Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
rief sie.
    Aus dem Inneren klang ein Kichern und dann Karls Stimme: »Nein, warte, jetzt drückst du es rein.«
    Beras Augen weiteten sich, und sie stürmte in das Haus.
    Die hochschwangere Salbjerg saß in ihrem Esszimmer. Es war kleiner als das von Ragnars Haus – wie es sich für Bjarneys niedrigeren gesellschaftlichen Rang ziemte. Salbjerg fächelte sich Luft zu, während sie Karl und Thorbjorg beobachtete.
    Karl hielt das Ende eines Tisches hoch, Thorbjorg hockte auf allen vieren unter der Tischplatte und blickte mit einem lasziven Grinsen zu ihm auf.
    »Du musst diesen Holzklotz da verschieben«, keuchte Karl. »Ich kann das Ding nicht den ganzen Tag lang halten.«
    »Ist ja gut«, sagte Thorbjorg. »Obwohl ich mir deine Muskeln stundenlang anschauen könnte. Bist du kitzelig?«
    Das brachte das Fass für Bera zum Überlaufen. »Thorbjorg!«
    Thorbjorgs Kopf ruckte hoch und knallte gegen die Unterseite der Tischplatte. »Au!«, stieß sie hervor.
    »Beweg endlich diesen verdammten Klotz!« Karls Stim me krächzte vor Anstrengung.
    Bera schubste Thorbjorg beiseite und schob das Holzstück unter das Tischbein. Karl ließ den Tisch sinken, derweil Bera wieder darunter hervorkroch. Er packte die Platte an beiden Seiten und wackelte daran. »Jetzt müsste er stabil stehen«, sagte er.
    »Wir haben Salbjerg mit dem Tisch geholfen«, erklärte Thorbjorg mürrisch. Sie rieb sich den Kopf. »Was du eigentlich hättest tun sollen. Aber weil du nicht gekommen bist, musste sie losgehen, um uns zu holen, und das in ihrem Zustand.«
    Es war Bera schleierhaft, warum der wackelnde Tisch ausgerechnet jetzt hatte stabilisiert werden müssen, aber das war wieder einmal typisch für Salbjerg. Was immer sie auch wollte, es musste stets sofort erledigt werden. Doch es war nicht Salbjergs Ungeduld, die Beras Wut erregte. »Du hast mir gesagt, die anderen würden etwas von mir wollen!«, fauchte sie Thorbjorg an. »Dass ich zu Salbjerg gehen sollte, hast du mit keinem Wort erwähnt!«
    »Ich habe gesagt, dass du im Haus gebraucht wirst!«, keifte Thorbjorg.
    »Du hast gesagt, dass die anderen mich brauchen würden, und von Salbjergs Haus war mit Sicherheit nie die Rede … du hast mich absichtlich in die Irre geführt!«
    »Verzeiht mir, dass ich Eurer Hoheit keine Karte gezeichnet habe. Hätte ich Euch vielleicht persönlich hierherbegleiten sollen? Und bei der Gelegenheit auch gleich Euren Umhang tragen?« Thorbjorgs Stimme wurde immer schriller. »Ich habe gesagt, dass du hier gebraucht wirst! Wenn du mit dem Kopf in den Wolken ziellos in der Gegend rumrennst, dann gib nicht mir die Schuld dafür, Bera Sigurdsdottir!«
    Bera bemerkte, dass Thorbjorg einen Blick zur Tür warf, und als sie über die Schulter schielte, sah sie Hilda im Eingang stehen.
    Hildas Gesicht war weiß, ihre Augen groß und ihre Na senflügel bebten. »Meine Damen«, sagte sie eisig. »Wäre es vielleicht möglich, es der armen Salbjerg zu ersparen, mitanhören zu müssen, wie ihr zwei euch wie die Huren auf dem Sommerjahrmarkt zankt?«
    Bera fand, dass die »arme« Salbjerg nicht den Eindruck machte, als bedauerte sie das Schauspiel in ihrem Haus, und sie spürte, wie ihr aus Wut darüber, von Thorbjorg manipuliert worden zu sein, die Tränen über die Wangen liefen.
    Ihr Herz raste, und sie atmete tief durch die Nase ein, um sich wieder ein bisschen zu beruhigen. Sie verließ das Haus bewusst langsam, während sie um ihre Beherrschung kämpfte. Doch als die anderen kurz nach ihr aus Salbjergs Haus traten, wirbelte sie zu ihnen herum. »Frag Karl, er wird es dir bestätigen!«, forderte sie Hilda auf. »Nicht wahr, Karl? Thorbjorg hat doch gesagt, die anderen würden mich suchen, oder?«
    Vielleicht war er nur geistesabwesend. Es war schwer zu sagen, denn als ein Sonnenstrahl durch die Wolken brach, verdunkelten sich seine Augen für einen kurzen Moment. Dann schloss sich die Wolkendecke wieder, und als seine Augen wieder ihr normales Aussehen annahmen, meinte Bera, einen gepeinigten Ausdruck in ihnen zu entdecken.
    »Ich habe nicht richtig aufgepasst«, erwiderte er. »Tut mir leid.«
    Bera wandte sich ab, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Es spielt keine Rolle, wer was gesagt hat«, sagte Hilda. »Wir haben es hier offenbar mit einem Missverständnis zu tun. Geh jetzt zurück zur Arbeit, Karl. Bera, auf ein Wort.«
    Als Bera sah, wie sich Karl gemächlich entfernte, wäre sie ihm am liebsten hinterhergerannt, um ihm zu sagen, was sie von seiner Schwäche

Weitere Kostenlose Bücher