Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey

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durch. Karl fluchte. Gib mir mehr Energie!, befahl er Loki.
    Bera warf einen kurzen Blick auf die Tür. »Sie brennen Fackeln ab! Daher sind wohl die Schläge gekommen – als sie die Fackeln unter die Führungsschiene gehämmert haben. Sie müssen ganz Skorradalur geplündert und alle Fackeln mitgenommen haben, die sie finden konnten!«
    Das Eis knirschte und ächzte. Zwei Kontrollleuchten flammten rot auf.
    »Scheiße!«, knurrte Karl.
    »Was?«, fragte Bera.
    »Die Temperatur an den Düsen wird kritisch, weil der Dampf nicht schnell genug entweichen kann.« Die Winter Song erbebte, ruckte und wand sich in ihrem Kampf gegen das Eis, das sie an einem Ende umklammert hielt.
    Einen Moment lang befürchtete Karl, sie würde auseinanderbrechen, und er dachte daran, die Energie zu drosseln.
    Wenn du das tust, berauben wir uns der besten Chance, die wir haben, warnte Loki. Besser, wir riskieren den Tod, indem wir alles auf eine Karte setzen.
    Karl erhöhte den Schub bis zum Anschlag.
    »Mir gefällt dieses Ächzen ganz und gar nicht«, sagte Bera. »Hält das Schiff das aus?«
    »Wenn nicht, sind wir tot«, erwiderte Karl. »Aber das sind wir auch, wenn wir Ragnar und seinen Männern in die Hände fallen.«
    Die Fackeln detonierten. Eine Reihe von Explosionen komprimierte die Luft in einer so schnellen Abfolge, dass sie sich in einen einzigen lang gezogenen Knall verwandelten und genügend Druck erzeugten, um die Tür aus der oberen Führungsschiene zu reißen. Ragnar und seine Männer strömten durch die so entstandene Öffnung.
    In diesem Moment kämpfte sich das Schiff mit einem wilden Satz frei. Von seinem Rumpf lösten sich mannsgroße Eisscherben, die an dem Panoramafenster vorbei in die Tiefe stürzten. Die Winter Song kippte. Karl erhaschte zuerst einen kurzen Blick auf schneebedeckte Berggipfel und dann auf den Himmel.
    Gib mir auch den letzten Tropfen Energie, den du aus diesen beschissenen Triebwerken herausquetschen kannst!, schrie er Loki in seinem Kopf lautlos an.
    Und dann stieg die Winter Song auf immer länger werdenden Feuersäulen brüllend in den Himmel.

Vierter Teil
    VIERTER TEIL

19
    19
    Ein unsichtbarer Riese schien Karls Brust niederzudrücken und ihm in die Ohren zu brüllen, während die Winter Song über dem gefrorenen See in die Höhe stieg.
    Wir beschleunigen lediglich mit drei Standard- g , meldete Loki.
    Ich bin einfach nur außer Form, dachte Karl. Die Beschleunigung fühlte sich weitaus stärker an. Er streckte einen Arm zu dem Sessel neben ihm aus und drückte Beras Hand. Irgendwo mussten Kabelstränge brennen – vielleicht aber auch nur Staub, der großer Hitze ausgesetzt war. Der Geruch schleuderte Karl im Geist unvermittelt zurück an Bord seines Schiffes im Augenblick des Angriffs, als er gerade von Karla geträumt hatte. Er fühlte sich schuldig, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er schon viel zu lange nicht mehr an seine Ehepartner gedacht hatte, doch er verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich stattdessen darauf, seinen hämmernden Herzschlag zu verlangsamen. Er wischte sich die feuchten Hände an seinen Hosenbeinen ab und atmete ein paarmal tief durch, um die Panik zu unterdrücken, die ihn angesichts der Beschleunigungskräfte, die an seinen Wangen zerrten, zu überwältigen drohte.
    Die Winter Song legte sich etwas auf die Seite und nahm eine winzige Kurskorrektur vor. Durch das Sichtfenster konnte Karl die Berge im Norden sehen, durch deren Täler sich Gletscher zum See hinabschoben, während sich die Wüste nach Süden hin bis zum Horizont ausbreitete. Isheimur zu verlassen, rief völlig unerwartet ein schmerzliches Gefühl des Bedauerns in ihm hervor, das er jedoch sofort und vehement beiseitewischte. Noch immer regnete ein Strom von Eisscheiben am Fenster des Schiffs vorbei in die Tiefe.
    Ich werde die Beschleunigung jetzt reduzieren, kündigte Loki an. Das Schiff verringerte seinen Steigungswinkel allmählich von 75 auf 30 Grad, während Loki den Schub auf rund ein halbes Standard- g zurückfuhr.
    Karl atmete langsam aus. Die Kabelverbindung in seinem Nacken hinderte ihn daran, sich weiter als etwa zwei Meter von seinem Sitz zu entfernen. Also verdrehte er nur den Kopf und sah in Richtung des Korridors, wo Ragnar und seine Männer infolge des abrupten Starts zu Boden gegangen war. Sie kämpften sich gerade wieder auf die Füße und schüttelten benommen die Köpfe.
    Ragnar hob den Blick, und in seinem Gesicht fochten Furcht, Staunen und freudige Erwartung