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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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einen wilden Kampf um die Vorherrschaft aus. »Jetzt gibt es keinen Fluchtweg mehr für dich, Utlander!« Seine Begleiter wirkten eher verängstigt als erfreut. Ragnar stapfte auf die Brücke zu, wobei er sich wegen der Schräglage des Decks weit vorbeugte, wie er es auch auf einem steilen Berghang getan hätte. Seine linke Hand war mit einem provisorischen Verband umwickelt, den das Blut, das aus seinen abgehackten Fingern quoll, rot gefärbt hatte.
    Der Beweis für Beras effektive Schwertführung entlockte Karl ein Grinsen. Dieser Mann wird derart von seinem Verlangen beherrscht, seinen Willen durchzusetzen, dass er blind für die ihn umgebenden Wunder ist, dachte er. Selbst ihn, für den die Winter Song in etwa so archaisch wie ein mittelalterliches Segelschiff für einen Bewohner Terras sein mochte, erfüllte allein die rohe Kraft des Schiffs mit Ehrfurcht. Doch dann entdeckte er das Staunen, das kurz über Ragnars Züge huschte, und er erkannte, dass er ihn falsch beurteilt hatte.
    Da er über keinerlei mechanische Steuerinstrumente verfügte, erteilte er Loki den entsprechenden gedankli chen Befehl: Hart backbord. Das Schiff kippte um 90 Grad zur Seite, ohne dabei jedoch seinen Steigflug zu verlassen. Ragnar und seine Männer wurden durch das abrupte Manöver gegen die Wand des Korridors geschleudert, die für sie plötzlich zum Boden geworden war. Die Wucht des Aufpralls raubte ihnen das Bewusstsein.
    »Das sollte sie für eine Weile ruhigstellen!« Karl brachte das Schiff zurück in die Horizontale. Bera nickte. Auf ihrer Stirn glitzerten Schweißperlen, und ein Tick ließ einen Muskel in ihrer Wange zucken.
    »Kommst du klar?«, erkundigte sich Karl, worauf sie erneut nickte. »Der erste Start ist immer ein bisschen unheimlich«, fuhr er fort. »Aber keine Angst, nach dem tausendsten Mal wird es genauso langweilig wie Wäschewaschen.«
    Sie quittierte seinen müden Scherz mit einem gequälten Lächeln.
    »Ich werde die Beschleunigung auf einem niedrigen Wert halten, um niemandem irgendwelche Verletzungen zuzufügen«, erklärte er.
    »Mach dir keine Sorgen wegen uns«, sagte Bera, »aber was ist mit dem Schiff? Es fühlt sich so an, als würde es jeden Augenblick auseinanderbrechen!«
    »Das wird es nicht«, versicherte ihr Karl, obwohl er tief im Inneren nagende Angst verspürte, aber er sagte sich, dass seine Begleiterin ruhig bleiben würde, solange er sich ebenso verhielt – zumindest hoffte er das. »Wir müssten in wenigen Sekunden 14000 Meter überschreiten. Der langsame Aufstieg sollte es uns ermöglichen, jederzeit vorsichtige Kurskorrekturen vorzunehmen.«
    »Was ist mit ihnen?« Bera deutete mit einem Rucken des Kopfes auf Ragnars Männer.
    »Mal sehen, ob sie fliegen können«, knurrte Coeo. Der Humanoide hatte sich ganz offensichtlich damit abgefunden, dass das Schiff kein stationärer Schrein mehr war. Allerdings verriet die geduckte Haltung, in der er in seinem Sessel hockte, als fürchtete er, jeden Moment einen Schlag verpasst zu bekommen, die tief in ihm verwurzelte Angst.
    »Zeig ihnen, wie viel Mitleid in dir steckt«, sagte Karl. »Beweis ihnen, dass du ein zivilisierter Mann bist.«
    Coeo zuckte die Achseln, als wollte er nichts mehr mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben, aber als Karl ihm einige Kabelstränge reichte, fesselte er die Gefangenen bereitwillig damit.
    Plötzlich wurde Karl bewusst, dass er vergessen hatte, die Schutzblenden auf ihre Funktionsfähigkeit hin zu überprüfen. Was für eine großartige Leistung, dachte er, wenn wir den Orbit erreichen, nur um dann durch die Strahlung von Mizar-B zu erblinden. Doch die Metallblenden senkten sich über die Fenster, auch wenn sie dabei ächzten und bedenklich ruckelten und eine ein paar furchtbare Sekunden lang blockierte, bevor sie sich vollständig schloss. Zum Glück funktionierte der letzte von ursprünglich vier auf der Brücke verbliebenen Monitoren noch. Karl fragte sich, warum die Besatzung ihn nicht ebenfalls entfernt hatte. Vielleicht hatten sie keine Verwendung für ihn gehabt, obwohl das die Frage aufwarf, wozu sie dann die anderen drei gebraucht hatten. Vor seinem inneren Auge stieg das Bild eines Stammes von Humanoiden auf, die in ihrem Lager saßen und gebannt auf einen toten Bildschirm starrten.
    Er startete einen Suchlauf, um herauszufinden, welche Bordkameras noch funktionierten, und ließ sich nacheinander die Bilder zeigen, die sie lieferten. Die meisten waren vollständig zerstört worden, aber sowohl

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