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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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sie kaute mit den Eckzähnen auf ihrer Unterlippe herum. »Da hat sich nicht das Geringste bei dir getan, überhaupt keine Reaktion da unten …« Sie zeigte auf seinen Schritt.
    »Das waren meine Nanophyten, die das Blut auf meine Anweisung hin aus dieser Körperregion ferngehalten haben! Ich wollte doch kein verletzliches Mädchen in einer solchen Notlage ausnutzen. Hast du tatsächlich geglaubt, das hätte bedeutet, ich wäre nicht interessiert gewesen?«
    Beras Lippen formten ein lautloses O.
    »Moment.« Karl hob eine Hand. »Ich höre Stimmen.«
    »Wahrscheinlich Arnbjorn und die anderen!«, rief Ragnar triumphierend.
    »Wir unterhalten uns später weiter«, sagte Karl zu Bera. »Dies ist offensichtlich nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Sie lächelte und nickte.
    Er führte den kleinen Tross schnell zu einer massiven Metalltür am Ende des Raumes, von der fast die gesamte weiße Farbe abgeblättert war. »Bera, halte du Ragnar ein Messer an die Kehle.«
    »Bringst du jetzt schon ein Mädchen dazu, die Drecksarbeit für dich zu machen?«, stichelte Ragnar und fügte hastig hinzu: »Ganz ruhig, Bera! Das ist nicht nötig!«
    »Sprich nur weiter, Ragnar« – die Ruhe in Beras Stimme war eindeutig trügerisch – »und es wird mir ein Vergnügen sein, dir wehzutun.«
    Ragnar schwieg.
    Karl schob eine Hand in eine Aussparung in der Tür, die so aussah, als enthielte sie eine Art Griff, mit dem man die Tür manuell öffnen konnte, und gab Coeo ein Zeichen, das Gleiche mit einer zweiten Aussparung zu tun. »Bei drei«, sagte er. »Eins, zwei, drei … ziehen!«
    Zuerst geschah nichts, und so versuchten sie es erneut mit noch mehr Kraft. Nach einigen Sekunden vernahm Karl auf einmal das unmissverständliche knirschende Geräusch von korrodierten Scharnieren, die sich widerstrebend aus ihrer Starre lösten. Als sie kurz innehielten, hörte er erneut Stimmen. Arnbjorn und die anderen, genau wie Ragnar vermutet hatte. »Noch mal!«, keuchte er und stemmte sich mit so viel Kraft gegen den Widerstand, dass er befürchtete, in seinem Kopf könnten kleine Blutgefäße platzen.
    Ein schneller Blick über die Schulter verriet ihm, dass Bera Ragnar noch immer das Messer an die Kehle hielt. Ihr Arm begann zu zittern, und sie wechselte die Hand.
    »Sei kein Narr, Allman.« Ragnars Stimme klang beinahe resigniert, aber sein Oberkörper spannte sich an, und seine Augen wurden schmal. »Ergib dich. Bera, wenn es die Ausstrahlung dieses Mannes war, die dich verführt hat, dann verstehe ich …«
    »Halt den Mund!«, schrie sie. »Oder, bei Thor, ich stoße dir das Messer in die Kehle!«
    »Und begehst damit einen kaltblütigen Mord?«, fragte Ragnar. Er trat ungeachtet der Messerspitze, die sich ihm in die Haut bohrte, einen Schritt auf sie zu. »Dazu habe ich dich nicht erzogen, meine Liebe, welche Versäumnisse du mir auch immer sonst vorwerfen kannst.«
    Einen Moment lang fühlte sich Karl hin- und hergerissen, ob er Bera zu Hilfe eilen oder die Tür noch ein paar wenige Zentimeter weiter aufreißen sollte. Der Spalt klaffte jetzt fast weit genug auf, dass sich das Mädchen – die kleinste von ihnen – durch ihn würde hindurchzwängen können. Karl stemmte sich mit dem Rücken gegen den Türrahmen und mobilisierte ein letztes Mal sämtliche Kraftreserven. Die Tür glitt mit einem protestierenden Quietschen zitternd weiter auf.
    Als er wieder aufblickte, machte Ragnar gerade einen weiteren Schritt auf Bera zu. Blut sprudelte aus seinem Hals hervor, und Beras Schrei übertönte beinahe das schrille Kreischen der Metalltür, die urplötzlich so weit zur Seite ruckte, dass Coeo fast durch den Spalt fiel.
    »Bera!«, rief Karl. »Los!«
    Für einen Sekundenbruchteil stand Bera wie erstarrt da, doch im gleichen Moment, als Ragnar die Arme ausstreckte, um sie zu packen, kam wieder Bewegung in sie. Karl trat zur Seite, und sie schoss an ihm vorbei durch den Türspalt. Gleichzeitig tauchte Orn auf der anderen Seite des Korridors an der Spitze von Ragnars Männern im Eingang zum Treppenflur auf.
    Coeo zeigte auf Karls Schwert. »Gib mir das!«
    »Nein!«, stieß Karl hervor. »Durch die Tür! Los, mach schon!« Er baute sich direkt hinter dem Durchgang auf und hielt das Schwert so in der Hand, dass die Klinge durch den Türspalt auf die Verfolger zielte, während sich Coeo mühte, das schwere Türblatt wieder zuzuschieben. »Hilf ihm!«, rief Karl Bera zu. »Nein, nein! Nimm du das Schwert! Hier, nimm es!« Er setzte all seine Kraft und

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