Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
sich aufsaugt. Er möchte unter anderem wissen, wie Isheimur vor der Ankunft der Siedler beschaffen war, wie es jetzt ist und wie es sich nach dem Aufprall des Kometen verändern könnte. Die ersten beiden Fragen habe ich vollkommen aufrichtig beantwortet, bei der dritten aber einige Auslassungen gemacht.«
    »Und was möchte er sonst noch wissen?«
    »Wie die derzeitige Situation in dem von Menschen besiedelten Weltraum aussieht. Da ich keine gegenteiligen Anweisungen von dir erhalten habe, war ich auch in diesem Punkt völlig ehrlich. Außerdem interessiert er sich ganz allgemein für die Geschichte der Menschheit.«
    Nach dem Ende seiner Schicht nahm Bera im Kommandositz Platz. »Eigentlich sollte ich mich ja weiter um meine Näherei kümmern«, sagte sie schlecht gelaunt. »Wie es sich für ein braves kleines Mädchen gehört.«
    »Soll ich das solange für dich übernehmen?«, fragte Karl, worauf sie ihn mit einem giftigen Blick bedachte.
    »Die Antwort darauf kennst du bereits«, erwiderte sie.
    »Und wie sieht es mit Ragnar aus?«, schlug er vor, ohne das protestierende Schnauben des alten Mannes im Hintergrund zu beachten, der sich offensichtlich übergangen fühlte. Er hob warnend einen Finger, als er aus den Augenwinkeln heraus sah, wie Ragnar Luft holte, um zu einer Erwiderung anzusetzen.
    »Du weißt, dass er sich nie im Leben zu so etwas herablassen würde«, sagte sie.
    »Ich bin bereit, Nähen zu lernen«, versicherte Karl. »Ehrlich!«
    »Ich weiß. Aber es geht schneller, wenn ich mich darum kümmere. Also werde ich das auch weiter tun.«
    »Dann bist du also nicht deshalb so gereizt, weil die ganze Näherei allein an dir hängen bleibt«, stellte Karl fest. »Was ist es dann?«
    »Das Problem ist, dass ich offenbar zu nichts anderem mehr komme«, knurrte Bera.
    »Was würdest du denn gern tun?«
    »Ich weiß es nicht!«, fauchte sie, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Es ist die ganze Situation!« Sie atmete tief ein und beruhigte sich ein wenig. »Ich möchte ganz einfach wieder unter der Zwillingssonne spazieren gehen, Karl. Ich weiß, wie unvernünftig das ist, aber ich komme einfach nicht dagegen an!«
    »Ich verstehe dich«, sagte er. Er hätte sie am liebsten in die Arme geschlossen und getröstet, aber das war in Ragnars Gegenwart unmöglich. »Was mich betrifft, bin ich es gewohnt, allein durchs All zu fliegen, aber selbst mich packt hin und wieder der Kabinenkoller. Manchmal bleibt einem dann nichts anderes übrig, als einfach nur abzuwarten, bis der Anfall wieder vorbei ist.«
    Ragnar räusperte sich. »Wisst ihr«, knurrte er, während er eine zitternde Hand in die Höhe hielt, »es gibt einige unter uns, die ihre Seele dafür verkaufen würden, eine Nadel und einen Faden auch nur halten zu können.«
    Darauf fiel Karl keine passende Antwort ein. Er verließ die Brücke und begab sich in den Sportraum. Wie nicht anders erwartet, fand er Coeo beim Training in einem der Laufräder. »Du legst ein ziemlich hohes Tempo vor«, bemerkte er. »Schön zu sehen, dass du dich in Form hältst.«
    »Ich sollte …«, keuchte Coeo abgehackt, »… besser in … Form sein … als vor dem Start …«
    »Rechnest du denn damit, nach unserer Landung rennen zu müssen?«, erkundigte sich Karl.
    »Vielleicht.« Coeo drückte auf eine Taste, worauf sich das Rad etwas langsamer drehte. »Diese Maschine hilft mir … beim Nachdenken …«, fügte er nicht mehr ganz so heftig atmend hinzu.
    Karl betrat das Laufrad neben dem Humanoiden. »Findest du sonst etwa nicht genug Zeit nachzudenken?«
    »Meistens schon … Aber viel Lärm und …« Coeo fuchtelte in der Luft herum, als könnte er dort das Wort finden, das er suchte. »… die Ablenkungen stören mich manchmal.«
    »Aha. Eine Art Meditation.« Karl wusste nicht, ob der umweltangepasste Mann etwas mit dem Begriff anfangen konnte, aber Coeo nickte.
    »Genau.«
    »Warum fragst du …?« Karl zögerte, unsicher, ob er Coeo damit vor den Kopf stoßen würde, doch dann überwand er seine Scheu. »Du stellst Loki ständig sehr viele Fragen. Warum?«
    »Um zu lernen«, erwiderte Coeo, als wäre das offensichtlich.
    »Aber wozu?«, hakte Karl nach. »Nur, um dich irgendwie zu beschäftigen?«
    »Teilweise. Aber auch, weil mein Volk zu viel Wissen verloren hat. Wenn wir gelandet sind und nach Hause zurückkehren, möchte ich ein Seher für meine Leute sein. Ich möchte wie du sein und alles wissen.«
    Tick. Die Uhr auf dem Monitor zeigte 119 Stunden an,

Weitere Kostenlose Bücher