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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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dich!«
    In dieser Nacht schlief sie zum ersten Mal, seit Karl erwacht war, wieder in dem großen Haus, was ihr einige anzügli che Sticheleien von den anderen Frauen einbrachte. Wahr scheinlich war es nur Einbildung, aber sie glaubte, dass er ihr einen enttäuschten Blick hinterhergeworfen hatte.
    Deshalb hatte sie am nächsten Morgen auch das Gefühl, als sei es ihre Schuld, dass es Loki war, der sie wieder aus Karls Augen anblickte, die jetzt hart wie Schiefer glitzerten. Es kam ihr so vor, als hätte sie Loki allein durch ihre Abwesenheit erneut erweckt.
    Der Tag schleppte sich zäh dahin, erfüllt von einem schier endlosen monotonen Schnattern des Fremden, der zwischen den Worten kaum Luft zu holen schien und dabei ständig sabberte. Da er es offenbar nicht bemerkte, musste sie ihm den Speichel von den Wangen wischen, der ihm ununterbrochen aus den Mundwinkeln lief. Außerdem nannte er sie immer wieder Iokaste, und nach einer Weile machte sie sich nicht mal mehr die Mühe, ihn zu korrigieren.
    Ragnar schnaubte ungehalten, als sie ihm die Neuigkeiten mitteilte. »Er versucht nur, sich vor der Arbeit zu drücken.«
    »Das wird ihm nicht gelingen«, erwiderte Bera grimmig. »Er kann das Gemüse schälen.«
    In dieser Nacht schlief sie wieder in der Scheune und wurde irgendwann von dem lauten Gekläff des Hundes geweckt. Thorir stand draußen Nase an Nase mit dem immer noch vor sich hin quasselnden Schlafwandler. »Geh zurück ins Bett, Junge!«, fauchte er.
    »Schlag ihn nicht!«, rief Bera und zog Loki mit sich, bevor Thorir ihm einen Hieb mit dem Kolben seines Gewehrs verpassen konnte.
    In der nächsten Nacht, nachdem Loki erneut den ganzen Tag lang unsinniges Zeugs gequatscht, seinen Körper kaum unter Kontrolle gehabt und mehrfach versucht hatte, nach ihr zu grabschen, stand sie kurz davor, ihn allein zu lassen, wieder im Haus zu schlafen und die hämischen Bemerkungen der anderen zu ertragen, aber dann biss sie doch die Zähne zusammen.
    Am Morgen erwachte sie wie gerädert.
    Karl saß neben ihr und starrte zu den Sternen empor, die schnell im hereinbrechenden Licht der Zwillingssonne verblassten. Eine einzelne Träne rann ihm die Wange herab, und von Mitleid überwältigt schlang sie die Arme um ihn.
    Er strich ihr sanft über den Arm, als sie, von ihrer eigenen Reaktion überrascht, zurückzuckte. »Tut mir leid«, sagte er, während er sich über die Augen wischte.
    »Ist schon in Ordnung.« Sie konnte ihm einfach nicht sagen, was sie quälte, warum sie so heftig reagierte, auch wenn er jetzt wieder aus seinem schlafwandlerischen Zustand erwacht war; sie hatte einfach zu viel Zeit damit verbracht, alles in sich hineinzufressen. »Hast du gut geschlafen?«, fragte sie stattdessen.
    »Sehr gut«, erwiderte Karl, womit er die dunklen Ringe unter seinen Augen Lügen strafte.
    »Beeil dich, damit wir uns nicht verspäten. Ich hole uns unser Frühstück. Wir können es dann während der Arbeit essen.«
    Yngi humpelte hastig vorbei und entblößte die Zähne zu einem breiten Grinsen, als sie sich der Waschküche näherten.
    »Warum hat er es so eilig?«, fragte Karl. »Wo geht er denn hin?«
    »Er kümmert sich um den Snawk«, sagte Bera, während sie ihm die Stufen hinaufhalf.
    »Den was?«
    Statt zu antworten, ließ sie ihn in der Waschküche allein.
    Kurz darauf kehrte sie mit Brot, einem gekochten Ei, etwas Fleisch und einer Hand voll getrockneter Beeren zurück. »Hilft gegen Skorbut«, erklärte sie, als Karl die sauren Beeren probierte und eine Grimasse schnitt. Sie aßen schweigend.
    »Was ist ein Zwei-Ring?«, erkundigte sich Bera schließlich.
    »Keine Ahnung«, sagte Karl. »In welchem Zusammenhang?«
    »Du hast gestern irgendwas von einem Zwei-Ring erzählt.«
    Karl verzog das Gesicht. »Wann?«
    Bera ließ nicht locker »Du hast von einem Zwei-Ring-Test gesprochen.«
    Er seufzte. »Ein Zweyring-Test ist ein Begriff aus dem Bereich der KI, der Künstlichen Intelligenz. Mein Schiff hat eine ungeordnete Menge an Informationen in mich überspielt. Vermutlich war der Zweyring-Test dabei.«
    »Warum hat es … dir Informationen überspielt? Wie geht das?«
    »Wie? Gebündelte Transmission in ein körpereigenes Implantat. Warum? Damit ich über Informationen verfüge. Hat mir offenbar ja auch viel gebracht.«
    »Ist es das, was dich in Loki verwandelt?«
    »Das soll es nicht tun.« Karl atmete tief ein. »Wenn eine Zielperson eine große Menge an Informationen assimilieren muss, ist es gar nicht so

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