich geschüttelt, als wäre ein Licht aufgeflammt, das die Kälte und Finsternis vertreibt. Wir verfügen auch über Treibstoff. Der Tank in der Maschinenkammer ist voll, auch wenn das Wasser zu einem soliden Block gefroren ist. Wenn es uns gelingt, es zu verflüssigen, können wir es problemlos in Sauerstoff für die Lebenserhaltungssysteme und Wasserstoff für die Triebwerke aufspalten.
»Was ist mit dem Hangar, durch den wir gekommen sind?«, warf Bera ein. »Wird da nicht die Luft entweichen?«
»Nicht, solange die Luftschleuse hält, durch die wir gekommen sind«, erwiderte Karl. »Und das sollte sie. Es gibt keinen Grund, der dagegenspricht.«
Von der anderen Seite der Tür her erklangen Schläge.
Karl nahm in einem Sessel vor der Steuerkonsole Platz. »Setzt euch!«, rief er. Als er einen Blick über die Schulter warf, sah er, dass Bera und Coeo seiner Anweisung folgten. »Ragnars Männer können auf die Tür einschlagen, solange sie wollen und mit was auch immer«, sagte er. »Ich vermute, dass sie Äxte in ihrem Rucksäcken haben, aber die werden einfach von der Tür abprallen.« Er betrachtete die Tür genauer. »Aha, sie hämmern auf die Führungsschiene ein! Das wird ihnen auch nicht helfen.«
Das Schiff erbebte, als die Maschinen ansprangen.
»Da dringt Rauch durch die Tür!«, rief Bera.
Das Maschinengeräusch wechselte von einem Brüllen in ein Heulen. Draußen vor dem Fenster wallten Dampf schwaden empor. »Was auch immer sie vorhaben, sie kom men zu spät«, sagte Karl.
Das Schiff neigte sich stärker, ruckte kurz an und fiel wieder zurück. Ein heftiger Stoß schüttelte den Rumpf
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