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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    Ungefähr eine Minute später spürte Karl, wie das Schiff eine Kurve beschrieb, und dann füllte Fenris den Bildschirm aus, der auf Frontsicht eingestellt war.
    Das Schiff stürzte dem Kometen entgegen.

24
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    Als Loki die Sichtschutzblenden auf der Lee-Seite hob, wurde ein zur Hälfte im Schatten liegender weißer Ball sichtbar, von dem sich Fahnen aus Wasserdampf über die 4000 Kilometer, die ihn von der Winter Song trennte, bis weit über sie hinaus ins All erstreckten.
    »Hast du den Abwurf des Reaktors eingeleitet?«, fragte Karl.
    »Habe ich«, bestätigte Loki. »Ich habe die Brennstäbe auf Zerfall geschaltet, sodass das gesamte spaltbare Material in rund 80 Minuten zusammenfließen wird. Bis dahin müssen wir unsere Position auf der entgegengesetzten Seite des Kometen bezogen haben, um vor der Druckwelle geschützt zu sein. Sie wird weitaus stärker als die Explosion ausfallen, die dein Schiff zerrissen hat – vorausgesetzt, der Reaktor explodiert nicht bereits beim Aufprall.«
    Ungefähr eine Minute später fügte er hinzu: »Die Sicher heitsprotokolle konnten außer Kraft gesetzt werden.«
    Das Schiff hallte von den Explosionen wider, die die Haltebolzen des Reaktors aus ihren Verankerungen sprengten und ihre Fracht in Richtung der schattigen Hälfte des Kometen schleuderten. Die Motoren des Schiffs, von ihrer Energiequelle abgeschnitten, verstummten abrupt.
    Karl lehnte sich in seinem Sessel zurück und atmete tief aus. Gleich darauf wurde er wieder nach vorn gezogen, als die Steuerdüsen das Schiff mit einem Schub von einem Zehntel g abzubremsen begannen.
    Sie passierten den Reaktor in einer Tangente, die so dicht an ihm vorbeiführte, dass Karl sich einbildete, den auf eine der Rohrverbindungen aufgedruckten Warn hinweis des Herstellers lesen zu können. Als er zusah, wie der Würfel mit einer Kantenlänge von rund fünf Metern von ihnen weg fiel, seufzte er erleichtert auf. Sie waren zwar immer noch ungefähr 3000 Kilometer von Fenris entfernt, näherten sich ihm jetzt aber wieder mit einer Geschwindigkeit von 900 Kilometern pro Minute.
    Die anderen hatten geschwiegen, während die Winter Song ihre irrwitzige Bahn um Fenris herum gezogen hatte, doch jetzt schrien sie begeistert auf und klatschten oder lachten. Alle bis auf Arnbjorn, der sich über seinen Vater beugte.
    »Sollte der Reaktor den Aufprall überstehen«, meldete sich Loki wieder zu Wort, »dürfte es ungefähr 78 Minuten dauern, bis die Masse kritisch wird und explodiert.«
    Die Steuerdüsen schoben das Schiff langsam nordwärts, fort von dem sich unablässig drehenden unscheinbaren Klotz aus Röhren und Metall, der Fenris entgegenstürzte. Loki gab wieder und wieder Feuerstöße durch die Bugsteuerdüsen ab, um den Flug der Winter Song zu verlangsamen, doch es war ein aussichtsloser Kampf. Sie verfügten nicht einmal mehr über ein Sechzigstel der Schubkraft des Hauptantriebs und hatten sich dem Kometen zum Zeitpunkt des Reaktorabwurfs mit einer Geschwindigkeit von 16 Kilometern pro Sekunde genähert.
    »Das wird jetzt wahrscheinlich dumm klingen …«, begann Bera.
    »Aber?«, drängte Karl.
    »Wir müssen abbremsen und auf die andere Seite des Kometen gelangen …«
    »Und?«
    »Was, wenn wir einfach an Fenris vorbeischrammen? Ihn als Bremsklotz benutzen?« Bera illustrierte ihre Worte, indem sie die eine Handfläche über den anderen Handrücken gleiten ließ.
    »Das würde uns in Stücke reißen«, sagte Orn, der sich vorgebeugt hatte, um ihr Gespräch zu verfolgen.
    »Lassen sich die beiden Hälften des Schiffs trennen?«, fragte Coeo. »Der Teil, in dem wir sind, und der Teil, in dem der Reaktor war?«
    Karl beobachtete den Bildschirm, auf dem eine feine Nebelwolke das einzige Anzeichen dafür bildete, dass der Reaktor sich mit fast unvorstellbarer Wucht in das Eis gebohrt hatte. Und das ist nicht einmal der Hauch eines Vorgeschmacks dessen, was Isheimur bevorsteht, dachte er. »Loki?«
    »Wir haben keine Verwendung mehr für die Maschinengondel«, sagte Loki. »Ohne den Reaktor ist sie lediglich tote Masse. Als Alternative könnte ich einen ihrer Wassertanks entleeren, wenn ich das Schiff vorher wende. Das würde uns etwas verlangsamen. Wir hätten dann zwar kaum noch Ausgangsmaterial zur Gewinnung von Wasserstoff für die Manövrierdüsen, aber …«
    »Tu es!«, befahl Karl und drehte sich zu Ragnar um, den Arnbjorn auf den Boden gelegt hatte. »Wie geht es ihm?«, erkundigte er

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