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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Kraft.«
    »Flugbahn?«
    »Ich arbeite weiter daran, den Winkel abzuflachen, Karl.«
    »Scheiße!«, stieß Karl hervor. Wenn Loki die Flugbahn abflachen musste, folgte daraus, dass ihr derzeitiger Eintrittswinkel zu steil war.
    »Du sagst es.«
    Sie versammelten sich auf der Brücke, müde und mitgenommen. Karl ließ Kopf und Schultern hängen. Bera hielt sich mit einer Hand an seinem Arm fest und zuckte zusammen, als sie ihr Schlüsselbein mit der anderen Hand betastete. »Ich habe mich fast mit meinem Gurt stranguliert, als uns das Schiff herumgeschleudert hat«, erklärte sie Karl, als er fragend die Brauen hob. »Aber immerhin leben wir noch«, fügte sie kämpferisch hinzu.
    Coeos rechte Hand baumelte in einem merkwürdigen Winkel von seinem Handgelenk herab.
    Das zerbeulte Wrack, das einmal die Winter Song gewesen war, flog weiter, während die Bugdüsen unablässig feuerten. Der Countdown zählte unbarmherzig die Sekunden herunter. Noch 2000 Sekunden bis zur Detonation, dann noch 1000. Der Komet blieb weiter mit 14 Kilometern pro Sekunde hinter dem Schiff zurück, bis er selbst auf dem Bildschirm kaum noch zu sehen war und die Sekundenanzeige die 700 unterschritt. Plötzlich flammte in 50000 Kilometern Entfernung ein so blendend heller weißer Blitz auf, dass der Bildschirm einen Moment lang ausfiel.
    Als er den Betrieb wieder aufnahm, stob der Komet in einer Wolke aus glitzernden Splittern auseinander.
    Sie beobachteten schweigend, wie er sich auflöste, bis Loki schließlich sagte: »Der Reaktorkern ist 700 Sekunden zu früh explodiert. Der Aufprall hat ihn zweifellos beschädigt. Aber er hätte auch sehr viel früher explodieren können.«
    Nachdem die Explosion die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Fenris und dem Schiff eliminiert hatte, schloss das größte Fragment die Lücke zur Winter Song so langsam, dass man es kaum bemerkte. Kleinere Teile waren dagegen sehr viel stärker beschleunigt worden. Schon Minuten später erschauerte das Schiff unter einem Hagel kleiner Eiskörnchen. Es folgten größere Bruchstücke, die es stärker durchschüttelten, bis schließlich eine unsichtbare gigantische Faust die Winter Song zu packen und herumzuwirbeln schien, als wollte sie alles Leben in ihr auslöschen. Karl fürchtete schon, dass der Rumpf auseinanderbrechen würde, als das Schütteln wieder nach ließ.
    Sie waren schwerelos und wurden nur von ihren Gur ten in ihren Sesseln gehalten. Karl schnallte sich los. »Zeit, die Schäden zu inspizieren«, sagte er.
    Ein Stimmenchor potenzieller Freiwilliger, die ihn begleiten wollten, schwoll an.
    »Orn«, entschied Karl. »Der Rest bleibt hier.« Da das Gezeter kein Ende nehmen wollte, brüllte er: »Oi!«, und tatsächlich kehrte Stille ein. Er hob den Zeigefinger. »Ragnar ist zu schwach«, sagte er und nahm den Mittelfinger hinzu. »Arnbjorn wird als sein Nachfolger benötigt.« Der Ringfinger: »Coeo muss seinem Volk verkünden, dass zwischen ihm und den Menschen Frieden … ausgebrochen ist.« Der kleine Finger: »Bera bleibt hier, um Erste Hilfe zu leisten.«
    »Erste Hilfe?«, fauchte sie. »Wer bin ich denn? Die Kran kenschwester?«
    Karl ignorierte sie und begab sich zu Orn, der bereits im Durchgang zum Korridor wartete, dessen herausgesprengte Tür sie nie ersetzt hatten.
    Sie stießen sich ab und schwebten federleicht den Gang entlang. »Ich schätze, die anderen sind ein bisschen sauer auf dich«, murmelte Orn.
    »Das war ja auch der Zweck der Übung.« Karl lachte. »Ihnen etwas zu geben, worüber sie sich aufregen können, statt einfach nur vor sich hin zu brüten.«
    »Deine Ansprache vorhin war reiner Blödsinn, oder?«, fragte Orn. »All das Gerede über einen Nachfolger und dass Coeo seinen Leuten eine Botschaft überbringen soll … Wir sind so gut wie tot, richtig?«
    Karl antwortete nicht. »Wir müssen Materialien finden, mit denen wir die neu entstandenen Löcher stopfen können.«
    Sie schoben sich im schwachen Licht der Notbeleuchtung durch den Korridor und durchsuchten die daran angrenzenden Räume, wo sie genügend Plastik- und Metallteile für ihre Zwecke fanden. Mithilfe von einigen fast leeren Tuben Dichtungsgel, aus denen sie die letzten Tropfen herausquetschten, verwandelten sie eine Metallplatte mit einer Seitenlänge von 30 Zentimetern in eine Art Notpflaster. Nachdem sie die Prozedur ein gutes Dutzend Mal wiederholt hatten, gelang es ihnen schließlich, das Zischen der durch Risse und Spalten entweichenden Luft zum Schweigen zu

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