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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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als Loki die Maschinen erneut abschaltete. »Das Triebwerk überhitzt«, erklärte er. »Ich vermute, die Beschädigungen der Schubdüse erzeugen einen Hitzestau.«
    Karl spürte, wie sich seine Gedanken überschlugen, als schnürte die in ihm aufsteigende Panik die Sauerstoffzufuhr zu seinem Gehirn ab. »Können wir sie reparieren?«
    »Unwahrscheinlich«, antwortete Orn, der Ragnar auf der Brücke besucht hatte, um ein wenig mit ihm zu plaudern. Er hatte die Düse mit eigenen Augen vor Ort gesehen. »Dazu bräuchten wir schwereres Werkzeug, als wir haben. Oder eine tragbare Version der Nanoschmiede.«
    »Es geht am schnellsten, wenn wir das Triebwerk eine Weile abkühlen lassen und dafür die Beschleunigung etwas erhöhen. Außerdem haben wir ein bisschen Karenzzeit. Ich habe uns ursprünglich einen Zeitpuffer von sieben Stunden eingeräumt, und selbst mit der verlorenen Zeit bleibt uns noch der größte Teil davon erhalten.«
    Tick. Die Uhr unterschritt die 100-Stunden-Grenze bis zum Erreichen Isheimurs. Als sie bei 95 angekommen war und Karl seine Schicht gerade an Bera übergeben wollte, verstummte das Triebwerk ein weiteres Mal.
    »Überhitzt es immer noch?«, fragte er und spürte, wie sich erneut der schon vertraute Druck in seinem Kopf aufbaute und seine Gedanken lähmte.
    »Ich fürchte, es wird schlimmer«, erwiderte Loki. »Ich werde die Maschinen für längere Intervalle abschalten müssen. Wir haben aber immer noch eine Zeitreserve, auch wenn sie schrumpft.«
    »Gut«, sagte Karl.
    Tick. Noch 73 Stunden.
    »Ich werde das Triebwerk für 20 Minuten abschalten und danach mit 53 statt der bisherigen 50 Prozent beschleunigen müssen«, meldete Loki. »Was natürlich be deutet, dass sich der Hitzepegel schneller wieder aufbauen wird. Doch wenn wir es nicht tun, verpassen wir den Punkt, an dem wir den Reaktor abwerfen müssen, um Fenris zu sprengen.«
    »Was würde denn passieren …?«, begann Ragnar. »Nein, Moment«, unterbrach er sich selbst und schüttelte den Kopf. Obwohl eine Hälfte seines Gesichts immer noch gelähmt war, bewegte er sich schon wieder flüssiger und sprach deutlicher als nach seinem Schlaganfall, aber er war trotzdem nur noch ein Schatten seines früheren Ichs.
    »Was?«, ermutigte Karl ihn.
    »Um nur einmal das Undenkbare zu denken …« Ragnar wirkte peinlich berührt. »Manchmal ist es der Anführer, der die dummen Fragen stellen muss.«
    Am liebsten hätte Karl laut geschrien, dass er gar nicht scharf darauf war, den Anführer zu spielen, dass er einfach nur nach Hause zurückkehren wollte, anstatt in einer überdimensionalen Blechbüchse hocken zu müssen, die in einem kosmischen Eisberg steckte, der auf eine riesige Felskugel zuschoss. Doch es gelang ihm, seiner Stimme nichts von seinen Gefühlen anmerken zu lassen. »Raus damit.«
    »Was würde passieren, wenn wir die Düse nicht abkühlen lassen, sondern einfach weiter beschleunigen?«
    »Dann würde das Triebwerk überhitzen und entweder durchbrennen oder sogar den Reaktor explodieren lassen«, antwortete Loki.
    »Ah …« Ragnar zuckte verlegen die Achseln.
    Karl lächelte. »Manchmal ist das Undenkbare wirklich undenkbar. Aber es lohnt sich trotzdem zu fragen.«
    »Wir müssen also eine Wahl zwischen zwei unerfreulichen Alternativen treffen«, fasste Loki die Situation zusammen. »Wenn ich das Triebwerk nicht laufen lasse, schießen wir übers Ziel hinaus. Lasse ich es laufen, könnte es überhitzen, was wiederum dazu führen würde, dass wir das Ziel verfehlen, weil uns das zu weiteren Ruhephasen zwingt. Um das zu verhindern, müsste ich die Leistung nach jeder Pause weiter erhöhen, wodurch die Maschinen noch schneller überhitzen würden.«
    Tick. 46 Stunden.
    »Befinden wir uns immer noch innerhalb des zeitlichen Sicherheitspuffers, um Fenris zu zertrümmern?«, erkundigte sich Karl.
    »Es wird kleiner, aber noch reicht es aus«, erwiderte Loki.
    »Gut.« Plötzlich schoss Karl ein beängstigender Gedanke durch den Kopf. Er blickte sich verstohlen um. Zum Glück war nur Arnbjorn auf der Brücke, aber er befand sich auf der anderen Seite und hoffentlich außer Hörweite. »Du würdest mich doch nicht anlügen, oder?« Schließlich hatte Loki auch die anderen auf seine Anweisung hin nicht immer richtig informiert. Es handelte sich zwar nur um Halbwahrheiten statt um richtige Lügen, aber eben nicht um die ganze Wahrheit.
    »Das würde ich nicht tun«, versicherte Loki. »Welchem Zweck sollte das denn dienen?«
    »Solange

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