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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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tödliche Jagdprogramm initiierte.
    »Die Erhaltung eines lebensfähigen Ökosystems erfordert ständige Eingriffe in die klimatischen Abläufe des Planeten …«
    Du hattest dich tief auf den Grund des fleischlichen Geistcontainers sinken lassen, und irgendwie war es dir gelungen, der Aufmerksamkeit des dunklen Spähers zu entgehen, der sich rasend schnell deinem Versteck näherte. Du warst in der gleichen Position wie die Überlebenden von Tau Ceti IV, als sie hilflos zusehen mussten, wie der Shiva-Asteroid ihnen in einer gleißenden, die Netzhaut zersetzenden Flammenkorona entgegenstürzte.
    »Das Interregnum war die unvermeidliche Folge des Versuchs, ein einheitliches Gemeinschaftswesen in den verschiedenen Son nensystemen trotz der Begrenzung durch die Lichtgeschwindigkeit über interstellare Entfernungen hinweg beizubehalten …«
    Lücken in der Abschirmung der mächtigen Angreifer verrieten dir seine Bezeichnung: »Diagnoseprogramm, Künstliche Intelligenz, Gefährtenebene.« Für dich aber hatte er alle Kennzeichen, die ihn als einen Mörder auswiesen, ein mit Schaltkreisen tätowiertes virtuelles Muskelpaket, das mit kalter unbarmherziger Effektivität agierte.
    »Erst die Entwicklung von Pseudo-ÜLG-Reisen durch Raum zeitfalten und die Verlängerung der menschlichen Lebenserwartung auf die derzeitigen vier bis fünf Jahrhunderte war es möglich, die Postterranische Hegemonie …«
    Diesmal haben wir überlebt, dachtest du, aber nächstes Mal sind wir vielleicht nicht so glücklich …
    Wie sich herausgestellt hatte, war Zeit kein Luxus, den du dir länger leisten konntest. Der Andere war fest entschlossen, die Kontrolle über deine Erinnerungen an sich zu reißen, die – sofern du nicht wie ein Dämon um jede Synapse, um jeden Aspekt deiner Persönlichkeit kämpfen würdest – alles waren, was deine Existenz ausmachten. Da du auf dieser primitiven Welt keinerlei Möglichkeit hattest, dich in einen kybernetischen Wirt zu transferieren, konnte nur dieser biologische Körper deinen Sturz in die Nichtexistenz aufhalten.
    Wenn uns also keine andere Wahl bleibt, werden wir kämpfen, dachtest du. Zeit, einen Gegenangriff zu starten.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Bera Karl, als er sich steifbeinig aus den Decken schälte.
    »Okay.«
    »So, wie du dir den Rücken reibst, stimmt das nicht. Eine weitere harte Nacht?«
    »Musst du das wirklich fragen?«
    »Nein.« Bera stieß den Atem aus. »Du warst wieder unruhig. Loki ist wieder zum Vorschein gekommen, kurz bevor du eingeschlafen bist. Das ist jetzt die … wie vielte … die vierte Nacht in Folge?«
    »Ja«, murmelte Karl. »Zerebrale Nanophyten können kaum etwas gegen Schlaflosigkeit ausrichten. Ich schätze, dass Loki immer während des Übergangs zwischen den Wach- und Schlafphasen an die Oberfläche kommt.« Er packte das Frühstück aus, das wieder einmal aus einer Portion Lammfleisch bestand. Die Müdigkeit führte dazu, dass sein Gehirn nicht richtig auf Touren kam. »Also, wo sind wir jetzt?« Es war zwei, vielleicht auch drei Tage her, seit sie Steinars Land verlassen hatten. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er Bera am Abend zuvor eine ganz ähnliche Frage gestellt hatte.
    Sie zog ihre kostbaren zerknitterten Papiere hervor und deutete auf einen Punkt. »Ich denke, dass wir etwa hier sein müssten. Dieser Pfad führt nach Nornadalur.«
    »Das Tal der Monteure?«, übersetzte Karl. Sein Blick wanderte zu den Pferden, die mit den Hufen im Schnee scharrten. Er rieb sich die Mundwinkel, die an diesem Morgen merkwürdig entzündet gewesen waren, ein Kontrapunkt zu den merkwürdigen stechenden Schmerzen am unteren Bereich seines Rückgrats.
    Eine riesige Herde Felsfresser wühlte auf ihrer Wanderung überall im Tal die weiße Schneedecke auf. Sie hinterließ ein Geflecht verwirrender Spuren in der felsigen Heidelandschaft, die jetzt vor Karl und Bera lag.
    »Ja«, bestätigte Bera.
    »Wir sollten diesen Pfad nehmen«, sagte Karl.
    »Das Tal liegt etwas abseits von unserer Route.«
    »Trotzdem sollten wir dorthin«, beharrte Karl und fügte hinzu: »Ich bin am Verhungern.«
    Bera seufzte. »Wir verbrauchen unsere Vorräte viel zu schnell. Sie werden uns früher ausgehen, als ich erwartet habe. Dabei war ich wirklich sicher, dass wir genug eingepackt hätten.«
    »Ich bin weit davon entfernt, dich zu kritisieren«, versicherte Karl. »Ganz im Gegenteil, Bera.« Sie strahlte; erst jetzt erkannte er, wie schwach ausgeprägt ihr

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