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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ungewöhnlich, dass sie sie artikuliert. Auch wenn ich keine Ahnung habe, worum es sich bei vielem von dem, was das Schiff mir überspielt hat, handelt. Ich scheine kaum etwas über Isheimur zu wissen, abgesehen von Basisinformationen wie Orbit, Masse und dergleichen. Schlafwandlerei gehört normalerweise allerdings nicht zu dem Assimilationsprozess.«
    »Es gibt da etwas, das du mir verschweigst.«
    »Wohl eher etwas, das ich selbst nicht weiß«, sagte Karl.
    »Ragnar glaubt, du wärst … Wie hieß das noch mal? Schizoid.«
    Karls Lachen klang unecht. Er hob die Brauen. »Glaubst du das auch?«
    Bera ließ sich lange Zeit mit einer Antwort, während sie die Wringmaschine bestückten. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    Er runzelte die Stirn. »Habe ich dir vielleicht irgendetwas zuleide getan? Mache ich einen bedrohlichen Eindruck auf dich?«
    »Nein, aber ich bin mir auch nicht sicher.«
    »Stelle ich eine Gefahr für andere dar?« Karl wirkte beunruhigt.
    »Du hast nichts getan, was mich verletzt hätte«, erwiderte Bera vorsichtig, »aber ich gewinne allmählich den Eindruck, dass du es jederzeit tun könntest. Nicht aus Bösartigkeit, sondern weil du dich wie ein großes Kind verhältst.«
    Sie deutete auf den Metallkübel, der voller Wäsche war. »Wir sollten allmählich mit der Arbeit anfangen.« Auf einmal schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass das Wäschewaschen zu den Dingen gehörte, die in den Sagas mit keinem Wort erwähnt wurden. »Man hört nie etwas von Gunnlaug Schlangenzunges heroischen Kämpfen mit der Wäsche«, sagte sie, um die Stimmung aufzulockern, als sie die erste Ladung dampfende Wäsche aus dem Kübel in die Auffangrinne der Wringmaschine kippten. »Vielleicht fanden die Autoren der Sagas ja, dass solche Alltagsarbeiten nicht der Rede wert sind. Oder vielleicht waren sie auch einfach nur ungewaschene dreckige Bastarde, die ständig gestunken haben.«
    Karl lächelte, aber es war ein schwaches Lächeln.
    »Ich schätze, in den kommenden Jahrhunderten wird niemand Bera Sigurdsdottirs Kämpfe mit dem Wäschereiungeheuer besingen«, fuhr Bera fort. Sie zurrte den Rand eines Lakens zurecht – die Arbeit ging so viel leichter von der Hand, wenn man zu zweit war – und drehte die Kurbel.
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte ihr Karl zu. Er hielt das andere Ende der vor Wasser triefenden Wäschemassen in die Höhe und keuchte vor Anstrengung, während Bera die Kleidungsstücke durch die Rollen drehte.
    Seine gesamte Körpermuskulatur war deutlich definiert, jeder Bissen, den er hinunterschlang, schien sich vollständig in Muskelmasse zu verwandeln. Als Bera ihn zum ersten Mal am Arm berührt und einen kleinen Schlag verpasst bekommen hatte, hatte er ihr erklärt, dass die Nanophyten in seinen Körper unablässig arbeiteten, selbst während er schlief. Vielleicht waren sie es ja, die ihn schlaf wandeln ließen.
    Karl starrte das Laken an. »Du hast eine Menge zu waschen und zu putzen.«
    »Wie sollten wir sonst sauber bleiben? Uns sind nur wenige technische Hilfsmittel geblieben.«
    »Offensichtlich.«
    »Kennt du das Geheimnis, wie man die Maschinen in Betrieb hält?«, fragte Bera. »Man muss dafür sorgen, dass man für alles Ersatzteile parat hat.« Sie fädelte ein weiteres Laken in den Führungsschlitz der Maschine und fixierte es. »Das ist auch der Grund, weshalb wir nie genug zu essen haben.« Mit einem Ruck presste sie die Rollen aufeinander. Rumms! Alles, was sie tat, wurde von einem lauten Geräusch begleitet, das jeden ihrer Sätze unterstrich. »Weil Papa immer, wenn er zum Jahrmarkt fährt, alle überschüssigen Lebensmittel mitnimmt, um sie gegen Maschinenteile einzutauschen. Alle Bauern sitzen in den Zelten, wo sie saufen, rumhuren und sich prügeln, während unsere Leute Proviant gegen alles tauschen, was sie an Ersatzteilen und Werkzeug kriegen können.« Rumms! Sie hebelte die Rollen auseinander, und Karl hievte ein weiteres Hemd in die Höhe, das Bera plättete. Rumms! »Alle Röhren brennen irgendwann durch und können nicht mehr ersetzt werden. Lager und andere Metallteile korrodieren. In den alten Zeiten haben die Menschen so viel produziert, dass sie sich so benehmen konnten, als wäre der Nachschub an technischen Materialien unversiegbar.« Rumms! Sie lachte bitter. »Schau nicht so überrascht. Ich habe mich beim Orakel darüber informiert, wenn niemand in der Nähe war – auch was den ganzen anderen Männerkram angeht, über den wir Zucht kühe uns

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