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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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herum. Über dem Pol bremste Loki das Schiff und ließ es herabsinken, bis es nur Zentimeter über der Oberfläche des Kometen schwebte, bevor er ihn mit der Bugspitze der Winter Song anstieß. Dann zündete er erneut das Haupttriebwerk, und ein gequält klingendes Winseln verriet, dass es mit Vollschub lief.
    »Das ist das letzte Mal, dass wir es hören werden«, sagte Karl. »Merkwürdig. Ich hatte schon angefangen, das Geräusch regelrecht zu hassen, und jetzt macht mich der Gedanke, es nie wieder zu hören, beinahe traurig.«
    »Mich ganz und gar nicht!«, stieß Bera voller Inbrunst hervor. »Werd jetzt bloß nicht sentimental, du Trottel.« Sie grinste ihn an, und er grinste zurück.
    Er hatte sich nicht gemerkt, an welchem Zeitpunkt Loki das Haupttriebwerk wieder gezündet hatte, doch nach einigen Minuten fragte er: »Wie lange willst du den Schub halten?«
    »Jetzt noch genau 7,6 Minuten«, sagte Loki.
    Die Zeit schleppte sich dahin, bis das Schiff plötzlich ohne jede Vorwarnung seitlich über die zerklüftete Oberfläche des Kometen rutschte. Das schabende Geräusch war so laut, dass sich alle an Bord die Ohren zuhielten.
    »Was machst du?«, brüllte Karl über den Lärm hinweg.
    »Wir haben die letzte Kurskorrektur beendet«, erklärte Loki. »Sonst wären wir aufgrund der ständigen Unterbrechungen der Abbremsphase durch die oberen Schichten der Atmosphäre gesegelt. Jetzt müsste der Komet den Pol direkt treffen und ein Loch in das unterirdische Wassereservoir an einem Rand der Eiskappe schlagen. Ich werde jetzt gleichzeitig die rechte Steuerdüse am Heck und die linke am Bug abfeuern und die Winter Song dadurch drehen. Das Haupttriebwerk hat, wie ich befürchtet habe, endgültig blockiert und lässt sich nicht mehr abschalten.«
    Karl schluckte mit trockener Kehle und wischte sich die Handflächen an den Hosenbeinen seines Raumanzugs ab. »Arnbjorn, Coeo und Orn, holt bitte eure Raumanzüge, und zieht sie an.«
    »Die Helme ebenfalls?«, fragte Arnbjorn.
    »Bringt sie her, aber es ist nicht nötig, sie aufzusetzen. Noch nicht.«
    Nachdem sie zurückgekehrt waren, half Arnbjorn seinem Vater in den Raumanzug, während sich die anderen selbst eilig umzogen. Noch war die Kommandobrücke intakt, aber zu den schabenden Geräuschen mischte sich ein bedrohlich klingendes Knirschen. Früher oder später wird uns ein gigantischer Eissplitter erwischen und ein Loch in das Cockpit stanzen!, dachte Karl. Scheiße, Scheiße, Scheiße!, fluchte er stumm. Was soll ich jetzt machen? »Loki, wie lange wird es dauern, den Reaktor abzuwerfen?«
    »Zwei bis drei Minuten, um alle Befestigungen zu lösen. Der eigentliche Abwurf dauert nur ein paar Sekunden.«
    Die Winter Song brach schlingernd durch einen Eis kamm, aber noch während allgemeiner Jubel aufbrandete, verkeilte sie sich auch schon wieder in dem nächsten Vorsprung, bevor sie sich auch aus dieser Umklammerung löste. Der Ruck presste die Gefährten in ihre Sessel. Dann schoss das Schiff so dicht über die schroffen Gipfel der eisigen Polarkappe von Fenris, dass Karl jede einzelne Erhebung und jeden Spalt wie durch eine Lupe sehen konnte.
    Wenn wir bei dieser Geschwindigkeit frontal auf die Oberfläche prallen, bleibt nichts von uns übrig, dachte er. Ganz egal, wie massiv der Rumpf auch immer sein mag.
    »Ich werde uns für etwa eine Viertelstunde von hier fort beschleunigen«, sagte Loki.
    »Das werden wir nie durchhalten«, erwiderte Karl. »Wir müssen mit vier oder 5 g beschleunigen.«
    »6,377«, präzisierte Loki. »Nach 16 Sekunden werden wir uns mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde von Fenris entfernen.«
    »Dann … dreh … uns … herum!«, presste Karl hervor. Die Beschleunigung war mörderisch. Er fürchtete um die Gesundheit der anderen, besonders um die von Ragnar.
    »Ich bin in eine Parabel übergegangen«, meldete Loki. »Wir müssen uns zuerst von Fenris entfernen, um den Reaktorkern abstoßen zu können, und dann so weit wie möglich auf die entgegengesetzte Seite des Kometen gelangen. Wenn wir uns nicht diesen Unannehmlichkeiten aussetzen …«
    »Unannehmlichkeiten?«, brüllte Arnbjorn, dem vor Anstrengungen die Halsschlagadern hervortraten. »Du bringst meinen Vater um!«
    »Wenn wir uns nicht diesen Unannehmlichkeiten aussetzen«, wiederholte Loki wortwörtlich, »werden wir so hart auf Fenris aufprallen, dass keiner von uns überlebt. Ich bedaure aufrichtig die Belastung, die das Manöver für Ragnar bedeutet, aber

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