Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
eigentlich nicht unsere hübschen kleinen Köpfe zerbrechen sollen!« Sie wirbelte die Kurbel so schwungvoll herum, dass die Wäsche regelrecht durch die Rollen der Mangel flog. »Nur wenn eine wirklich lebensbedrohliche Situation eintritt, sind die Norns vielleicht bereit, Zubehörteile oder Medikamente herzustellen. Meistens aber selbst dann nicht; sie haben ihre eigenen Prioritäten.«
    »Die Norns?«, fragte Karl.
    »Das, was von den Maschinen der Gestalter übrig geblieben ist.« Rumms! »Ich habe dir schon von ihnen erzählt … oh, das heißt, dem bescheuerten Loki. Bei Freya, muss ich dir alles zweimal erzählen?« Rumms! »Wir wissen, was Cholera und Typhus verursacht«, fuhr Bera fort. »Die Technik ist der Versuch der Menschheit, gegen die Entropie anzukämpfen, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Wir haben zwar unsere technischen Ressourcen verloren, aber wir sind keine Wilden.«
    »Du hast recht«, sagte Karl. »Das wollte ich auch nicht implizieren.«
    Rumms!
    »Warum bist du so wütend?«
    »Ich bin immer wütend, Karl.« Rumms! »Nur lasse ich es mir normalerweise nicht anmerken. Das darf ich nicht. Ich bin nur das arme Aschenputtel.«
    Karl wirkte verwirrt.
    »Eine Figur aus einem Märchen. Aschenputtel war ein armes Mädchen. Man hat sie dabei erwischt, wie sie dem Märchenpräsidenten einen geblasen hat. Obwohl er abgestritten hat, dass jemals irgendwas zwischen ihnen gelaufen ist, wurde er aus dem Amt gejagt und sie zu ihren hässlichen Schwestern in die Küche geschickt.« Bera zuckte die Achseln. »Das stammt auch von dem Orakel.« Rumms! »Ich habe meine Eltern seit meinem achten Lebensjahr nicht mehr gesehen, ich werde wie eine Hure behandelt, und wenn ich mich einmal beklage, erinnert man mich daran, dass ich dankbar sein sollte. Dankbar … Sie haben meine Mitgift kassiert, und jetzt werde ich so behandelt. Ich darf nicht einmal um mein totes Kind trauern!«
    Schließlich ging ihr die Luft aus, und sie atmete tief ein. Als sie aufblickte und Karls verlorenen Gesichtsausdruck bemerkte, brach ihr fast das Herz. »O Karl, es tut mir leid. Du musst deine Familie genauso schmerzlich vermissen.«
    Er schwieg, aber seine Kiefermuskeln arbeiteten.
    »Wie viele Kinder hast du?«, erkundigte sie sich nach einer Weile, nur um das Schweigen zu brechen.
    Es sah sie an. »Ich habe einen Klon, obwohl ich nicht glaube, dass du das als ein Kind betrachten würdest. Außerdem ist Karla schon vor langer Zeit geboren worden.«
    »Ist Karla deine Tochter?« Sie hatte ihn den Namen bereits im Delirium murmeln gehört.
    »Sie ist meine Klon-Frau.« Zum ersten Mal lächelte er wirklich, als sie die Brauen fast bis zum Haaransatz hob. »Wer könnte denn ein besserer Partner sein? Obwohl solche Ehen nicht immer funktionieren. Manchmal ist das eigene Spiegelbild der letzte Mensch, mit dem man zusammen sein möchte. Und was Kinder betrifft … Lisane – meine Fortpflanzungsfrau – müsste jetzt bald mit unserem Kind niederkommen.«
    »Du hast mehr als eine Frau?«
    »Und einen Ehemann.« Er grinste. »Jarl. Jeder von ihnen hat drei Partner, von denen ich einer bin.« Sein Grinsen verblasste. »Wir haben uns zwanzig Jahre lang bemüht, unser erstes traditionelles Kind zu bekommen.«
    Bera schätzte ihn auf irgendwo in den Dreißigern, obwohl das schwer zu beurteilen war. »Wie alt bist du?« Dass man sich so lange um ein Kind bemühen konnte …
    Karls Lächeln wurde wieder breiter. »Sechsundneunzig.«
    Ihr wurde schwindlig. Damit war er älter als jeder andere, den sie kannte. Wer auf Isheimur es schaffte, die 60 zu überschreiten, war nur noch ein gebrechlicher Schatten seiner selbst. »Euer Leben muss in sehr annehmlichen Bahnen verlaufen.« Sie wusste, dass es unfair war, ihn darum zu beneiden, aber sie war machtlos dagegen.
    »Das liegt an dem Verjüngungsprozess«, sagte er. »Er verlängert unsere Lebensspanne und macht interstellare Reisen überhaupt erst möglich.«
    »Ah.« Das Gerede über Kinder ließ sie wieder an Palli denken. Es erschien ihr geradezu wie ein Verrat, zugelassen zu haben, dass dieser Eindringling sie derart von ihrem eigenen toten Sohn abgelenkt hatte.
    Als sie den Kopf hob, entdeckte sie Thorbjorg, die in der Tür stand und Karl mit einem Gesichtsausdruck beobachtete, der Bera an eine Hofkatze erinnerte, die vor einem Mäuseloch lauerte. Thorbjorg hatte einen weiteren Behälter voller Schmutzwäsche gegen die Hüfte gestemmt. Sie kippte den Inhalt in einen Kübel und drehte den

Weitere Kostenlose Bücher